I.3. DAS WIRBELTIER ZWISCHEN NIEDERGANG UND WAHN
                 Das Einzigartige: Evolution in arteigner Umwelt


"Die Thecodontia ("Wurzelzähner") sind eine Gruppe von ausgestorbenen Reptilien, die sich vom späten Perm bis zum Ende der Trias (vor ca. 255 bis 200 Mio. Jahren) als erste große Radiation der basalen Archosauria entwickelt haben. Ihren Namen verdankt die Gruppe der Art der Befestigung der Zähne im Kiefer, die als thecodont (griech. theke= Behälter, odous, odontes = Zahn) bezeichnet wird. Die Zähne der Thecodontier saßen - ähnlich wie bei den Säugetieren - in einer Kieferhöhlung (Zahnfach), und waren nicht direkt mit dem Kieferknochen verwachsen (akrodont), wie bei Fischen und Amphibien." (https://de.wikipedia.org/wiki/Thecodontia)

https://de.wikipedia.org/wiki/Ornithosuchus



      Zusammenfassung. Der Mensch entwickelte sich mit relativ geringen körperlichen Veränderungen von einem zweibeinigen Vorfahren der Thekodontier in engen Lebensräumen an Ufern warmer Meere. Entscheidend für das Menschwerden war artinterner Kampf. Die ins Festland verdrängten zweibeinigen Formen brachten in Anpassung an Umweltbedingungen zahlreiche vierbeinige Formen hervor, doch Raubsaurier, blieben zweibeinig. Nach dem Aussterben der Dinosaurier wiederholte sich der Vorgang a n Säugetieren, außer Kängurus, primitivsten Säugetieren mit noch nicht reduziertem Schwanz, die zweibeinig blieben. Vögel und Meeressäuger bilden seitliche Evolutionslinien, mit sehr unterschiedlichen Arten, von denen manche, trotz tiefer anatomischer Veränderungen und Verlust von Greifhänden, im hohen Grade die geistigen Fähigkeiten der Vorfahren behielten.

      Einführung. Die wissenschaftliche Entwicklungsgeschichte des Menschen, wie sie in den letzten Jahrzehnten des XX. Jahrhunderts dargestellt wurde, löste in mir Zweifel und Unbehagen aus. Den Grund dafür könnten folgende Sätze aus Handbüchern der Biologie wiedergeben: "Recht unvermittelt erscheint nach dem Neandertaler vor etwa 40000 Jahren in Westeuropa der Cromagnonmensch, ein bereits typischer Jetztmensch (Homo sapiens sapiens) mit jungpaläolithischen Kulturzügen, vor allem auch einer relativ reichen Kunst" oder "Sie (die Cromagnonmenschen) erscheinen in Europa an vielen Stellen gleichzeitig. Ihr Gehirnvolumen betrug 1400 cm3. Es erreichte in wenigen Tausend Jahren eine Größe bis zu 1500 cm3. Diese schnelle Zerebralisation ist für die ganze Menschwerdung von großer Bedeutung." Es bedeutete nämlich, dass in entwicklungs- geschichtlich sehr kurzer Zeit ein Tier enorme geistige Fähigkeiten entwickelt hatte, was mir unwahrscheinlich schien. Ich wartete auf neue Erkenntnisse der Wissenschaft, doch diese veränderten an dieser Auffassung nichts. Nach Jahren geistiger Unruhe erschien mir das Ganze in einem denkbaren Zusammenhang. Es sind die von der Wissenschaft hervorgebrachten Tatsaschen in anderer Reichenfolge.

3.1. In der Zeit vor 300 bis 200 Millionen Jahren bedecken Flachgewässer große Teile des Planeten. Der in getrennte Gebiete aufgeteilte, doch in seiner wesentlichen Eigenschaft, dem Übergange von Wasser zu Land, ähnliche Lebensraum bringt eine Anzahl viergliedriger Kriechtiere hervor, unter ihnen die Thekodontier, von denen Dinosaurier, Flugsaurier und Vögel abstammen. Die Tiere sind unterschiedlich entwickelt, manche sind lebendgebärend, manche haben ein zusätzliches Scheitelauge entwickelt. Die hier dargestellte Geschichte beginnt mit den halbaufrechten, zweibeinigen, mit Greifhänden ausgestatteten räuberischen Thekodontiern.
     Mit Zunahme des Wassers breitet sich ihr Lebensraum aus, Tiefwasser führt Lebensräume zusammen und engt sie ein. Ausbreitung des Lebensraumes entwickelt Fruchtbarkeit, Einengung - Aggressivität. Die Tiere sind wenig spezialisierte Allesfresser, die in Wasser und auf Land jagen, und immer näher verwandte Arten jagen müssen, da leichtere Beute ausgemerzt wird. Sie benutzen die vorderen Gliedmaßen im Kampf und Nahrungserwerb.
     Die über Erdzeitalter fortschreitende Gebirgsbildung verändert den Lebensraum der Thekodontier. Die Ufer werden zu aus dem Meere herausragende Felsen, wo Siedlungsflächen, schützende Felsspalten und Höhlen umkämpft sind. Es ist ein Lebensraum schwierigen und mühsamen Lebens, dennoch günstig fürs Überleben, da mit beständigem Nahrungsangebote des Meeres, Trinkwasser, und dem was im anliegenden Land zu finden und zu erbeuten war. Behaupten auf dem Land werden sie sich nicht, da dort die großen räuberischen Dinosaurier jagen. Ihr Gebiet verteidigen sie erfolgreich. Jagd an den Steilufern war für die großen Dinosaurier zu gefährlich, denen, die es wagten waren sie überlegen, da sie sich durch Klammern an Felsen geschickter bewegten, und lernten Steine zu werfen. Es trug zur Entwicklung funktionstüchtigerer Hände und längerer Arme bei. Der Kampf um günstige Siedlungsplatze wurde zwischen Individuen derselben Art ausgetragen, wodurch Jagd in Kampf ausartet. Diese Veränderung der Beutenahme bestimmt die weitere Entwicklung dieses Tieres. Ich nenne es "Greifer".
     Auf die körperlichen Merkmale der Greifer ist aus Fossilien der Thekodontier zu schließen. Es sind zweibeinige, halbaufrechte Tiere mit senkrecht gestellten Beinen, gut beweglichen Armen und Greifhänden. Die Bedingungen für die Entstehung dieser besonderen Eigenschaften, nämlich Lebensraum am Übergang von Land zum seichten Wasser, Gewichtverringerung und stützende Wirkung des Wassers, Gegengewicht des schweren Schwanzes, Ausschauhalten über der Wasseroberfläche, Nutzung sowohl der Ressourcen des Wassers, wie des anliegenden Landes, waren vermutlich einmalig in der Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere. Der selektive Vorteil dieser Merkmale ist offensichtlich. Thekodontier verschwanden jedoch nach dem Erscheinen der Dinosaurier. Vermutlich veränderte sich diese erfolgreiche Art im Festland derart, dass die Nachfolgertiere den Thekodontiern nicht mehr zugeordnet werden.

      3.2. Bei hoher Fortpflanzungsfähigkeit der Kriechtiere kommt es schnell zur Überbevölkerung des eingenommenen Gebietes. Es gab stets mehr paarungsbereite Männer als empfängnisbereite Frauen, was innerhalb von Gemeinschaften zum Konkurrenzkampf führte, der schwächere Männer aus dem Reproduktionsprozess drängte. Konkurrenzkampf der Männer um Frauen ist immer Zweikampf. Greifer sind Einzelkämpfer, die Beute im Zweikampf nehmen. Diese Art von Beutenahme ist für die Gemeinschaft günstig, da unabhängig vom Ausgang des Kampfes andere Tiere an der für den Sieger zu großen Beute teilhaben. Kämpfer überleben, wenn sie icht schwer verletzt aus dem Kampfe gehen. Dazu müssen sie mit den Händen die Kiefern des Gegners vom Leibe halten, was Individuen mit langen Armen und gewandten Händen bevorzugt. Eine natürliche Auslese von künstlicher kaum zu unterscheiden. Der Greifer geht siegessicher in den Kampf - er ist genetisch Jäger. Der Überlebende festigt die genetische Anlage des Jägers, der Verlierer ist tot. Ehe der absurde Jäger - kein normaler Jäger geht auf so hohes Jagdrisiko ein - ein günstigeres Verhalten erlernen kann, wird diese für die Weiterentwicklung der Art entscheidende Lebensweise von einer ununterbrochenen Reihe Sieger genetisch geprägt. Dieses Tier kann flüchten, aber muss jagen. Es hat die Freiheit nicht alles für sein Überleben zu tun. Es ist von Anfang ein behindertes Tier.
     Im Kampf innerhalb der Art wird jede Änderung sogleich geprüft, das auffallend Abweichende mit dem Instinkt des Jägers ausgemerzt. Besser ist, was Töten von Individuen der eignen Art begünstigt, wenn es unmerklich besser ist. Es sind geistige Fähigkeiten. Die Umwelt der Greifer wird maßgeblich von Artgenossen geprägt, ihre Veränderung wird von Veränderung der Art bestimmt. Die Entwicklung der Art vollzieht sich in Wechselwirkung zwischen Individuum und Gemeinschaft, wobei die Anforderungen der Umwelt im Maße der Fortentwicklung des Individuums wachsen.
     An der Schwelle von Erkenntnis müsste dem Greifer in den Sinn kommen, dass er Beute im Todeskampf macht. Diese Erkenntnis wäre lebensgefährlich, denn sie macht Angst. Er muss "Wissen" mit "Glauben" wiedergutmachen - glauben Jäger zu sein. Er steigerte die von der Natur erfundenen Täuschungsarten der Tiere zur Selbsttäuschung und Wahn. Damit schaffte sich ein Tier einen über den Lebensraum hinausgehenden geistigen Raum, für den die artexterne Umwelt nur Randbedingung ist. Seine Geschichte wird zur Geschichte von Kämpfern und Zuschauern. Zuschauern, die Kämpfe miterleben, mitkämpfen, spielend wiedererleben, im Traum siegen.
     Im Kampf der absurden Jäger versagen die hergebrachten Jagdroutinen, Voraussehbares, also Rationelles, scheidet aus. Mit Schwanz als Waffe und Stütze, mit Greifhänden und Kiefern, mit zum Kampf freigestellten Beinen, sind die Kampfdisposi tionen des Greifers komplex, die Chancen bis zur Entscheidung gleich. Die Gemeinschaft ist egalitär, es gibt nur Sieger, denn Besiegte sind schnell vergessen. Leben und Überleben kann der Kämpfer nur dann, wenn er sich mit den Siegern identifiziert. Bevor er selbst in den Kampf geht, ist er leibhaft "kollektiver" Sieger. "Der Glaubende . - Tier oder Mensch - geht mit seinem falschen Glauben zugrunde", sagt der Philosoph Karl Popper. Nicht die Greifer. Bei einer Wahrscheinlichkeit des Überlebens von 50% halten sich Wahn und Wirklichkeit genau die Balance, Glaube ist zugleich falsch und richtig, "falscher" Glaube scheidet aus, mit ihm das Rationale, "richtiger" Glaube überlebt, mit ihm das Irrationale. Hier wird Wahn zur Wirklichkeit. Es ist zugleich der Übungsplatz für objektive Erkenntnis, für jenes intentionale Innesein eines Objekts im Subjekt, das zur Erkenntnis und zugleich Selbsterkenntnis führt, da Subjekt und Objekt weitgehend identisch sind. Bevor das zu Erkennende in Sprache oder anders festgehalten werden konnte, wurde es bei intensivster Teilnahme des Erkennenden ständig vorgeführt. Der Schauende kann Versuchsstationen erleben und Irrtümer überleben - bis auf seinen Irrtum. Das jedoch ist seine persönliche Erfahrung, bedeutungslos für die Fortentwicklung der Art.

      3.3. Menschwerden als Notwendigkeit der Natur ist eine besser vermittelbare Geschichte, da Entscheidungen des Objekts objektiver Erkenntnis zuwiderlaufen. In dieser Geschichte ist nichts leicht. Es sind Entscheidungen zwischen kämpfen oder flüchten; zwischen Hände nutzen oder Kiefern nutzen. Der Kämpfer muss töten ohne schwer verletzt zu werden, doch schwer verletzt wird er meist durch Biss. Das Meiden des Einsatzes der Kiefern war ein Willensakt mit nicht abschätzbaren für das Menschwerden Folgen. Durch würgen oder wringen? Es ging, wenn man Kiefern - sie waren damals noch lang - und Kopf - er war damals noch klein - in den Griff bekam und umdrehte. Ein leichter, schmerzloser Tod, vermutlich leichter zu bewirken als würgen Eine Auslese, wie sie direkter nicht sein kann. Bis dahin war der Greifer ein schwer bewaffnetes Raubtier. Jetzt waren die langen Kiefern nachteilig. Ebenso der lange Hals. Sie wurden reduziert. Die andere Seite des Hebels dagegen umso günstiger, je schlechter zu fassen, also größer. Der Schädel wuchs schneller als fürs Gehirn nötig. Deutlich Stärkere gab es nicht, denn die Kraft den Kopf umzudrehen hatte jeder, und wer den Kopf in den Griff bekommen wollte, musste auch seinen hinhalten. Alles entschied sich im letzten Augenblick, der Ausgang des Kampfes war nicht vorauszusehen, denn im Spiel musste das Entscheidende ausgelassen werden. Es siegte, wer einen Moment länger glaubte Sieger zu sein. So kamen Hoffnung und Glaube schon früh ins Spiel ums Menschwerden. Ins Spiel, denn ohne grausamen Zerfleischens - und eben das machte den Unterschied zwischen Greifer und Bestien aus. Aber nicht nur das. Krieger haben ein Dilemma, das sich Jägern nicht stellt. Einen im Zweikampf verletzten Sieger zu töten, wäre biologisch sinnlos. Begann etwa so Moral? Und Ruhm? Denn der wiederholt siegreiche Mann wurde bewundert - und begehrt von Frauen. Er war der bekannteste Mann, weil er am längsten da war.
     Bei Raubtieren werden männliche Kinder nach kurzer Reifezeit meist von Müttern verjagt. Bei den Greifern sind Spätreifende begünstigt, da sie mehr Kämpfe sehen, älter werden, größere Chancen haben den ersten Kampf zu überleben, an eine Frau zu kommen und ihre Gene weiterzugeben. Ein bedeutender Unterschied, denn mit langer Reifezeit geht in der Regel höhere Intelligenz und längere Lebenszeit einher.
     An körperlichen Merkmalen gemessen vollzieht sich die Entwicklung der Greifer sehr langsam. Das Ufer als Berührungszone von Land und Wasser ist im Wesentlichen ein unveränderliches Milieu. Die artinterne Auslese körperlicher Unterschiede und die einheitliche Umwelt schränken die Variabilität dieser Art ein.

      3.4. In Hungerzeiten verringern sich die Populationen der am Ufer angesiedelten Greifer. Zunächst der Männer, schließlich auch der Frauen. Die Überlebenschancen dieser Art sind gut, da zu den beständigen Ressourcen des Meeresufers, Eigenressourcen hinzukommen, wobei in Zeiten reichlichen Nahrungsangebotes die Eigenressourcen als Vorrat für Hungerzeiten aufgebaut werden. Auch mit einem Mann und einigen Frauen kann das Volk noch überleben.
     Bei Überbevölkerung können Greifer auf in der Nähe liegende Inseln ausweichen. Auf großen Inseln sind die Entwicklungsbedingungen ähnlich wie an den langen Ufern. Auf kleinen Inseln sind sie schwieriger, denn die Ressourcen des Landes geringer, der Kampf ums Überleben härter. Ein Archipel kleiner Inseln ist ein Glücksfall. Neue Eigenschaften können sich schnell verbreiten, da die Inseln durch relativ wenige Individuen besiedelt werden und die Populationen schnell wachsen. Isolation, genetischer Drift und Kreuzung begünstigen Auslese.
     Auch von schwer erreichbaren steil abfallenden hohen Ufern können Greifer durch Sprung ins Meer Beute machen. Durch diese Lebensweise werden stark veränderte Abkömmlinge der Greifer als Gleiter und Flieger den für Wirbeltiere neuen Lebensraum der Luft beherrschen. Es erfordert fein abgestimmte Veränderungen der Struktur, Physiologie, Dynamik und Steuerung des Körpers. Möglich wird es durch eine grotesk anmutende Verlängerung des vierten Fingers und Ausbildung zwischen Finger und Hinterbeinen einer Flughaut. Die Lehre von seltenen zufälligen Mutationen, die derartige Anpassung ermöglichen sollten, zwingt schon hier zum Überdenken.

      3.5. Diese Geschichte zeigt menschliche Eigenschaften im entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang. Eine Entwicklungsphase am Wasser ist aus Merkmalen abzuleiten - darauf sind auch andere gekommen. Das Verhalten von Neugeborenen und Kleinkindern im Wasser, die unter der Haut gelagerte Fettschicht, spärliche Körperbehaarung, Richtung, in der sich Haare legen, Tränendrüsen, Füße, die zugleich als Flossen funktionieren können, weisen auf Wasser. Salz, als unentbehrlicher Nahrungszusatz - auf salziges Wasser. Landtiere sollten auf Salz so nicht angewiesen sein. Manche unternehmen lange Wanderungen um an Salz zu kommen, was ihre Überlebenschancen nicht gerade vergrößert. Der Mensch mehr als andere Landsäuger abhängig von Salz, da er seine Körperwärme mit durch Salzausscheidung bedingtem Schwitzen reguliert, und dabei Mengen von Salz ausscheidet. Es gibt wenig Salz im vom Meer entfernten Lande, außer wenn man danach tief in der Erde gräbt. Warum sollte er - als Landtier - diese luxuriöse Wärmeregulierung erfunden haben?
     Der Mensch ist unfähig Harnsäure abzubauen. Ihm und den Menschenaffen fehlt das Enzym dazu. Folglich haben Mensch und Menschenaffen diese Fähigkeit nie gehabt oder sie verloren. Landtiere müssen lange Trockenzeiten überleben. Warum sollten sie ein so nützliches Gen verloren haben? Als am Wasser lebendes Tier brauchte der Mensch diese Fähigkeit nicht. Haben die im feuchten Klima lebenden Menschenaffen sie noch nicht erworbenen? Der Mensch trinkt im Vergleich zu Landtieren sehr viel und sehr oft. Seine Niere ist stärker entwickelt, als aller anderen Landsäuger. Sie ist vermutlich die ursprüngliche. Vieles Trinken rettete am Ufer vor Verhungern. Auch das ausgebeutete Meer enthält noch Mineralsalze, Kleinalgen, Kleintiere.
     Ein warmes wasserreiches Milieu ist für den Menschen so natürlich, dass der entwicklungsgeschichtliche Zusammenhang kaum wahrgenommen wird. Wer denkt schon an die Unangepasstheit des nackten Primaten an die Umwelt aller geographischen Breiten, außer den in Schwärmen heimgesuchten Stränden der warmen Meere. An das aufwendige Anschaffen und Erwärmen von Wasser und an dessen maßlosen, bis zur Erschöpfung der Ressourcen gehenden Verbrauch. Landsäuger haben das Problem anders gelöst: Sie gehen einmal am Tage zur Tränke und putzen sich das Fell. Übrigens, ein Fell, das sich von Stellen ausgebreitet hat, die auch beim Menschen behaart sind.

      3.6. Herkunft aus dem Flachwasser, artinterner Kampf und Leben am Ufer des Meeres erklären die Entwicklung der Sinnesorgane des Menschen. Das Tier musste ständig Ausschau halten, lauschte auf Geräusche der Wellen, roch die über dem Wasser treibenden Dünste. Am Geschmack des Wassers erkannte es Pflanzen, mit der Haut nahm es Vibrationen auf. Der Geschmacksinn war überlebenswichtig, da er auch im trüben Wasser Orientierung gab. Reptilien verlassen sich auf die Zunge, erkunden die Umgebung durch züngeln Beute und Gefahr. Die Fähigkeit des feinen Schmeckens dieser Spezies hat möglicherweise hier ihren Ursprung. Von der Bedeutung des Gesichts zeugt das bei manchen Reptilienarten erhaltene Scheitelauge, beim Menschen umfunktioniert zur tief im Gehirn liegenden Zirbeldrüse. Es war nicht genug die Oberfläche des Wassers zu beobachten. Das unter dem Wasser sammelnde oder jagende Tier musste auch den von oben angreifenden Feind sehen.
     In der nachfolgenden Entwicklung an dicht bevölkerten, vom Wellengang rauschenden Ufern der Meere, war das Tier vor allem auf das Gesicht angewiesen. Gerüche und Geschmackstoffe drängen sich auf, auf das Gesehene muss hingewiesen werden. Die Gebärde hat den Nachteil eines individuell wahrgenommenen Zeichens, den Laut hören alle. Gesang entwickelten mit Gesicht sich orientierende Sammler und Jäger, wie Vögel, ebenso, an Schall sich orientierende Pflanzenfresser und Jäger, wie Wale, nicht aber von Geruch geführte Landjäger. Im Kampf innerhalb der Art kam Entscheidendes dazu: der Gegner. Der Jäger, dessen Beute wie er selbst reagierte, geriet außer sich. Die Voraussetzungen für das Ausstoßen von Lauten waren gegeben, da im Wasser die Tiere für den Unterwasserkampf möglichst viel Luft in die Lunge nahmen. Jetzt kam die Luft raus. Menschwerden begleiteten Wut und Gebrüll. Der Laut brachte Stärke und Kampfbereitschaft zum Ausdruck. Bevor er Bildern und Vorstellungen zugeordnet wurde, war er mit Emotionen geladen. Er kam von außen und zugleich von innen, rief innere Wesenheiten hervor. Dieses Hervorrufen erschien dem Rufenden als Erschaffen. Der Jäger wurde zum Krieger nicht im angeborenen Zusammenspiel der Sinne, aber in Begleitung von Lauten. Durch den Laut wurde diese Verwandlung übersinnlich - geistig. Es lenkte die Aufmerksamkeit zunehmend auf die hervorgerufenen sinnenseelischen Wesenheiten, schwächte Sinne und Sinneswahrnehmungen ab.

      3.7 Fische und Reptilien fressen Brut und Junge, es ist ein archaisches Verhalten. Im flachen Wasser war die übermäßige Brut gut angelegter Vorrat für Hungerzeiten, doch immer blieb Brut übrig und ein Teil der Jungen kam selbständig durch. Am dichtbesiedelten Ufer musste Brut geschützt werden. Die Mutter hat allen Grund sie von anderen nicht fressen lassen. Lebendgebärende Tiere können es leichter, da Verluste zwischen Eiablage und Schlüpfen entfallen. Diese Entwicklung gibt es schon bei Fischen, Lurchen und Reptilien, möglicherweise gab es sie früh auch bei Greifern. Die Mutter verteidigt und pflegt Kinder, doch bringt meistens nur die durch, die sie tragen kann. Einzelgeborene und weniger selbständige Kinder überleben öfter, da sie besser geschützt sind und mehr lernen. Sie müssen früh zur Nahrungsbeschaffung beitragen. Dieses Verhalten kommt zum Vorschein: Das Kleinkind zieht unwiderstehlich zu Pfütze und Sand, gräbt im Sande, steckt Gefundenes in den Mund - ein Atavismus, wie auch das Zeigen der Zunge, nicht korrigierbar, bis es daraus auswächst. Im Kampf ums Überleben wurden Kinder als Mitkämpfer nützlich, ein ausgewachsenes Kind nützlicher, als viele kleine. Kinder schützen bedeutete für die Mutter eigenes Leben schützen - und prägte sich als Instinkt totaler Hingabe ein.

      3.8. Zitzen bildeten sich am aufrechten Tier aus. Die Mutter trägt das Kleinkind an der Brust, das Kind klammert sich an Haut und Haare, überlebt, wenn es nicht loslässt, da die Mutter oft beide Hände für Nahrungsbeschaffung und im Kampf braucht. Die enorme Kraft des Griffes rezenter Kleinkinder stammt aus dieser Vergangenheit. Der hungrige Fleischfresser lutscht und beißt an der Brust. Die Wunde verheilt nicht, da jeder Ansatz zur Vernarbung weggelutscht wird. Es überfordert die angeborenen Heilungsmechanismen, die verletzte Brust entwickelt ein Schutzgewebe, das bei Biss statt Blut eine eiweißhaltige Flüssigkeit ausscheidet, nahrhaft genug für das Kind, schonender für die Mutter. Sie wird abgeleckt - ist der wahre "Leckerbissen". Ein Drüsenfeld aus Binde- und Fettgewebe lindert den Reiz und scheidet die Flüssigkeit ökonomischer aus. Dabei könnte es geblieben sein. Es war nicht gut genug. Eine Brust mit Zitze, die sich dem Kind vor den Mund legt und die es mit dem Mund halten kann bis es satt ist, war genau das Richtige. Das Kind hat sich diesen Vorteil herausgebissen, herausgesogen, herausgezogen - es hing an der Brust. Zugleich den der Mutter, denn außer den Vorteilen der Stillung, könnte die größer werdende Brust die Angriffslust des Mannes auf andere Bahnen gelenkt haben. Als Dauerausformung ist sie nachteilig, außer beim Schwimmen. Bei anderen Säugern, Schimpansen ausgenommen, schwillt sie nur zum Säugen an.

     

http://palaeos.com/vertebrates/archosauria/ornithosuchus.html


3.9. Vor 66 Millionen Jahren starben Land- und Meeressaurier in einer erdgeschichtlichen Katastrophe aus. Echsen, ursprüngliche Kriechtierarten, Beuteltiere, Vögel und Säugetiere überlebten. Ähnlich großes Aussterben von Tierarten gab es mehrmals zuvor. Die Ursache sind meist Vulkanausbrüche, die die Luft vergiften und anschließend das Klima verändern. Auf der südlichen Erdhalbkugel, wo Beuteltiere überlebten, könnten Greifer überlebt haben.
Fürs Leben und Überleben an Steilküsten waren Höhlen vorteilhaft. Dafür, dass Höhlen einst von Menschen bewohnt waren, gibt es reichlich Zeugnisse, die ältesten an Meeren werden auf 2 Millionen Jahre datiert. Zeuge ist der Mensch selbst, nämlich Menschentypen mit schwach pigmentierter Haut, die im sonnenreichen Zonen leben. Bei Aussterben von vergifteter Luft, könnten Greifer in ausgedehnten Höhlen durchgekommen sein.
Wie würden sie vor 66 Millionen ausgesehen haben?
     Das Tier bewegt sich aufrecht, der Schwanz ist kürzer, das Fersenbein ausgebildet, einige Knochen sind verloren gegangen, andere modifiziert, die Kiefern reduziert, was ein Gesichtsprofil mit herausragendem Kinn, großer Nase und fliehender Stirn hervorbrachte. Das Tier ist Säuger, doch anatomisch ein archaisches Wirbeltier mit großem Gehirn. Ist es Mensch? Als das mit Händen tötendes Tier, wäre es "Mensch" schon viel früher. Es ist nicht genug fürs Menschsein.

      3.10. Das von Sauriern freie Festland wird ausgehend von Ufern der Meere von Greifern, wie zuvor von Thekodontiern, besiedelt. Aus der Logik dieser Geschichte folgt, dass der Vorgang des Zeitalters der großen Kriechtiere sich wiederholen würde.
     Im Festland werden Greifer zu allesfressende Sammlern und im weiterer Anpassung zu Pflanzenfressern. Für spätere Ankömmlinge sind die Pflanzenfresser Beute. Sie entwickeln sich zu Raubsäugern. Die Pflanzenfresser wehren sich mit Zunahme der Größe. Eine fossile Nashornart, das Indricotherium, war 6 m hoch, 9 m lang und 20 t schwer, Rüsseltiere erreichten eine Höhe von 4 m, der Diprodonton, eine Beuteltierart Australiens, die Höhe von 3 m. In weiterer Entwicklung werden die Pflanzenfresser durch Übergang zur Vierbeinigkeit schneller und verringern ihr Gewicht. Raubsäuger passen sich mit Vierbeingkeit an die Schnelligkeit der Fluchttiere an. Kängurus sind die einzigen, die zweibeinig blieben.
     Die Ausbreitung der Pflanzenfresser im Festland veränderte die existentielle Lage der Greifer. Die Pflanzenfresser vergrößern ihre Nahrungsressourcen des Ufers und damit die Überlebenschancen der Art. Sie werden weit im anliegenden Land gejagt, um die ihnen folgenden gefährlichen, spezialisierten Jäger vom Ufer fern zu halten. Die schwangere und Kinder versorgende Frau ist als Jäger benachteiligt. Sie bleibt auf der Meeresseite des Ufers, im ursprünglichen "Zuhause", als Sammlerin in Ufergewässern. Der Mann wird zum Jäger im anliegenden Land. Er entwickelt höheren Wuchs, breitere Schultern, geringere Fettablagerung, stärkere Körperbehaarung, wird kräftiger und schneller als die Frau. Die Fettschicht ist bei der im Wasser Nahrung suchenden Frau stärker als beim Mann, die Körperbehaarung und Pigmentierung schwächer, der Tastsinn feiner. Der Kopf des Menschen ist behaart, er ragt aus dem Wasser. Die fehlende Gesichtsbehaarung bei der Frau deutet auf die Art der Nahrungssuche im Wasser, ihre Sucht in den Spiegel zu schauen erklärt sich von selbst. Die Stimme ist bei ihr und Kindern hoch, denn so übertönen sie das Rauschen des Meeres. Mädchen bleiben am Ufer, ihre Stimme bleibt hoch. Heranwachsende Knaben gehen mit den Männern ins Land auf Jagd. Jäger verständigen sich mit tiefer Stimme. Die Stimme der Knaben mutiert. Der selektive Vorteil der tiefen Stimme als sekundäres Geschlechtsmerkmal des Mannes ist gering - der Tenor rührt die Frau tiefer, früher war es der Kastrat, das Kind im Manne. Frauen und Kinder suchten Schutz im Meere. Bei Flucht ins kühle Wasser wird der Atem schnell und krampfhaft - "schluchzend". Tränen schützten Augen vor salzhaltigem Wasser. Erregung, Angst und Schmerz verbinden es zu "weinen". Frauen und Kinder weinen leichter.
     Im Festland ist Lautlosigkeit, sowohl für Jäger, wie Gejagte, die bewährte Verhaltungsweise. Greifer, die sich dem Festland anpassten, entwickelten Geruch zum führenden Sinn, denn ohne die Stille zu durchbrechen, sagt er jedem zugleich das "Was", "Wo" und "Wann". Der Geruchsinn wird zum Mittel einer in sich geschlossenen sinnlichen Intelligenz. Reiz löst direkt die Reaktion aus, Vorstellung geht verloren, Emotionen kommen seltener zum Ausdruck, das Repertoire der Laute wird ärmer. Die Erfüllung anderer lebenswichtiger Funktionen verursacht anatomische Veränderungen des Stimmorgans mit Einbußen der Lautformung. Im Ausgleich verschärft sich Geruchsinn und Gehör.

      3.11. Der Niedergang zur Vierbeinigkeit ist in dieser Geschichte ein zwingender Schluss. Er ist an zahlreichen Fossilien erkennbar, doch daraus wird die Erhebung des Tieres zum Menschen konstruiert. Allein die vielen zum Aussterben führenden Sackgassen der menschlichen Entwicklung und der geistige Kraftakt, mit dem man einen Vertreter der Tupaiidae zum Vorfahren der Affen aufbaut, diese auf die Beine zwingt und inmitten von Raubkatzen, Wildhunden und Hyänen das aufrechte Laufen lehrt, stimmen nachdenklich. Doch an diese Schwierigkeiten hat man sich unterdessen gewöhnt. Man hat es schwer in der Reihe - Homo sapiens sapiens - Neandertaler - Bonobo - Schimpanse - Bären - Hyänen - Katzen - Wildhunde - Gazellen Phasen des Niederganges zu sehen, wenn es zweifelsfrei als Aufstieg vorgeführt wird. Doch sobald man es so sieht, sieht man es wie im Werden. An den Hyänen, zum Beispiel, insbesondere an der Tüpfelhyäne, dem laufschwachen Jäger, der nur im Rudel größere Beute erjagen kann, anderen Jägern Beute abtreibt, oft mit Aas sich abfinden muss. Hundeähnlich, aber zu Katzenartigen gezählt, mit den langen, kräftigen Vorderbeinen, der nach hinten abfallenden Rückenlinie und dem kurzen Schwanz - eine in die Systematik schlecht passende Konstruktion. Intelligent, hässlich, ungeschickt, unvollendet. Man spürt die Qual der Anpassung, das Noch-Dazwischen-Sein. Die Wissenschaft kann mit dieser Sonderkonstruktion nichts anfangen. Der Körper der Hyänen wird einfach als "vorne stark überhöht" (Zitat) bezeichnet. Damit ist die Denkrichtung vorgegeben, doch das Probleme nicht aus der Welt geschafft. Tüpfelhyänen leben im Durchschnitt 20 Jahre, in Gefangenschaft bis 41 Jahre. Die um 10% schwereren Weibchen sind dominant. Das höchstgestellte Männchen ist dasjenige, das in der Gruppe am längsten anwesend ist. Der Östrus dauert bis 3 Tage. Der Penisknochen fehlt. Viele Kopulationen führen nicht zu Befruchtung. Alle Weibchen pflanzen sich fort und paaren sich mit mehreren Männchen. Sie haben oft nur ein Paar Zitzen, gebären meist Zwillinge und Einzelkinder, und zwar in Rückenlage. Die bis 1,6 kg wiegenden Neugeborenen sind weit schwerer als die von Katzen und Hunden, und werden 12 bis 16 Monate gesäugt. Das soziale Verhalten ist ähnlich dem der Altweltaffen. Diese Eigenschaften passen schlecht in die wissenschaftliche Einreihung dieser Tiere, doch das größte Rätsel ist die Vermännlichung der Weibchen. Die Vagina fehlt, der Kitzler ist stark vergrößert und kann bis zur 90% der Größe des Penis erigieren, die Schamlippen sind verschlossen und bilden ein hodensackähnliches Gebilde. Urinieren, Begattung und Geburt erfolgen durch den Kitzler. Jede achte Geburt endet mit dem Tod der Mutter, jedes dritte Neugeborene erstickt beim Durchgang durch den Kitzler. Es ist eine Notlösung der Evolution, so unwahrscheinlich, dass es mit allen Mitteln der Wissenschaft erklärt werden sollte. Ich habe nach Beschreibungen der embryonalen Entwicklung der Tüpfelhyäne gesucht. Vergebens. Es gilt für alle wissenschaftlich anerkannten lebenden Vorfahren des Menschen. "Dem Menschen wird von der Tradition seiner Kultur vorgeschrieben, was er lernt und wie er lernt. Vor allem aber werden ihm scharfe Grenzen dessen gezogen, was er nicht lernen darf", sagt Konrad Lorenz.

      3.12. Reptilien, Mensch und Affen legen im Stand und bei Fortbewegung den ganzen Fuß auf die Unterlage. Andere Säugetiere sind Zehengänger oder Zehenspitzengänger. Ein zweibeingier Sohlengänger würde sich auf allen vieren schneller fortbewegen, wenn er Formen entwickelte, wie sie an vierbeinigen Säugetieren zu beobachten sind, nämlich verlängerte Mittelhandknochen und Mittelfußknochen, verkürztes Oberarm- und Oberschenkelbein, reduzierte und verhornte Finger und Zehen. Es beginnt mit der Verlängerung des Fußes und dem Abheben des Fersenbeines, wie bei Bären, und endet mit Verstärkung einzelner Finger und Zehen bei Zehenspitzengängern, wobei mit fortschreitender Veränderung die Tiere schneller werden.
     Das herausragende Kinn gilt wissenschaftlich als rezentes Merkmal des Menschen, da seine nächsten Verwandten, selbst der Neandertaler es noch nicht ausgebildet hatte. Von den Erklärungsversuchen dieser Entwicklung hat sich keiner durchgesetzt. Unerklärt ist auch die Entwicklung der Nase, doch hier wird auf einen Zusammenhang zwischen Nasenform und Klima hingewiesen. So sollen sich breite Nasen im heißen und feuchten, schmale und lange Nasen im kalten und trocknem Klima entwickelt haben, allerdings mit zahlreichen Ausnahmen, wie den Lappen und Eskimo. haben.
     In dieser Geschichte sind herausragendes Kinn und große Nasen Merkmale der schwach pigmentierten, zeitweise in Höhlen lebenden Menschen dieser Geschichte, deren Nachkommen sich im kalten Norden, wie im warmen Orient angesiedelt haben. Organismen, die über entwicklungsgeschichtlich lange Zeiten in einer wenig veränderten Umwelt leben, verändern sich wenig. Es würde für auch die an Meeresufern Menschen gelten. Ohne Notwendigkeit der Anpassung an Umweltbedingungen kann der Organismus das Bestehende vervollkommnen, was mit Langlebigkeit einhergehen könnte. Mythen der schwach pigmentierten Menschen berichten von Langlebigkeit.

      3.13. Nachdem sich im Tertiär Laubwälder verbreiteten, konnten wenig veränderte Nachkommen der Greifer vor Raubtieren in die Bäume flüchten und als pflanzenfressende Kletterer und Hängler überleben. Sie passten Hände und Füße an diese Fortbewegungsart an, doch bewahrten im hohen Maße die ursprünglichen Körpermerkmale. Die am wenigsten Abgewandelten können sich über kurze Strecken zweibeinig bewegen. In Gebieten, wo Bäume im größeren Abstand stehen, wie in Savannen, entwickelten einige Arten, wie Paviane, Schnelligkeit auf allen Vieren und starke hundeähnliche Kiefern. Sie flüchten in Bäume, doch jagen erfolgreich auf dem Boden. Sie könnten sich als vierbeinige Raubtiere durchsetzen.
     Spätere Abkömmlinge der Greifer kommen mit primitiven Werkzeugen und der Fähigkeit Feuer zu entfachen ins Festland. Sie wehren Angriffe der Raubtiere ab und behaupten sich als allesfressende zweibeinige Sammler und Jäger. Sie werden den Hominini zugeordnet. Die ältesten Funde sind 7 Millionen Jahre alt. Im artfremden Lebensraum, mit jahreszeitlich bedingtem Nahrungsangebot, ist die Eiweißzufuhr oft ungenügend und der hohe Salzbedarf schwierig zu decken, was bei chronischem Mangel zu körperlicher Schwäche führt. Sie tendieren zu Kleinwuchs. Die Sterberate ist hoch, daher meiden sie artinterne Kämpfe. Zur Anpassung an die sich schnell verändernden Umweltbedingungen des Festlandes ist eine schnelle Abfolge von Generationen nötig. Reife- und Lebenszeit verkürzen sich. Vor späteren Ankömmlingen flüchten sie in überlebensungünstigere Gebiete, wo sie aussterben oder ausgerottet werden.

      3.14. Die primitiven Werkzeuge der Hominini lassen vermuten, dass auch die an Ufern lebenden Greifer nur einfache Werkzeuge entwickelten. Dort genügte es. Das Notwendige würden sie erfunden haben. Fische mit Stöcken stechen. Hölzer zu Flößen binden. Steine scharf schlagen und damit aus Stämmen Boote schaben. Einfache Schiffe bauen und Segel aufstellen. Überdachungen errichten. Durchlässige Wälle aus Steinen im Meer bauen, an denen Nutzbares zurückblieb. Künstliche Hügel zur Flucht vor Flutwellen errichten. Sie erfanden das, was sie brauchten. Die uralten Jagdgeräte Schleuderspeer und Bumerang kamen vermutlich aus dem Gebrauch, weil sie in Fertigung und Anwendung zu kompliziert waren. Ein Mann, der ein Werkzeug als Waffe nutzte, würde als abartig umgebracht. Ihre Tradition und Ethik ermöglichte die Höherentwicklung des Individuums und den Erhalt von kleinen Gemeinschaften. Technische Zivilisation würde es zerstören. Ihr Überlebensproblem stellte sich anders. An Ufern der Meere bedrohten Wirbelströme, Vulkanausbrüche und Tsunami Leben. Davor kann man sich schlecht schützen. Sie überlebten, weil schon ein Paar Überlebender von Neuem anfangen konnte. Trotzdem stellt sich die Frage: Hatten sie vor Millionen Jahren die für den Aufbau einer technischen Zivilisation nötigen Fähigkeiten? Die Antwort liefern wir selbst. Nach nicht einmal dreihundert Jahren technischer Zivilisation ist die Spezies und der Planet fast am Ende. Das intellektuelle Potenzial des Menschen ist zu groß für technische Zivilisation. Sein geistiges Potential ist ausgerichtet auf Selbsterschaffung.

      3.15. Nachkommen der Greifer, die sich dem Leben im Meer anpassten, doch weiterhin gemeinschaftlich Nahrung erwerben, und akustisch kommunizieren, wie die Delphine, behielten im hohen Maße die Intelligenz ihrer Vorfahren. Dasselbe gilt für Vögel, deren Vorfahren Arme und Hände zum Flug einzusetzen hatten und die von Händen ausgehenden Reize im Gehirn auf komplizierte Weise umfunktionierten. Es sind seitliche Entwicklungslinien.
     Vögel bauen Nester aus verschiedensten Materialien mit verschiedenen Techniken, einschließlich Weben. Nester mit Eingangstunnels, angehängt an Fäden, geknotet mit Schnabel und Fuß; regelrechte Hütten, wie die der Hüttengärtner, mit dekorierten Vorhof aus farbprächtigem Material zur Anziehung der Weibchen, erbaut und geschmückt von jedem Männchen auf besondere Art. Papageie unterscheiden Begriffe und artikulieren sie. Die Elster erkennt sich im Spiegel. Eine Krähenart der Neukaledonischen Inseln reißt den Rand dorniger Blätter ab und zieht damit Maden aus Löchern in Baumstämmen. In einer Versuchsanordnung legte man Maden in einen Behälter mit Griff versehen, stellte den Behälter in eine Glasröhre, legte daneben einen Draht. Die Krähe schaute sich die Anordnung kurz an, bog ohne zu zögern mit Schnabel und Fuß ein Ende des Drahtes zurecht und zog, das andere Ende des Drahtes im Schnabel, den Behälter am Griff heraus. Der Schimpanse, der Gegenstände auf verschiedenste Art in die Hand nimmt und mit ihnen manipuliert, kann es nicht. Es wäre zu prüfen ob er es erlernen kann. Der letzte Vorfahre der Vögel, der einen Gegenstand in die Hand nahm, lebte vor über 60 Millionen Jahren.
     Raubtiere sind meist intelligenter als Pflanzenfresser, und zwar umso intelligenter je wehrhafter die Beutetiere. Der Nahrungserwerb der Greifer war der denkbar schwierigste. Den gleichen Gegner mit bloßen Händen umzubringen ist schwieriger als mit Werkzeugen an der Natur herumzubasteln. Über die Gründe, dass Hände als Wirkorgane, im Sinne von Werkzeugen, von der Wissenschaft außer Acht gelassen werden, wäre nachzudenken. Wenn aber Händen diese Bedeutung zuerkannt wird, dann benutzte der Greifer Werkzeuge schon vor 250 Millionen Jahren. Anatomisch vervollkommneten Hände in dieser Zeit nicht viel, sehr viel dagegen Auge, Nervensystem und Gehirn in Abstimmung mit den Händen. Und eben, weil im Kampf mit dem besser werdenden Gegner der Einsatz der Hände immer komplexer wurde, konnte es zur Anomalie des Menschseins kommen.

      3.16. Das Ausmaß des Tötens von Artgenossen unterscheidet den Menschen von anderen Säugetieren. Jäger töten Artgenossen selten. Männchen mancher Jäger töten Jungtiere, bei einigen Arten sind es Kinder fremder Väter, manchmal töten ranghöhere Weibchen Kinder der Konkurrentinnen; es kommt vor in Revierkämpfen der Männchen. Restpopulationen von Sammlern, die lediglich Scheinkämpfe führen oder Kämpfe ritualisieren, sind im Aussterben. Jägervölker, die gelegentlich Kriege führten, wurden von einem Kriegervolk, das gelegentlich jagt, aber zu Sesshaftigkeit neigt, ausgerottet. Seit Menschengedenken führt der Mensch Kriege. Ist Töten von Artgenossen eine späte Entartung des Jägers oder eine Gemeinsamkeit mit primitivsten Tieren?
     Am Anfang der Stammesgeschichte der Wirbeltiere ist Töten von Individuen eigner Art. Fische, Echsen, Warane, Krokodile töten sich gegenseitig, fressen ihren Nachwuchs. Bei höheren Tieren wird die Mehrheit der Männchen durch Verdrängung im chancengleichen Konkurrenzkampf an der Weitergabe ihrer Gene gehindert. Wenn Männchen um Reviere kämpfen, schätzen sie die Kosten des Kampfes vernünftig ab und schränken Töten auf das Nötigste ein. Der Mann lässt die Kosten des Tötens gänzlich außer Acht. Er tötet für Herrschaft, Gott, Heiliges Land und irgendein Land, für Ruhm, Ehre, Freiheit, Gleichheit, für Freiheit zur Ungleichheit, für nichts, wahllos, grundlos. Macht er sich einen vernünftigen Grund vor, etwa töten für mehr Lebensraum, stellt sich bald heraus, dass er in einem kleineren Lebensraum besser als je leben kann. Er geht in den Tod, obwohl die seit Jahrtausenden dokumentierte Erfahrung der Art, zuzüglich seit zwei Tausend Jahren gepredigter Nächstenliebe ihn davon abhalten sollte. Er tötet im Alleingang und in präziser Zusammenarbeit. Sträflich in dunklen Winkeln und ehrenhaft auf Schlachtfeldern. Im Spiel und aus Langeweile. Typisch für die einzige Unterart der Gattung ist nicht das Lösen von Überlebensproblemen durch Töten. Typisch sind Männer, die im Wahn töten und dadurch nichts lösen. Nicht einmal die millionenfachen Verstümmelungen im Artilleriefeuer des Ersten Weltkrieges konnten sie abhalten nach zwanzig Jahren wieder lustvoll in den Krieg zu ziehen. Sie müssen Siege feiern. Erst als die Atombombe explodierte bemerkten sie, dass mit Tapferkeit, Opfergeist Heldentum, und Kampf überhaupt, etwas nicht stimmt. Zur Besinnung kamen sie nicht, wenn man zusammenrechnet, was danach noch so alles losging. In keinem Fall töten kann der Mann nicht beschließen. Er kann nur beten es nicht zu tun. Vor drei tausend Jahren gab es ihm Gott schriftlich. Gleich danach statuierte er ein Exempel.
     Regelmäßig erfolgreiche Jagd auf dem Meer ersetzte bei an Ufern siedelnden Menschen weitgehend tödlichen Kampf durch Wettkampf. Das vielerorts noch in geschichtlichen Zeiten bezeugte Töten der Verlierer im Wettkampf, sagt freilich, dass man sich nur zögerlich von der Vergangenheit trennte.

      3.17. Über das Schwierigste ist zu schweigen. Mit Kannibalismus sich auseinandersetzen tut weh. Als ich vor vierzig Jahren die Geschichte schrieb, war es schwierig die Tatsachen festzustellen, da man zu dieser Zeit glaubte die Berichte seien übertrieben oder wurden erfunden. In der Zwischenzeit verschafften Erkenntnisse der Paläontologie Klarheit. Heute genügt es die entsprechenden Internetseiten zu öffnen. Nein, es war nicht leicht Mensch zu werden - Natur macht keine Geschenke. Der Mensch kann die Welt erkennen, weil er in hunderten Millionen Jahren seinen Gegner erkannte, ein Objekt weit komplexer als das Universum. Er kann sich selbst erkennen, weil der Gegner mit ihm fast identisch war. Er kann viel mehr, denn intellektuelle Fähigkeiten machen Menschsein nicht aus. Des Weges dahin wird man erst nach jahrelangem Nachdenken über die Folgen von Nahrungserwerb im brüderlichen Zweikampf bewusst. Ich konnte nie verstehen, warum Jesus auf dem Letzten Abendmahl sich dieses Gedenken erbat. Bis mir bewusst wurde, wie leicht man das der Natur Entrungene verlieren kann.

      3.18. Einen zielstrebig zugespitzten Stein in Steinschichten von vor 100 Millionen Jahren wird man wohl nie finden. Wenig wahrscheinlich auch die Entdeckung fossiler Funde von Greifern an Meeresufern. Wenig aus Zeiten, in denen sie Eigenressourcen nutzten, noch weniger nach dem Anstieg des Meeresspiegels um 110 m im letzten erdgeschichtlichen Umschwung vor 12000 Jahren, der die Ufer im Meer versenkte. Den Kataklysmus dieser Zeit überlebten nur wenige an Meeresufern lebende Menschen. Wie aus Mythen und Religionen hervorgeht, zu wenige um eine Population aufzubauen.
     Grundlage der wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte des Menschen sind Fossilien und Erzeugnisse. Diese Geschichte beschreibt sie aufgrund von Indizien, die diese Funde in anderen Zusammenhang stellen. In ihr geht Entwicklungsgeschichte fließend in Mythen und Frühgeschichte über. Überlieferungen der Mythen sind in die Wissenschaft nicht einzubringen. Ihre Aussagen zur Langlebigkeit, Überzahl männlicher Geburten und Fruchtbarkeit der Frauen, so sonderbar sie scheinen, sind jedoch wesentlich für das Verstehen dessen was aus der Erde nicht herauszuholen ist. Ich verfasste es unter dem Titel: "Kann das Tier für sein Menschwerden etwas tun?" Das Problem stellte sich einst dem Heiligen Augustinus als er fragte: Kann der Mensch für seine Erlösung etwas tun? Nichts kann er tun - ist die Antwort - alles hängt von der Gnade Gottes ab. Ähnlich antwortet die Wissenschaft: Nichts kann das Tier tun, alles hängt von der Gnade des Zufalls ab. Doch der Kämpfer wollte siegen und der Sieger siegte oft wiederholt. Gegenseitiges Töten der Männer dieser Spezies ist einzigartig unter Männchen der Tiere, jahreszeitlich unabhängige, unmerkliche Empfängnisbereitschaft, und Brüste, die nach dem Säugen sich nicht zurückbilden, einzigartig unter Weibchen. Zufall ist es nicht, denn dadurch wurden Frauen auch während Schwangerschaft und Säugen für Männer attraktiv, was sie zur ständigen Versorgung der Frauen und Kinder heranzog und die Voraussetzungen für die Entwicklung von Sinnlichkeit und Erotik schuf.

     Der Mensch der Wünsche Geschöpf?

     Ich hielt das Werk zurück. Je näher der Gegenwart war es schwieriger zu schreiben, das letzte Kapitel ist wohl nicht das Richtige. Und im Titel wäre jetzt zu fragen: "Muss das Tier für sein Menschwerden etwas tun?". Denn der Mensch bleibt ewig Tier und muss ständig Mensch werden. Aber würde ich es geschrieben haben, wenn im Spiegel ein langes Gesicht mit eng angesetzten Augen, stark ausgeprägtem Kinn, sehr großer Nase und fliehender Stirn mich zum Wegschauen zwänge?
     Nachdem vor einigen Jahren in einer Höhle auf der Insel Flores Fossilien kleinwüchsiger, Werkzeuge herstellender und Feuer nutzende Menschen entdeckt wurden, auf zwölf Tausend Jahre datiert, diese Menschen aber so aussehen, als würden sie vor hunderten Tausend Jahren gelebt haben, beginne ich zu glauben noch einmal Glück gehabt zu haben, denn man könnte auf den vielen Inseln dort bedeutend ältere Funde von höher entwickelten Vorfahren dieser Menschen entdecken.

     Am Anfang ist immer Illusion.

     Jetzt, Jahrzehnte nach der Erstfassung, bin ich der Ansicht, dass die aus Zufallsfunden konstruierte Entwicklungsgeschichte dem Menschen mehr schadet als nützt. Ich vermute, es sind Funde aus absteigenden Entwicklungslinien. Eine Entwicklungsgeschichte die Eigenschaften und Verhalten des Jetztmenschen erklärt, wäre die Bessere. Sie würde in die von Geschichte erfasste Vergangenheit anbinden und diese besser verstehen. Vielleicht wäre dann beim Anblick der Pyramiden, die Bewunderung des Vollbrachten nicht von Gedanken der Machtdemonstration und Größenwahns der Herrscher getrübt, aber käme in Sinn, dass Überlebende der Katastrophe, sobald sie die Möglichkeit hatten, künstliche Berge mit verschlossenen Höhlen als Herberge zum Schutz vor vergifteter Luft von Vulkanausbrüchen errichteten.

     Entwicklungsgeschichte ist Schöpfungsgeschichte. Ist sie überhaupt wissenschaftlich erfassbar?



Version: Februar 2023.


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