VI. GOTT ALS NOTWENDIGKEIT VERERBBARER
SELBSTERSCHAFFFUNG

Zum Problem der bedingungslosen Höherentwicklung
des Menschen


      1. Wer ist der Nächste?

      Diese Seiten sind eine Liebeserklärung an die Nächsten – die entfernten Verwandten, die mir sagten, wer ich bin. Ich hatte Glück. Die Unzeitgemäßen von heute, umgeben von Bekennern des Gebens, die nichts zu geben haben, würden die Ihren nicht finden. Der Weg ist verworren.

"Die Realität, auf der das Christenthum sich aufbauen konnte, war die kleine jüdische Familie der Diaspora, mit ihrer Wärme und Zärtlichkeit, mit ihrer im ganzen römischen Reiche unerhörten und vielleicht unverstandenen Bereitschaft zum Helfen, Einstehen für einander, mit ihrem verborgenen und in Demuth verkleideten Stolz der »Auserwählten«, mit ihrem innerlichsten Neinsagen ohne Neid zu Allem, was obenauf ist und was Glanz und Macht für sich hat."
(Friedrich Nietzsche: Der Wille zur Macht I, 175)

     Nächstenliebe half inmitten von Fremden zu überleben. Inmitten von Nächstenliebe praktizierenden Christen wäre diese Nächstenliebe nicht nötig. Aber wären die Fremden dann so erfolgreich? Und gäbe es sie überhaupt?


     Sigmund Freud war nicht bereit sich zu integrieren:

"Trotz seiner atheistischen und religionskritischen Einstellung fühlte er sich Zeit seines Lebens dem Judentum zugehörig. Was ihn ans Judentum band, war ´nicht der Glaube, auch nicht der nationale Stolz`, sondern ´die klare Bewußtheit der inneren Identität, die Heimlichkeit der gleichen seelischen Konstruktion`"
(https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud)

Und er könnte die Nächsten, außer die Seinen, nicht lieben, auch wenn er wollte:

"Eine der sogenannten Idealforderungen der Kulturgesellschaft kann uns hier die Spur zeigen. Sie lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; sie ist weltberühmt, gewiß älter als das Christentum, das sie als seinen stolzesten Anspruch vorweist, aber sicherlich nicht sehr alt; in historischen Zeiten war sie den Menschen noch fremd. Wir wollen uns naiv zu ihr einstellen, als hörten wir von ihr zum ersten Male. Dann können wir ein Gefühl der Überraschung und Befremdung nicht unterdrücken. Warum sollen wir das? Was soll es uns helfen? Vor allem aber, wie bringen wir das zustande? Wie wird es uns möglich? Meine Liebe ist etwas mir Wertvolles, was ich nicht ohne Rechenschaft verwerfen darf. Sie legt mir Pflichten auf, die ich mit Opfern zu erfüllen bereit sein muß. Wenn ich einen anderen liebe, muß er es auf irgendeine Art verdienen…. Er verdient es, wenn er mir in wichtigen Stücken so ähnlich, daß ich in ihm mich selbst lieben kann; er verdient es, wenn er so viel vollkommener ist als ich, daß ich mein Ideal von meiner eigenen Person in ihm lieben kann… Aber wenn er mir fremd ist und mich durch keinen eigenen Wert, keine bereits erworbene Bedeutung für mein Gefühlsleben anziehen kann, wird es mir schwer ihn zu lieben. Ich tue sogar unrecht damit, denn meine Liebe wird von all den Meinen als Bevorzugung geschätzt; es ist ein Unrecht an ihnen, wenn ich den Fremden ihnen gleichstelle. Wenn ich ihn aber lieben soll, mit jener Weltliebe… dann wird fürchte ich, ein geringer Betrag Liebe auf ihn entfallen, unmöglich soviel, als ich nach dem Urteil der Vernunft berechtigt bin für mich selbst zurückzuhalten. Wozu eine so feierlich auftretende Vorschrift, wenn ihre Erfüllung sich nicht als vernünftig empfehlen kann?…
(Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur)

      In der Zeit großer Migrationsbewegungen sagt das Gebot der Nächstenliebe: "Liebe den Fremden wie dich selbst". Es ist anspruchsvoller als in Zeiten traditionellen Zusammenlebens. Die Ankömmlinge könnten sich Land und Haus auswählen, und wenn ratsam, ein anderes Haus oder ein anderes Land und ein anderes Haus wählen. Den Unterhalt in Höhe des den Einheimischen zustehende Mindesteinkommen würde die Gemeinschaft aus einem Spendenfond solange nötig den Fremden zukommen lassen. Dieses liebevolle Gemeinschaftsgefühl würde schnell Wirkung zeigen. Nach einigen Jahrzehnten gäbe es keine Gründe für Migration mehr, da die Gebiete des Elends und der Unruhen so verdünnt wären, dass auch dort höherer Wohlstand und Ruhe sich einstellen würden. Wohl aber gäbe es Gründe für eine Rückbewegung in die Heimat. Bei ausgeglichenem Wohlstand wäre dann nur dafür zu sorgen, dass Wohlstand und Ordnung in der Welt sich gleichmäßig erhöhten. Die theoretischen Grundlagen dafür sind geschaffen. Die Feindseligkeit zwischen Christentum und Kommunismus ist ein epochales Missverständnis, das Kommunisten auszuräumen haben. Eine christlich-kommunistische Bewegung könnte die ersehnte, auf den Idealen des Christentums und des Kommunismus gründende Weltordnung herbeiführen, in der jeder Mensch in seiner angestammten Heimat glücklich leben könnte.

"Überall, wo in jenen Bezirken die nackte unfruchtbare Wildnis von einer Quell, einer Handvoll Grün, einer kleiner oder großen Oase sich unterbrochen zeigte, lebten damals die Eremiten, manche ganz allein, manche in kleinen Brüderschaften, wie sie auf einem Bild im Camposanto von Pisa dargestellt sind, Armut und Nächstenliebe übend, Adepten einer sehnsüchtigen Ars moriendi, einer Kunst des Sterbens, des Absterbens von der Welt und vom eigenen Ich und des Hinüberstrebens zu ihm, dem Erlöser, ins Lichte und Unverwelkliche. Sie wurden von Engeln und von Teufeln besucht, sie dichteten Hymnen, trieben Dämonen aus, heilten und segneten und schienen es auf sich genommen haben, die Weltlust, Rohheit und Sinnengier vieler dahingegangener und vieler noch kommender Zeitalter durch eine gewaltige Woge des Enthusiasmus und der Hingabe, durch ein ekstathisches Plus an Weltentsagung wiedergutzumachen …"
(Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel)

      Die Eremiten sind Judenchristen in der Wüste um die Stadt Gaza im vierten nachchristlichen Jahrhundert. In ihnen sind die Gebote der Armut und Nächstenliebe wie nie zuvor Wirklichkeit geworden, doch die Woge des Enthusiasmus und der Hingabe verlief im Nichts. Aus Liebe zu Gott und den Nächsten blieb ihnen für sich selbst keine Liebe übrig. Kinder anderer sind Teil von jener Kraft, die stets das Gutewill und stets das Böse schafft. Es ist viel leichter die Menschheit verbessern, als sich selbst in Kindern zu verbessern.

Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete,
und den Mond, wenn er herrlich dahinzog,
dass mich mein Herz heimlich betört hätte,
ihnen Küsse zuzuwerfen mit meinerHand?
Das wäre auch eine Missetat, die vor die Richter gehört;
denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe.
(Hiob31, 24-31, Lutherbibel).


      Die Geschichte um Hiob ist sehr alt, der Gott dort hat mit dem zum übernatürlichen Wesen umgedeuteten Gott, wie Luthers "Gott in der Höhe" zu verstehen wäre, wenig gemein. (In der Einheitsübersetzung ist "Gott da droben"). Aber warum sollte sein Entzücken von Schönheit ("ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand"!) eine Missetat, ein Verbrechen, ja, eine Verleugnung Gottes sein?

…denn der HERR, dein Gott, ist ein eifernder Gott in deiner Mitte. (5.Mose 6,15)

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.
(5. Mose 6,4-9)

Du sollst lieben? Du sollst Gott lieben. Du sollst Gott in deiner Mitte lieben!

     Da die Hebräische Bibel nur 7704 Wortwurzeln enthält, wird das Reichtum der Bedeutungen nicht durch die Vielfalt der Begriffe, sondern durch das Zusammenstellen der Wortwurzeln erreicht. Die Wortwurzel "Liebe" kann im Hebräischen Liebe zu Gott, zu Frau, zu Geld und vieles andere bedeuten. Sie wird als "ahab" wiedergegeben, merkwürdig ähnlich dem griechischen "Agape", welches einzig Liebe zu Gott und Gottesliebe bedeutet. Gott will das ständige Dasein seiner Worte in Herz und Seele der Auserwählten erzwingen. Können Menschen durch ein Sich-Aufgeben und obsessive Fixierung auf Gott sich dauerhaft verändern? Die Antwort gab er selbst. Er verwandelte in den vierzig Jahren des Hungerzuges durch die Wüste einen zaghaften Haufen zu Gotteskriegern, fähig das verheißene Land einzunehmen.


     Meister Eckhart fühlte die in Erwartung Gottes wirkende Kraft des sich Veränderns vom Gott im Innersten zu Gott in Leib und Seele so deutlich, dass er sagen konnte:

… Aber es muß alles von innen herauf und aus Gott herausquellen… Zum erliegen kommen muß all deine Geschäftigkeit. Alle deine Kräfte müssen dem Seinen, nicht aber dem Deinen dienen. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen… Soll Gott göttlich in dir aufleuchten, so ist dein natürliches Licht völlig überflüssig. Mehr noch: es muß zu einem totalen Nichts werden und sich völlig aufgeben. Dann erst kann Gott mit seinem Licht hineinleuchten. Und er bringt all das mit sich von dem du dich entfernt… Dazu bringt er neue Form hervor, die alles in sich beschließt.

"Wenn Gott dich bereit findet, so muß er wirken… er kann sich gar nicht zurückhalten."

"Und es gebiert der Vater seinen Sohn in der Seele in derselben Weise, wie er ihn in der Ewigkeit gebiert, und nicht anders. Er muß es tun, es sei ihm lieb oder Leid. Der Vater gebiert seinen Sohn ohne Unterlaß. Und ich sage weiter: Er gebiert mich als seinen Sohn, und zwar als denselben Sohn. Ich sage weiter: Er gebiert nicht allein mich als seinen Sohn; nein mehr: Er gebiert mich als sich und sich als mich und mich als sein Wesen und als seine Natur…"

(Meister Eckhart. Vom Adel der menschlichen Seele. Anaconda Verlag)

     Als ketzerisch verurteilt, fanden Meister Eckharts Worte Widerhall in Menschen näher den heiligen Hainen der Vorfahren, als der Kirche. Heilig waren sie damals, wie heute. Nur, dieser Gedankengang ist auch bei Augustinus von Hippo (dem Kirchvater) vor fast tausend Jahren zu finden:
     "Um die Dynamik der eucharistischen Kommunion zu verstehen, verwies Papst Benedikt XVI. auf einen Abschnitt aus den "Bekenntnissen" (VII,10,18) des heiligen Augustinus von Hippo. In einer Art Vision sage ihm Jesus: "Ich bin die Speise der Starken. Wachse, und so wirst du mich haben. Du wirst nicht mich in dich verwandeln, als Speise des Leibes, sondern du wirst es sein, der in mich verwandelt werden wird"". (www.kathepedia.com>title=Sakramentale_Kommunion)

     2. Ist Verhalten vererbbar?

           Überall, wo Vögel in fressfeindfreie Gebiete mit reichlichem Nahrungsangebot am Boden gelangten, wurden sie flugunfähig. Zur wissenschaftlichen Erklärung dieser Veränderung zitiere ich einen Vergleich der Theorien Lamarcks und Darwins, der an die in der Wissenschaft allgemein anerkannte Synthetische Evolutionstheorie heranführt. Der Vergleich ist auch deswegen beachtenswert, weil er als Beispiel wissenschaftlichen Denkens im Unterricht der Biologie gelehrt wird.

Lamarck.
"Grundannahme: Organismen passen sich aktiv den äußeren Umweltbedingungen an.

Beispiel: Giraffen strecken ihren Hals, um an Nahrung in den Bäumen zu gelangen. Durch den häufigen Gebrauch verlängert sich der Hals und die Giraffe vererbt ihren verlängerten Hals an die nächste Generation weiter.

Heutige Sicht: Theorie ist widerlegt, weil sie eine Veränderung des Erbguts voraussetzt, die nach heutigem Erkenntnisstand aber nicht möglich ist."

Darwin
"Grundannahme: Organismen werden passiv durch die Selektion angepasst.

Beispiel: Unter der Giraffenpopulation gibt es einige Giraffen, die zufallsbedingt längere Hälse haben als ihre Artgenossen. Diese Giraffen haben einen Selektionsvorteil, weil sie an Nahrung gelangen, an die andere Giraffen mit kürzeren Hälsen nicht gelangen würden. Giraffen mit diesem Selektionsvorteil bringen ihre Gene häufiger in den Genpool der nächsten Generation ein, weil sie besser ernährt sind. Auf diese Weise werden die Hälse der Giraffen langfristig immer länger.

Heutige Sicht: Theorie dient als Grundlage für die synthetische Theorie der Evolution.

/http://www.biologie-schule.de/vergleich-darwin-lamarck.php/

Nun die entsprechenden Gedankengänge am Beispiel von Flugunfähigkeit.

Lamarck.
Grundannahme: Organismen passen sich aktiv den äußeren Umweltbedingungen an.

Beispiel: Die Vögel müssen vor Fressfeinden nicht auffliegen. Sie bewegen sich über längere Strecken auf dem Boden als ihre Vorfahren. Im Verlauf der Generationen wird die Beinmuskulatur stärker, die Flügelmuskulatur schwächer. Sie Vögel sparen Energie, was Zunahme des Körpergewichts begünstigt. Nach vielen Generationen werden sie flugunfähig.

Meine Sicht: Beschreibung ist kohärent.

Darwin
Grundannahme: Organismen werden passiv durch die Selektion angepasst.

Beispiel: Unter den Vögeln gibt es einige Vögel, die zufallsbedingt schwerer sind und weniger fliegen als ihre Artgenossen. Diese Vögel haben einen Selektionsvorteil, da sie mehr Nahrung aufnehmen als Vögel, die längere Zeit in der Luft verbringen. Vögel mit diesem Selektionsvorteil bringen ihre Gene häufiger in den Genpool der nächsten Generation ein, weil sie besser ernährt sind. Auf diese Weise werden die Vögel langfristig immer schwerer und die Population flugunfähig.

Meine Sicht: Es ist unwahrscheinlich, dass nur erblich bevorzugte Vögel den Vorteil der veränderten Umweltbedingungen nutzen würden. Noch unwahrscheinlicher dann, wenn nur ein Vogelpaar in das Gebiet gelangte und dieses Vogelpaar den Selektionsvorteil entbehrte, da dann die aus diesem Vogelpaar hervorgehende Population ihr Verhalten bis zum zufälligen Auftreten der erblichen Bevorzugung keine Veränderungen aufweisen würde.

Diese Betrachtungen sollen in die Synthetische Evolutionstheorie einführen. Ich fasse ihre Aussagen kurz zusammen.

- Der Informationsfluss für evolutionäre Veränderungen geht immer von den Genen zu den Merkmalen, niemals umgekehrt.
- Die erbliche Mutation generiert Veränderungen. Mutationen sind spontan und zufällig, daher ungerichtet und unvorhersehbar, folglich kein Ergebnis der Selektion.
- Über genetische Rekombination entsteht Variabilität.
- Die natürliche Selektion bewertet Veränderungen. Sie führt zur Adaptation der Individuen einer Population an die aktuellen Umweltbedingungen, oder zur deren Elimination.
- Die Gendrift bewirkt eine einmalige, zufällige Veränderung der Allelfrequenzen, besonders in kleinen Populationen.
- Die Genetik auf der Ebene eines einzelnen Organismus tritt in den Hintergrund zugunsten der Betrachtung von Veränderungen des Genpools der ganzen Population.

Quellen:
/https://de.wikipedia.org/wiki//Synthetische Evolutionstheorie/
/http://abitur-wissen.org/index.php/biologie/evolution/137-evolution-die-synthetische- evolutionstheorie-i-mutation-
rekombination-und-gendrift/


      Sowohl die Grundannahmen des Lamarckismus wie der Synthetischen Evolutionstheorie sind Vermutungen. Die Vermutungen des Lamarckismus gelten als experimentell widerlegt. Dazu ein Zitat:

      "Anhänger des Lamarckismus argumentierten, dass zum Beispiel Enten ihre Schwimmhäute durch ihre ständigen Versuche zu paddeln erworben hätten, und nicht durch einen Selektionsprozess, bei dem Enten mit etwas Haut zwischen den Zehen Enten ohne solche Häute im natürlichen Wettbewerb überlegen waren. Da die Experimente zur Unterstützung des Lamarckismus jedoch ohne positives Ergebnis blieben, wurde diese Theorie zugunsten der natürlichen Selektion Darwins fallengelassen." /Wikipedia.org/wiki/Evolution/

      Angaben zu den Entenversuchen waren nicht zu finden, doch falls man eine messbare Rückbildung der Schwimmhäute erwartete nachdem man die Enten über eine Anzahl von Generation auf Trocknem laufen ließ, wären es nicht viel mehr als hundert Generationen. Viel zu wenig.

"Während zur Entwicklung einer so komplexen Fähigkeit wie des Fliegens sich viele Gene sorgfältig aufeinander abgestimmt entwickeln müssen, kann schon das Fehlen eines Gens zur Flugunfähigkeit führen."
/Wikipedia.org/wiki/Flugunfähiger Vogel/

     Flugunfähigkeit verursacht durch zufällige Genmutationen wäre ein starkes Argument für die Synthetische Evolutionstheorie. Es wird nicht angeführt, da zu erwarten ist, dass in einem hochorganisierten System wie Fliegen Genmutationen flugunfähige, doch überlebensfähige Vögel hervorbringen würden, was nicht vorkommt, da es Züchtungen flugunfähiger Abarten vieler Vogelarten gäbe, und bei von Menschen seit langem gehaltenen Vögeln, wie Tauben, beobachtet worden wäre. Keine der denkbaren Erklärungen der genetischen Stabilität dieser Fähigkeit ist mit der Synthetische Evolutionstheorie vereinbar.

     Das Einwirken des Zufalls auf vererbbare Veränderungen der Lebewesen ist ersichtlich in der Form- und Farbvielfalt von Pflanzen und niederen Tieren, Auftreten von Erbfehlern, in körperlicher und psychischer Verschiedenheit von Kindern derselben Eltern, und vielem anderen. Ich widersetze mich lediglich der Auffassung des Zufalls als Vorgabe von Möglichkeiten schöpferischer Entwicklung, wie es die Synthetische Evolutionstheorie lehrt, weil die Folgen für den Menschen mich bestürzten und im weiteren Nachdenken die Unwahrscheinlichkeit derartigen Vorganges immer deutlicher wurde.

     Über Körperbau und Verhalten der fliegenden Vorfahren flugunfähiger Vögel fehlen Informationen. Vermutlich waren es Vögel fähig über weite Strecken zu fliegen, doch das können so unterschiedliche Vögel, wie Gans, Kranich oder Küstenseeschwalbe. Wahrscheinlich kamen die Vögel nach starkem Gewichtsverlust in das neue Gebiet und würden als erstes den Verlust ausgleichen. Da es genug zu fressen gab und nichts dabei störte, ist eine schnelle Zunahme des Gewichts aller Vögel über ihr Normalgewicht zu erwarten. Orte mit reichlichem Nahrungsangebot bleiben Vögeln im Gedächtnis, da sie an solche Orte zurückkehren. Hier war dieser Ort überall. Eine derartige Veränderung könnte sich auf Strukturen des Gehirns auswirken. Ebenso eine Lebensweise in der ständig mehr Reize von Bewegungen der Beine und ständig weniger Reize von Bewegung der Flügel ausgelöst werden. Beispiele von anatomischen Veränderungen, in denen ständiger Reiz als Auslöser zu vermuten ist, wären zu finden. So könnte bei vierbeinigen Tieren der vom Verschleiß der Zehen ausgehende Reiz zur vererbbarer Verhornung und Ausbildung von Hufen geführt haben.
     Das Land war frei von Fressfeinden, doch es gab bodenlebende Raubtiere. Solange die Vögel leicht waren und in kurzer Zeit hochfliegen konnten waren sie für die Räuber nicht attraktiv. Es veränderte sich mit Zunahme von Größe und Gewicht, da sie bei Flucht immer längeren Anlauf zum Flug nehmen mussten und in dieser Phase erjagbar waren. Es sind zugleich Voraussetzungen für die Entwicklung hoher Laufgeschwindigkeit. In Afrika waren sie gegeben. Es die Situation des Straußes und der ihn jagenden Raubkatzen.

"…Strauße leben in offenen Landschaften wie Savannen und Wüsten. Sie bevorzugen Habitate mit kurzem Gras…
…Der Strauß hat einen langen, überwiegend nackten Hals. Der Kopf ist in Relation zum Körper klein. Die Augen sind mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern die größten aller Landwirbeltiere…
…Der Strauß hat sehr lange Beine mit einer kräftigen Laufmuskulatur. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 70 km/h; eine Geschwindigkeit von 50 km/h kann der Strauß etwa eine halbe Stunde halten. Als Anpassung an die hohe Laufgeschwindigkeit besitzt der Fuß, einzigartig bei Vögeln, nur zwei Zehen (Didactylie). Zudem können die Beine als wirkungsvolle Waffen eingesetzt werden. Beide Zehen tragen Krallen, von denen die an der größeren, inneren Zehe bis zu zehn Zentimeter lang ist…

/Wikipedia.org/wiki/Afrikanischer Strauß/

      Zur Sehkraft des Straußes waren keine Angaben zu finden, doch seine Augen sind nicht zufällig sehr groß. Der Hals ist nicht nur lang, weil er zum Boden reichen muss, er ragt senkrecht in die Höhe, was dem Strauß gute Aussicht gibt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h kann er Löwen und Leoparden, die nur kurz 60 km/h erreichen, entgehen. Mit den starken Beinen und der zehn Zentimeter langen Zehe mit Kralle ist sein Tritt auch für die Großkatzen gefährlich.

     Die von der Synthetischen Evolutionstheorie vorausgesetzten spontanen ungerichteten Mutationen sind selten. Beim Menschen etwa 160 pro Genom und Generation von 30 Jahren. Genauere Angaben zur Mutationsrate der Vögel fehlen, doch die bisherigen Untersuchungen ergaben, dass sie deutlich geringer ist als bei anderen Wirbeltieren. Die meisten Mutationen sind schädlich und sterben aus. Von den Seltenen die überleben, wären nur die wirksam, die zufällig auf Veränderung der Flugfähigkeit ausgerichtet waren, doch es gäbe ebenso solche, welche diesen Veränderungen entgegenwirken. An der Ausprägung eines körperlichen Merkmals sind viele Gene beteiligt. Bis zufällige Mutationen sich zu dieser Gesamtheit ergänzten, müssten sehr viele Generationen vergehen und die Mutationen über viele weitere Generationen sich in der Population durchsetzen. Beim Strauß wären es, unter vielen anderen, Veränderungen, die auf Zunahme von Größe und Gewicht, Verlängerung des Halses, laufstarke Beine, die gänzliche Rückbildung einer Zehe und die Verlängerung der anderen Zehe hinausliefen. Mathematisch wäre es eine Multiplikation vieler in hohen negativen 10er-Potenzen ausgedrückten Wahrscheinlichkeiten. Dafür wäre die Anzahl der Generationen, in der sich Veränderungen der Strauße vollzogen haben könnten, vermutlich viel zu klein. Es wird eine Vermutung bleiben, denn man wird nie über die für die Berechnung nötigen Daten verfügen.

     Eine starke Verlängerung einer Zehe (und eines Fingers) tritt auch bei schnell laufenden vierbeinigen Fluchttieren auf, den Zehenspitzengängern. Unter ihnen sind Gabelbock (erreicht 70 km/h und kann 65 km/h über zehn Minuten halten) und Thompsongazelle, nach Gepard, die schnellsten Landwirbeltiere. Dazu gehören auch Pferde. Der kausale Zusammenhang zwischen Verhalten und Merkmal ist hier noch deutlicher.

     Die Zeitspanne, in der sich landlebende pflanzenfressende Paarhufer zu Walen mit fehlenden Hinterbeinen und rudimentären Becken, ohne Verbindung zur Wirbelsäule, verändert haben, ist bekannt:

…(die) Entwicklungslinie der Wale begann also im frühen Eozän, vor mehr als 50 Millionen Jahren, mit frühen Paarhufern…
… Seit dem späten Eozän vor etwa 40 Millionen Jahren bevölkerten Walarten das Meer, die keine Verbindung zum Land mehr besaßen… Der Übergang vom Land zum Wasser war also innerhalb von etwa 10 Millionen Jahren abgeschlossen.
… Die meisten Wale werden spät geschlechtsreif, typischerweise mit sieben bis zehn Jahren… Der Pottwal erreicht die Geschlechtsreife dagegen erst mit etwa 20 Jahren…

/https://de.wikipedia.org/wiki/Wale/

      Die Veränderungen der Paarhufer würden sich folglich in 1 bis 2 Millionen Generationen vollzogen haben. Ein Zusammenhang zwischen den durch die dramatische Veränderung der Umwelt von Land zu Wasser erzwungenen Verhaltensveränderungen und der Veränderung körperlicher Merkmale gemäß Lamarck ist dabei nicht wegzudenken.
     Sowohl Paarhufer, wie Vögel, von denen die Pinguine abstammen, entwickelten aus gänzlich verschiedenen Ausgangsgliedmaßen, Flossen. Diese im Endergebnis ähnlichen Veränderungen auf zufällige Genmutationen und deren Selektion in Anpassung an die Umwelt des Meeres zurückzuführen und den Einfluss des Verhaltens der Tiere, vor allem des Schwimmens, außer Sicht zu lassen, ist nur durch theoretische Abrichtung des Beobachters möglich. In beiden Fällen sind es Veränderungen ins gänzlich Neue. Bei flugunfähigen Vögel dagegen Veränderungen des schon Dagewesenen, nämlich der zeitweiligen Bewegung auf dem Boden. Hier könnten Verhaltensveränderungen in der neuen Umwelt in allen Individuen von Beginn an starke körperliche Veränderungen einleiteten. Umso mehr das Verhalten der in der neuen Umwelt geschlüpften Küken. Selektion dagegen hätte anfangs geringen Einfluss.

     Die Flügel des Straußes, obwohl zum Fliegen nicht geeignet, sind lang. Die Flügel des Kiwi auf Neuseeland sind zu einigen Zentimetern verkümmert. Sie fehlten gänzlich dem Moa, mit 2 m Höhe, der größten auf Neuseeland Vogelart, ausgerottet nach Ankunft des Menschen. Bei zufallsabhängigen Veränderungen wären bei ähnlichen Mutationsraten für die Veränderung zur Flugunfähigkeit bei Kiwi und Moa weit mehr Generationen nötig als beim Strauß, was aus den verfügbaren Daten nicht hervorgeht.
     Strauße leben auf offenen Flächen. Ihre Flügel helfen die Balance zu halten und werden zur Richtungsveränderung und Bremsung im schnellen Lauf eingesetzt. Die flugunfähigen Vögel auf Neuseeland lebten im Dickicht der Wälder. Der große Moa hat sie gänzlich verloren, beim kleinen Kiwi sind sie in Resten erhalten.
     Kiwis, die mit ihrem langen Schnabel in der dicken Humusschicht des Waldes nach Nahrung herumstochern, haben einen empfindlichen Geruchssinn entwickelt, aber die Farbsichtigkeit verloren, was einmalig bei Vögeln ist. Da Vögel von zweibeinigen Landechsen hervorgingen, wurden bei ihnen entsprechend der Synthetischen Evolutionstheorie die zufälligen Mutationen auf Geruchsinnabschwächung und Sehkraftverstärkung selektiert. Seitdem sie sich auf dem Boden bewegen, wurden die zufälligen Mutationen auf Geruchsinnverstärkung und Sehkraftabschwächung selektiert. Doch warum ist die Farbsichtigkeit verloren gegangen? Hier muss sich selbst das Gewissen des Naturwissenschaftlers regen.

     "Schon der französische Botaniker und Zoologe Jean-Baptiste de Lamarck postulierte im 18. Jahrhundert, dass die Evolution nach dem ,use it or lose it-Prinzip'" funktioniert. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kiwis die Farbsichtigkeit verloren haben, weil sie bei einer Nachtaktivität nicht mehr notwendig war", sagt Erstautorin Diana Le Duc von der Universität Leipzig. "Dieser Theorie folgend, entwickelte sich der für die nächtliche Nahrungssuche notwendige Geruchssinn der Kiwis weiter, und das Repertoire der Geruchsrezeptoren adaptierte sich an eine breitere Vielfalt."
/https://www.mpg.de/9327393/kiwi-genom/

      Der Verlust der Farbsichtigkeit durch fehlenden Lichtreiz ist auch bei anderen Tieren zu beobachten. Der Einfluss der Umweltbedingungen auf die Richtung der Genmutationen scheint offensichtlich. Dagegen hat Anpassung zufälliger Genmutationen an eine fehlende Umweltbedingung schon in der Pluralform: "Anpassung zufälliger Genmutationen an fehlende Umweltbedingungen" keinen Sinn.

     Tieren ist innerhalb ihrer Umwelt ein Freiraum für Verhalten gegeben. Für jede der von einer Art abstammenden vierzehn Arten der Darwinfinken (Galapagosfinken) wurden die Bedingungen, die sie auf den Galapagosinseln vorfanden, erst durch die Anpassung der Schnabelform an die jeweilige Nahrungsart zur Umweltbedingung. Erklären könnten es unterschiedliche Hypothesen, etwa die, dass die beim Nahrungserwerb ausgelöste Reize zur allmählichen Veränderung der Schnabelform führten. Brauchbar jedoch wären nur die, welche der Forscher nach kritischer Untersuchung annehmen oder verwerfen kann. Die Erklärung der Synthetischen Evolutionstheorie, wonach die durch zufällige Genmutationen veränderten Schnabelformen in Anpassung an eine der vorhandenen Nahrungsarten sich in der ursprünglichen Vogelpopulation durchsetzen, überzeugt dagegen bedenkenlos, da die Theorie jede Art von Veränderungen erklärt. Bei zwei Arten der Darwinfinken, nämlich Spechtfink und Mangrovenfink, die eine zusätzliche Nahrungsquelle fanden, indem sie Larven mit eigens dafür abgebrochenen Zweigen oder Kaktusstacheln aus Löchern in Baumstämmen und Kakteen herausstochern, fällt allerdings auch das schwer. Hinzukommt die Unannehmlichkeit, dass der Spechtfink mit winzigem Gehirn, Schnabel und Fuß vollbringt (die Neukaledonische Krähe kann mehr) was Anthropologen bei Frühmenschen mit vergrößertem Gehirnvolumen und besonderer Handknochenstruktur erklären.

     Der Mensch hat einen Verhaltensfreiraum für Streben und schöpferisches Schaffen innerhalb der arteignen Umwelt. Diesen Freiraum gibt ihm der von der Umwelt selektierte Zufall nicht. Die Ausführungen der Synthetischen Evolutionstheorie belehren nicht, denn man kann das Schema der Erklärungen bei allen entwicklungsgeschichtlichen Veränderungen voraussehen, folglich die Betrachtungen im Einzelnen unterlassen. Mit einer Theorie, die immer alles erklärt, bricht die Folge der Warum-Fragen ab, sodass der Forscher sich mit der bloßen Dokumentierung der Vergangenheit genügen kann, ohne auf die ursächlichen Zusammenhänge einzugehen. Es entlässt vom Nachdenken über die Zukunft.
     Merkmale und Verhalten der Darwinfinken waren vor der Entstehung der Synthetischen Evolutionstheorie bekannt. Sie wurde bereitwillig aufgenommen, da sie Kenntnis, ohne Erkennung der Wirklichkeit suggeriert. Mit ihr kommt die Qual des Werdens nicht in den Sinn.

     3. Das Lebewesen als Objekt.

     Der von Lamarck postulierte Vervollkommnungstrieb in der Tierwelt, ebenso wie seine Behauptung, die Evolutionslinie des Menschen wäre die längste und älteste, sind aufgrund der von Tieren erreichten Vollkommenheit und der besonderen Stellung des Menschen in der Tierwelt, auch heute in Betracht zu ziehen und waren kein Grund Lamarcks Theorie zu verwerfen. Seine Annahme der Spontanzeugung niederer Lebensformen ist vermutlich nur an den Grenzen des Lebens bei Viren zu halten, dagegen wären manche Tierformen im Sinne seiner Theorie mit Neigung zur Verkommung und Entartung erklärbar, wie an ausgestorbenen Vogel- und Säugertierarten zu beobachten. Der Grund zur Abkehr von Lamarcks Theorie ist ein anderer.
     Das Leben Charles Darwins (1809-1882) fiel in die Zeit großer Erfindungen (1831 Elektromotor, 1859 Verbrennungsmotor, 1866 Stromgenerator), die einen beispiellosen zivilisatorischen Umbruch ansagten. Diese Erfindungen sind Anwendungen physikalischer Theorien. Der ihnen zugrundeliegende Erfahrungssatz lautet: Die Vorgänge an Objekten unter Beobachtung folgen Naturgesetzen. Der schwindelerregende Erfolg der Physik (1800 Voltasäule, 1881 elektrische Straßenbahn) rechtfertigte dessen Übertragung auf andere Naturwissenschaften. Ohne den Sinn des Satzes zu verändern, ersetze ich "Vorgang" durch "Verhalten". Der Satz lautet jetzt: Das Verhalten der Objekte unter Beobachtung folgt Naturgesetzen. Das Verhalten von Lebewesen folgt offensichtlich nicht Naturgesetzen. Die Begriffe "Naturgesetz" und "Verhalten" sind für naturwissenschaftliche Beschreibungen der evolutionären Veränderungen von Lebewesen ungeeignet. Sie mussten durch vom Objekt unbeeinflussbare Phänomene ersetzt werden. Zufällige Genmutationen sind nicht beeinflussbar. Ebenso Klimaunterschiede und Klimaveränderungen, Schwankungen des Nahrungsangebotes, jahreszeitliche Veränderungen, Katastrophen, die Lebensräume vernichten oder schaffen, lokale Besonderheiten der Umwelt, und vieles mehr. Die Umwelt im Ganzen wird vom Objekt (außer vom Menschen) so geringfügig verändert, dass sein Einfluss auf Umweltbedingungen vernachlässigbar scheint. Das dem Zufall unterliegende Lebewesen kann folglich ähnlich einem physikalischen Objekt beschrieben werden, da es den Zufall nicht beeinflussen kann und der Forscher Ursachen durch Zufall ersetzt. Lebewesen können jedoch sehr wohl zur bestimmenden Umweltbedingung für andere Lebewesen werden, wie es in der Anpassung der Eigenschaften zwischen Raubtier und seinen Beutetieren deutlich ist. Es beginnt mit verändertem Verhalten und festigt sich mit der Zeit genetisch. Darwin hat es bemerkt und in seine Theorie einbezogen, wodurch sein Gedankenkonstrukt nicht gänzlich der Unbeeinflussbarkeit der Naturgesetze entsprach. Es wurde von der Synthetischen Evolutionstheorie korrigiert.

… Die Synthetische Theorie gilt als monokausal im Vergleich zu Darwins Lehre. Während diese Theorie . den Wirkungsmechanismus Mutation/Rekombination-Selektion-Adaption stringent anwendet, hat Darwin zusätzliche Blickwinkel zugelassen, auch wenn er sie nur ungenügend erklären konnte. So hat Darwin, wie Lamarck, angenommen, dass Umwelteinflüsse Auswirkungen auf die Vererbung haben können …
/wikipedia.org/wiki//Synthetische Evolutionstheorie/

Mit dem Begriff "monokausal" ist treffend beschrieben, was die Synthetische Evolutionstheorie allemal kann: Anhand von Requisiten der Natur alles aus sich erklären. Erst dadurch wurde die Evolutionslehre naturwissenschaftlich akzeptabel.

     Ich wusste nichts von Darwin, aber war ein strebsames Kind und Drachenbesieger. Und da es damals noch keine Computerspiele und schlechtweg wenig Vergnügliches gab, hatte ich genug Zeit um in der Phantasie vieles zu erreichen und über einiges nachzudenken. So erkannte ich später, dass das Streben nach Besserwerden bei Kindern stark, bei Erwachsenen nicht mehr so stark ausgeprägt ist, doch fand es in der ganzen Natur und glaubte das Entscheidende im Menschwerden zu sein. Die Synthetische Evolutionstheorie gibt keine Hinweise zu Herkunft und Verstärkung des Strebens. Sie gibt überhaupt keine Hinweise. Lamarcks Theorie könnte sie geben, denn Verhaltensveränderungen wären vom ursächlich tiefer angelegtem Streben abzuleiten. Nach Überlegungen zur Verwandlung der Paarhufer zu pflanzenfressenden Walen, und weiter zu schnellen, intelligenten, in organisierten Gemeinschaften jagenden Raubtieren, wie die Delfine, musste ich jedoch einsehen, dass es mit ihr allein nicht zu erklären ist.

     Die Komplexität der Veränderungen tritt auch beim afrikanischen Strauß hervor. Dazu eine Beschreibung seines sozialen Verhaltens:

"…Außerhalb der Brutzeit leben Strauße für gewöhnlich in lockeren Verbänden, die zwei bis fünf, in manchen Gegenden aber auch hundert und mehr Tiere umfassen können… Zur Fortpflanzungszeit lösen sich die losen Verbände auf, und geschlechtsreife Männchen beginnen mit dem Sammeln eines Harems… Die Hähne werden in der Paarungszeit territorial. Sie verteidigen dann ein Revier mit einer Fläche zwischen 2 und 15 Quadratkilometern. Die Größe des Reviers ist dabei abhängig vom Nahrungsangebot… Obwohl es auch monogame Paare gibt, hat in der Regel ein Hahn einen ganzen Harem. Eines der Weibchen ist dabei eindeutig als Haupthenne auszumachen. Es bleibt mit dem Hahn oft über mehrere Jahre zusammen und hat, ebenso wie der territoriale Hahn, ein eigenes Territorium mit einer Größe von bis zu 26 Quadratkilometern. Daneben gibt es mehrere meist recht junge rangniedrige Weibchen, die sogenannten Nebenhennen…
…Der Hahn paart sich zunächst mit der Haupthenne, dann mit den Nebenhennen.Im Anschluss an die Paarung wählt die Haupthenne eine der Nestgruben, die der Hahn zuvor angelegt hat. Dies sind mit den Füßen in die Erde gekratzte Kuhlen… Die Nebenhennen legen ihre Eier in dasselbe Nest und werden nach dem Legen von der Haupthenne vertrieben. Oft gehen sie danach in das Revier eines anderen Straußenhahns, mit dem sie sich ebenfalls paaren. Die Haupthenne legt durchschnittlich acht, selten bis zu zwölf Eier. Hinzu kommen je Nebenhenne zwei bis fünf Eier. In den großen Gemeinschaftsnestern liegen am Ende bis zu 80 Eier… Nur das eigentliche Paar verbleibt schließlich am Nest und sorgt gemeinsam für die Brut. Da ein Vogel mit seinem Körper nur maximal 20 Eier bedecken kann, entfernt die Haupthenne zuvor die überschüssigen Eier der inzwischen vertriebenen Nebenhennen. In der Mitte des Nestes werden die eigenen Eier platziert, die von der Haupthenne offenbar an Größe und Gewicht erkannt werden. Obwohl die eigenen Eier also bevorzugt werden, ist immer noch Raum für zehn bis fünfzehn Eier von Nebenhennen, die mit ausgebrütet werden. Doch nicht nur die Nebenhennen profitieren von dieser Verhaltensweise: Wird das Gelege von Eierräubern angegriffen, sind mit höherer Wahrscheinlichkeit die außen liegenden Eier der Nebenhennen betroffen, was die Eier der Haupthenne zusätzlich schützt… Nur zehn Prozent aller Gelege werden erfolgreich ausgebrütet. Nach sechs Wochen schlüpfen die Küken. Sie tragen bereits ein hellbraunes Daunenkleid und sind Nestflüchter. Die Elternvögel fahren mit der Brutpflege fort, indem sie ihre Flügel über den Jungen ausbreiten, um sie so vor Sonne und Regen zu schützen. Im Alter von nur drei Tagen verlassen die Küken erstmals das Nest und folgen den Eltern überallhin. Gelegentlich treffen zwei Straußenpaare aufeinander. Dabei kommt es zu Drohgebärden und oft zu Kämpfen, bei denen ein Paar siegreich ist und anschließend die Jungen des unterlegenen Paares übernimmt. Auf diese Weise kann ein starkes Paar etliche Junge anderer Paare um sich sammeln. In einem Fall wurde ein Straußenpaar mit 380 Küken beobachtet. Dieses Verhalten führt, wie das Ausbrüten der Eier der Nebenhennen, wiederum dazu, dass bei einem Angriff von Raubtieren mit höherer Wahrscheinlichkeit die fremden und nicht die eigenen Küken betroffen sind. Trotzdem vollenden nur etwa 15 Prozent der Küken ihr erstes Lebensjahr…

/https://de.wikipedia.org/wiki/Afrikanischer_Strauß/

      Der Zweck ist klar: Fortpflanzung der stärksten Tiere.
      Die Mittel sind überschaubar:
      – Wenige große Gelege und große Scharen von Jungtieren in großer Entfernung voneinander
      – Bebrütung der Gelege und Führung der Jungtiere durch die stärksten Paare.

     Trotz sehr hoher Verluste (90% der Gelege, 85% der Küken im ersten Lebensjahr) ist es ein überaus erfolgreiches Verhalten, denn selbst der Mensch konnte den Sträußen nicht viel antun, bevor er mit seinen Schießeisen in Fahrzeuge stieg.
     Aus den mir zugänglichen Berichten zum Verhalten der Vögel geht nicht eindeutig hervor, ob dieses Verhalten angeboren ist oder tradiert weitergegeben wird, doch in beiden Fällen kann ich mir sein Entstehen nicht erklären. Also mache ich es mir leichter und stelle folgende Frage: Könnte ich bei voller Kenntnis des Verhaltens eines einzelnen Straußenpaares bis zur Reifung der ersten geschlüpften Weibchen, dieses oder wirksameres Verhalten der Strauße erdenken?

     Meine Antwort ist "Nein".

     Zweifellos genetisch geprägt sind die anatomischen Veränderungen des Paarhufers zum Wal. Also stelle ich sinngemäß die Frage: Könnte ich bei vollem Wissen von Körperbau, Fähigkeiten, Verhalten der Paarhufer und der Veränderungsbedingungen des Paarhufers zum Wale, nichts über Wale wissend, die Anatomie des Meeressäugers erdenken?

Zum Vergleich mit dem von mir Erdachten nehme ich einen mittelgroßen pflanzenfressenden Wal und ziehe zur Beurteilung des von Natur Vollbrachten folgendes in Betracht:
– Vergrößerung der Anzahl der Wirbel auf bis 93 (bei 7 Halswirbeln und 9 bis 17 Brustwirbeln).
– Völliger Verlust der Hinterbeine.
– Horizontale, senkrecht schlagende Schwanzflosse.
– Atemorgan, der eine Tauchzeit von 30 Minuten bei Tauchtiefen von 100 Metern ermöglicht.

Die Antwort ist: Nein.
Und füge hinzu: Meine Vorstellungen wären die Karikatur eines Wales.

     Obwohl ich den Verlauf dieser Veränderungen nicht reproduzieren kann, da es meine geistigen Fähigkeiten überschreitet, habe ich nach den vorangehenden Erwägungen einen Ausgangspunkt fürs weitere Denken, da ich von der Vermutung ausgehen kann, dass ein sich bewährendes neues Verhalten in ständiger Wiederholung, ohne die genetische Stabilität der Art zu gefährden, ihre Eigenschaften auf Dauer verändern und genetisch prägen kann. Anders als der abrupte und einmalige Zufall, der hochorganisierte Systeme mit hoher Wahrscheinlichkeit desorganisiert, könnte das sich ständig wiederholende Neue in die bestehende Organisation hineinwachsen.
     In meiner zu Tage gekommenen Beschränktheit ist mir zudem geraten sich nicht mi Lebewesen im Allgemeinen zu befassen, so verschieden wie Pflanzen, deren Freiraum für Verhalten gering ist, Bakterien, mit einer weit kürzeren Generationszeit und weit höheren Mutationsrate als des Menschen, Fische, die jährlich tausende Eier ablegen, sondern sich auf die Evolutionslinie des Menschen zu beschränken, und nur die andere Höchstleistung der Evolution, nämlich den Aufstieg eines Wirbeltieres zum Flug hinzuziehen, und versuchen an diesen zwei Evolutionslinien den Einfluss des Verhaltens in Wechselwirkung mit dem Genom, unter Berücksichtigung der bei flugunfähigen Vögeln deutlichen, von der Wissenschaft nie in Betracht gezogenen Veränderungsrichtung, nämlich Niedergang, mir vorzustellen. Die voraussehbare Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Verhalten und Genom, die Saurier zu Fliegern und machten, lässt vermuten, wie schwierig es sein wird das Werden des Menschen wiederzugeben. Einsichten ins deutlich Leichtere, nämlich die Veränderung von Fliegern zu Lauftieren könnten dabei behilflich sein.

     Und jetzt kommt mir in den Sinn, dass die Idee der vom Genom ausgehenden evolutionären Veränderungen vielleicht die glücklichste der modernen Wissenschaft ist.

     4. Sind schöpferische Vorgänge reproduzierbar?

      Schöpferisches tritt spontan in Werken vieler Bereiche menschlichen Schaffens hervor, so verschieden, wie Musik, Forschung oder Technik. In Musik, wo die Werke als vollkommen gelten und nur innerhalb interpretatorischer Freiheiten verändert werden. In Forschung, wo neue Erkenntnisse in kurzer Zeit zum Allgemeinwissen werden. In Technik, wo die großen Erfindungen ständig verbessert, die Umwelt des Menschen dauernd verändern. Das Gemeinsame an diesen Werken ist das aus dem Bestehenden nicht gänzlich ableitbare Neue. Gänzlich ableitbar aus dem Bestehenden ist auch das Neue in Lebewesen nicht.
     Ich weiß nicht, wie die Natur das Neue vollbringt, doch darf daraus, dass sie es immer wieder von Neuem vollbringt, nicht schließen, dass es selbstverständlich ist, wie die Synthetischen Evolutionstheorie vorgibt, sondern meine kognitive Unfähigkeit gestehend, versuchen es zu erkennen. Die Ansätze dazu fand ich in Analogien schöpferischen Schaffens, wobei die Analogie zu Musik sich als einsichtsreichste erwies, da mit ihr Zufallsprozesse gut simulierbar sind. Ich versetze mich dazu in die Lage der richtenden Umweltbedingen und setze den Pianisten Zufall ans Klavier. (Zur Annäherung an Genetik könnte es ein Klavier mit einer auf  64 = 43 Tasten verkürzten Klaviatur sein). In die aktuellen Umweltbedingen würde gerade ein kleines Klavierstück, nämlich das Andantino aus den Moments Musicaux, Opus 94, von Schubert, etwa 6 Minuten lang gespielt, passen. Ich könnte den Zufall ununterbrochen spielen lassen und auf das Ertönen des Andantino warten, doch das wäre unnütz, da in meiner mathematischen Abschätzung die dazu nötige Zeit nicht zu dieser Welt gehört. Zudem habe ich zu berücksichtigen, dass der Zufall stets in Fortentwicklung der bereits bestehenden Form einsetzt. Also statte den Zufall mit einem vollkommenen musikalischen Gedächtnis aus, spiele ihm das Andantino bis auf die 16 letzten Takte vor, lasse ihn 16 Takte spielen, und verwerfe sie, wenn es nicht die letzten Takte des Andantino sind. Die Chancen der Vollendung des Andantino sind jetzt größer, doch das musikalische Gedächtnis nutzt dem Pianisten nichts, da er zwar merkt, dass die gerade ausgeführten 16 Takte denen des Andantino näherkommen, doch die nächsten 16 Takte wieder zufällig spielen muss. Während der Pianist Zufall die 16 Takte ununterbrochen spielt, merke ich, dass sie mir schon weniger passen und bald gar nicht mehr passen werden, da das Andantino nach dessen Vollendung sich noch stark vermehren müsste um zu überleben, was wiederum lange dauern würde.
     Jetzt aber wird deutlich, dass die Chancen der Fortentwicklung des Bestehenden (Andantino ohne den 16 letzten Takten) größer wären, wenn es Einfluss auf das Entstehende hätte, doch dann wäre es eben der Vorgang, den ich nicht verstehe und mir zu erklären versuche. Auch kann ich mir vorstellen, dass die Chancen des Musikers am Klavier das Andantino zu vollenden größer sind, weil er ein Gefühl (oder was immer es ist) für Harmonie und Vollkommenheit hat, folglich muss ich beim Schöpfer des Werkes noch anderes voraussetzen, das (irgendwo!) tiefer angelegt ist, und worin er mehr hört, als er aus sich herausholen und festhalten kann, wie ich es bei Beethoven empfinde.
     Die Analogie entspricht nur schwach den Vorgängen der Evolution. Zum einen, ist die Evolution bei einer Mutationsrate des Menschen von hundert bis zweihundert Mutationen pro Generation ein sehr langsamer Spieler. Zum anderen, sind im Genom der Lebewesen die "Evolutionsstücke" weit länger und komplexer als Musikstücke, und werden im Aufstieg eines zweibeinigen Wirbeltieres zum Flug und im Aufstieg eines vierbeinigen (wie die Wissenschaft lehrt), Wirbeltieres zum Menschen, zu Schöpfungswerken, an die kein menschliches Schaffen herankommt. Wie in jeder Analogie, wären auch in dieser, weitere Mängel zu finden, doch diese ist zumindest überprüfbar, da man in einer Computersimulation einen millionenfach schnelleren Pianisten Zufall einsetzen könnte.
     Ich will jedoch nicht nur das Entstehen von Werken der Evolution verstehen, sondern den Vorgang selbst, wie die Wissenschaft es zu können glaubt. Die im Inneren des Komponisten sich abspielenden Vorgänge wird man nie reproduzieren können, obwohl sie dauerhaft gespeichert sind, da er selbst und andere die Werke aus dem Gedächtnis spielen oder dirigieren können. In der Biologie müsste, in Entsprechung der musikalischen Analogie, die Entwicklungsgeschichte des Genoms im Genom selbst gespeichert sein. Sie darin zu finden wäre vielleicht nicht ganz aussichtslos, da der Verlauf der Embryonalentwicklung im Genom gespeichert ist, doch paläobiologisch sehr schwierig, da man zwar kurze DNA Fragmente aus Fossilien extrahieren kann, doch die Chancen die ursprünglichen DNA-Ketten zu reproduzieren sind äußerst gering, weil sie im Laufe der Zeit mutieren. Schon das Genom der vor einigen Jahrtausenden verendeten, gut erhaltenen tiefgefrorenen Mammuts, ist nicht wiederherstellbar.

     Vergleichend ist zu bedenken: Auch anhand von tausend Abhandlungen, Kritiken und Rezensionen zum Andantino aus den Moments Musicaux, Opus 94, von Schubert, wird man das Stück nicht reproduzieren. Man kann es nur in der Sprache des musikalischen Materials. Was also lehrt die Synthetische Evolutionstheorie, wenn die Entwicklungsgeschichte des Lebens nicht mit Begriffen der natürlichen Sprache, sondern in der Sprache des genetischen Material reproduzierbar wäre?

     Nach einer aufwendigen Untersuchung (Humangenomprojekt, HGP) gilt seit April 2003 das menschliche Genom offiziell als entschlüsselt. Es enthält wider Erwartungen nur etwa 23000 Gene und (samt der sognannten "Abfall-DNA", die 95% des Genoms ausmacht) nur 3,27 Milliarden Basenpaare, woraus sich der Informationsgehalt des menschlichen Genoms von 6,54 Milliarden Bit oder 780 MiB (780x220 Bytes oder 780x1024x1024 Bytes) berechnet. (Entspricht einem Computerspeicher von 780 Megabyte.)
/https://de.wikipedia.org/wiki/Genom/
/https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtcodierende_Desoxyribonukleinsäure/


     Das Ergebnis ist ernüchternd:

Anstatt die These vom genetischen Determinismus zu bestätigen, machten die Ergebnisse des HGP 'schnell klar, dass es äußerst schwierig sein würde, von gewissen Genen auf bestimmte Eigenschaften zu schließen`. Es wurde vielmehr offensichtlich, dass es keine kausal gerichtete Beziehung zwischen Genotyp und Eigenschaft gab, ´sondern es sich bei der Ausprägung phänotypischer Merkmale um einen hochkomplexen Prozess von Wechselwirkungen und Rückkoppelungen zwischen DNS, RNS, Proteinen und Zellplasma handelte`"
/https://de.wikipedia.org/wiki/Humangenomprojekt/

     Mit dem ermittelten Informationsgehalt des menschlichen Genoms von 780 Megabytes sind für die Erforschung der Entstehung und Vererbung von Fähigkeiten gänzlich neue Gedankenansätze nötig. Dabei sollte, wie zu Beginn der Vererbungslehre, Eugenik im Mittelpunkt stehen. Diesmal jedoch für eine unvorhersehbare Zeit. Wie sehr nötig, wird man an der Beurteilung der Theorien vorangegangener Forschergenerationen merken.
     Nebenbei bemerkt: Natur lässt keine Abfälle liegen, sie nutzt sie. Riesige Abfälle an der Stelle, wo sich alles entscheidet, sind nur als Produkt des Gehirns zu bewerten, doch der Begriff "Abfall-DNA" ist symptomatisch für die Einstellung der Wissenschaft zum untersuchten Material.

     5. Die unbedingte Höherentwicklung der Natur

     Die Entwicklung aus dem Chaos unbelebter Natur in hochorganisierte, sich selbst reproduzierende Formen kann ich mir nicht erklären und das konnte der Mensch nie. Da jedoch Erfahrung für das Geschaffene einen Verursacher zu denken lehrte, verstand er diesen Verursacher als Schöpfer und übertrug auf ihn geistige Wesenszüge, die er an Grenzen seiner Vorstellungskraft fand oder erfand. Da die Unerklärlichkeit der Schöpfungen auch das Werden in der Gegenwart einschloss, ging sein Tun und Lassen von einem labilen Jetzt auf eine ungewisse Zukunft zu. Vertrauen schöpfte er aus seiner Überlegenheit gegenüber anderer Schöpfung. Im Glauben an diese als Bevorzugung durfte er auf den Beistand des Schöpfers hoffen und versuchte die Bedingungen dafür zu erkunden. Die so entstandenen Vorstellungen von höheren Wesen sind sehr verschieden, die Riten zur Annäherung an diese Wesen haben eines gemeinsam: Die wiederholte Ausführung von Verhaltensformen, die im Profanem nicht auftreten.

     Damit glaubte ich den für die Höherentwicklung des Menschen nötigen Gott mir erklärt zu haben.

…Aber es muß alles von innen herauf und aus Gott herausquellen.  Alle deine Kräfte müssen dem Seinen, nicht aber dem Deinen dienen. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen…
(Meister Eckhart)

     Diese Gedanken Eckharts zum Wirken Gottes im Menschen passten nicht in diese Erklärung. Sein im Inneren des Menschen wirkende Gott ist mit dem Begriff des Schöpferischen ersetzbar. Für die aufkommende Wissenschaft waren die Fragen "Warum Gott?, "Woher Gott?, "Wozu Gott?" gegenstandlos, da sie zur Untersuchung der Naturvorgänge die Hypothese eines Schöpfers nicht brauchte. Sie ersetzte Gott mit der Annahme der unbedingten Höherentwicklung der Natur. Die im rasanten Fortschritt der Naturwissenschaften sich bestätigende Entbehrlichkeit der Hypothese Gottes schien ihr Recht zu geben und sie behielt Recht, weil sie mit der Annahme unbedingter Höherentwicklung der Erforschung der Bedingungen von Höherentwicklung, in der sie brutal deutlich nur so weit käme, wie es nicht erlernbare Fähigkeiten der Forscher ermöglichen, auswich, und den Zufall als Vorgabe schöpferischer Entwicklung Denken vorzuschieben konnte.
     Ich lehne die Entwicklung zum Menschen durch zufällige genetische Veränderungen in Anpassung an Umweltbedingungen ab, weil ich mir die Entwicklung schöpferischer Fähigkeiten im Streben nach Verbesserung vorstellen, und dem in der Gegenwart nachgehen kann. Ich befasste mich zunächst mit Vögeln, da es bei ihnen deutlicher ist. Im Gleitflug der Geier, im Weit- und Höhenflug der Zugvögel (eine Wildgansart überfliegt den Himalaja) sehe ich Streben. Ich kann mir vorstellen, dass Geier, ehe sie die Effizienz ihres Fluges erreichten, unzählige Male versuchten ohne Flügelschlag die Höhe zu halten; Eulen, ehe sie lautlos flogen, unzählige Male versuchten leiser zu fliegen, Raubvögel das Beutegreifen weiter verbessern - und dass in diesem Streben Vollkommenheit stets überschritten wird. Dagegen kann ich mir nicht vorstellen, dass der Mensch, ohne Streben nach Höherem, zum Glauben an Gott gekommen wäre.
     Die Rückentwicklung zu Flugunfähigkeit zeigt hingegen die Folgen des fehlenden Strebens nach Vervollkommnung. In der fressfeindfreien Umwelt flogen die Vögel vermutlich noch über viele Generationen, doch durch Zunahme des Gewichts war die Vollkommenheit des Fluges nicht zu erreichen und unter den günstigen Bedingungen des Nahrungserwerbs Streben nach Vervollkommnung des Fluges unnötig. Der riesige flügellose Moa von Neuseeland zeigt eine Veränderung, für die der Begriff "Niedergang" auch als Bezeichnung einer Evolutionsphase zutrifft. Und dies ist kein Ausnahmefall der Evolution. An vielen der ausgestorbenen Tierformen ist Vervollkommnung nicht mehr vorstellbar, oft ist es, als könnten sie nur noch riesiger werden oder absurde Formen annehmen. Wenn in wissenschaftlicher Auffassung der Evolution menschlicher Formen Niedergang und Aussterben nicht in Betracht gezogen wird, ist es einzig die Folge der Annahme der unbedingten Höherentwicklung, da sonst in den Sinn käme, dass die Anfälligkeit auf Desorganisation bei höchster Organisation die höchste sein müsste. Die vielen mit Aussterben endenden Evolutionslinien der Menschenartigen (als "Sackgassen der Evolution" Nachdenken entzogen), sind nicht das zufällige unglückliche Ende der sich zum Menschsein aufrichtender Formen, aber das Ende der schon zum Boden gebeugten niedergehenden Formen. In Analogie zum Niedergang der Vögel zu Flugunfähigkeit ist zu vermuten, dass an den Orten des Niederganges der Menschartigen Menschsein leichter war als in der Heimat des Menschwerdens. Das könnte der eigentliche Sinn des Begriffes "Sünde" sein. Der Satz: "Höchste Organisation ist nur durch Streben nach höherer Organisation aufrechtzuerhalten" kann überzeugen. Der Satz: "Um Mensch zu bleiben, muss es stets schwieriger sein Mensch zu werden" ist unglaubhaft, da unerträglich, und wäre es, egal wie ausgedrückt, auch in der Vergangenheit. Man erzählte Geschichten von Hölle im Inneren der Erde, bevölkert von zweibeinigen hornigen Wesen menschlicher Gestalt auf ewig verflucht für ihre Sünden. Schreckensgeschichten für Kinder? Solange Zweibeinigkeit des hornigen Huftieres mit Niedergang, und Fluch mit Flucht, assoziiert wurde, war es Warnung an schlechte Erzieher. Die Schöpfer der Allegorie haben sich in allem verschätzt. Ich hatte sie lange im Gedächtnis ohne zu fragen, warum dieses Phantasiebild über so viele Generationen in Erinnerung blieb, und sehr lange kam mir nicht in den Sinn, dass die Nachricht kürzer und eindringlicher nicht fassbar ist. In Worten ist es überhaupt schwierig auszudrücken. ("I.3. Das Wirbeltier zwischen Niedergang und Wahn).

     Im Zuge des Erfolges der Physik im 19. Jahrhundert, der einen endlosen Fortschritt anzusagen schien, reiht sich Darwins Formel vom Zufall und richtender Umwelt in die optimistische Weltanschauung des einbrechenden wissenschaftlichen Zeitalters ein. Es hatte ökonomische und gesellschaftspolitische Folgen, veränderte dauerhaft Erziehungs- und Bildungswesen. Die Annahme der unbedingten Höherentwicklung der Lebewesen, bestätigt im beschleunigten zivilisatorischen Fortschritt und zunehmenden Wohlstand des höchstentwickelten Tieres, befreite von Ängsten und Sorge. Der die bislang ungewisse Zukunft mit seinem Streben für sich entscheidende Mensch, wird zum Konsum verfallenen geistigen Repetenten. Schlimmer, die im Machtgefühl der Verantwortlichen für das Fortbestehen des Erreichten geschwächte Frau, sagt Gebären ab. Der Mensch kann das Jetzt erleben und genießen. Die Folgen sind ständiges Überfressen und ständige Aufnahme eines Übermaßes an Information. Es macht krank.
     Nach wenigen Generationen des leichten Menschseins ist in Deutschland jeder sechste stark oder krankhaft übergewichtig, jeder zehnte schwerbehindert, jeder zwölfte diabeteskrank, die Anzahl der Erbkranken stark gestiegen. Doch die Leichtigkeit des Seins zieht an. Von überall strömen ins leichte Menschsein hoch organisierter Gesellschaften, Menschen, deren Länder im Versuch der Aneignung oder Aufbürdung dieser Organisation in Unordnung gerieten, nicht ahnend, dass die hohe Organisation im grausamen Überlebenskampf des kalten Norden Europas von hunderten Generationen im Inneren der Menschen geschaffen wurde, und diese Menschen sich allem, was sie als Unordnung empfinden, widersetzen werden, weil sie anders gar nicht können.
     Mit Eugenik als Mittelpunkt biologischer Forschung wird man in der Genetik der Embryonalentwicklung und Reifung sehr bald an die Grenzen des Erkenntnisvermögens stoßen, und das Unerklärliche in der Entwicklung des Lebens wissenschaftlich hinnehmen müssen. Schon die Genetik der Veränderungen im Gehirn des Kleinkindes infolge der jeweiligen Umweltreize, die ihm Bestehen in dieser Umwelt ermöglichen, wird sich als unfassbar erweisen. Vielleicht wird man in Zukunft sich selbst verbessernde und selbst reproduzierende technische Systeme herstellen können. Dann werden die Vorgänge in belebter Natur nicht mehr so einfach erscheinen. Bevor Wissenschaft das alte Wissen verdrängte, wusste man es.

Zum erliegen kommen muß all deine Geschäftigkeit. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen …
(Meister Eckhart)

     Das Unterlassen aller Geschäftigkeit, wie Meister Eckhart fordert, ist heute nicht zu erreichen, und war es auch in der Vergangenheit nicht, da selbst der Bettelmönch sich auf den Weg machen und die Schale hinhalten musste. Wie aber das Nicht-Tun tun, wenn das "Zulassen" unbedingt nötig ist? Den Rabbinern und den Sabbat einhaltenden Juden wurde es leichter gemacht. Ansonsten bleibt nur Geschäftigkeit zur notwendigen Nebensache machen und mit dem Gedanken des Zulassens, wenn immer möglich, in Ruhe versinken.

     Doch Meister Eckhart sagt weiter:

"Wenn Gott dich bereit findet, so muß er wirken… er kann sich gar nicht zurückhalten."

Und er bringt all das mit sich von dem du dich entfernt… Dazu bringt er neue Form hervor, die alles in sich beschließt.


     Dieses selbstvergessene Streben nach Hervorbringen der sich im Inneren aufdrängenden Form entspricht dem Streben profaner Schöpfer. Hier ist es Streben nach Gott, bei profanen Schöpfern das Hervorbringen des Werkes. Menschen, die glauben von Gott geschaffen zu sein, nehmen Eckharts Worte als Konsequenz des Schöpfungsaktes bedenkenlos auf, insbesondere Menschen, die glauben, nach dem Bilde Gottes geschaffen worden zu sein, da sie von einer vorangehenden Vollkommenheit ausgehen. Nicht akzeptabel ist es für die, denen nach wissenschaftlicher Aufklärung sofort klar wurde, dass tausend Generationen ihrer Vorfahren beschämend dumm waren. Doch auch den Aufklärern wurden Heilige Bücher aufgeschlagen. Sie haben an den ins Gedächtnis unauslöschlich geprägten Bildern nicht erkannt, dass andere vor ihnen weiter waren.
     In meinem Verständnis der Entwicklungsgeschichte des Menschen (I.3., II.1, II.2., IV., V.), wo der Begriff "Gott" von einem in arteigener Umwelt emporgekommenen Menschentypus abgeleitet wird, ist sein Wiedererscheinen keine Glaubenssache, sondern eine biologische Möglichkeit. Die unwahrscheinlichen Sätze, die Meister Eckhart in sich fand, scheinen dann nicht mehr so wundersam, denn noch Unwahrscheinlicheres ist zu erwarten. Das bezeugen Atavismen, anatomische Merkmale stammesgeschichtlicher Vorfahren, die verloren gingen, aber bei ansonsten normalen Menschen infolge eines Reproduktionsfehlers wieder auftreten können, woraus die Präsenz im Menschen von Genen aus tiefer Vergangenheit zu vermuten ist. Ebenso die Savants, Menschen mit einzelnen enormen geistigen Fähigkeiten, die keine Reproduktionsfehler sein können, aber in vermutlich vielen Menschen präsent sind und in Fällen fehlender Einschränkung dieser einzelnen Fähigkeiten bei der Bildung des Komplexes von Fähigkeiten manchmal zur Ausprägung kommen.

     Schöpfung allein durch Zulassung der sich aufdrängenden Form, wie es Meister Eckhart fühlt, ist den Wenigsten gegeben. Einem Mozart in der Musik, einem Picasso in den bildenden Künsten, einem Gauß in der Mathematik. Es ist das seltene Aufflackern göttlichen Geistes. Unter den von der technischen Zivilisation geschaffenen Bedingungen könnte es langes und vergebliches Warten sein.

     In seiner Abschiedsrede an das Volk Israel weist Mose auf den anderen Weg:

Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
(5. Mose 6,5-7)

Jahwe hofft auf die Wiedergeburt Gottes durch unablässiges Streben des ganzen Volkes in obsessiver Fixierung auf Gott. Es ist Erzwingen, doch zugleich Warten, da auf Erfüllung zu warten ist. Für gläubige Juden bis heute der gangbare Weg, denn die in der Thora beschriebenen Fähigkeiten Gottes sind für sie Wirklichkeit. Wissenschaftlich geprägten Menschen, für die sie zur Welt der Wunder gehören, ist dieser Weg verschlossen.

     Das dem Komponisten, Erfinder und Forscher Vorschwebende drängt sich in Überwindung unerkennbarer Hindernisse ins Reproduzierbare. Sie tun es mit Anspannung aller Kräfte, manche sind dazu verdammt, anderen kommt es nicht in den Sinn. Ob sie es nicht können oder nur Spaß am Leben haben wollen, ist aus Solidarität mit Mitmenschen nicht geboten zu fragen, zumal man sich mit dieser Manifestation der Menschlichkeit leicht solidarisieren und leicht mitmachen kann, wogegen Schöpfer in quälender Hingabe tun, was sie tun müssen - und man eben nicht mitmachen kann. Die Fähigkeiten, von denen Mythen und Heilige Bücher berichten, mögen Wunder gewesen sein, doch die genialen Schöpfer in den Jahrhunderten der ausgehenden feudalen Gesellschaftsordnung sind kein Wunder. Für die Menschheit eine große Zeit, für die meisten Menschen unerträgliche Zeiten. Das neue, auf Massenproduktion basierende, Wirtschaftssystem bietet Attraktives kaufbar an, doch der eigentliche Preis ist Vereinheitlichung und Nachahmung. Es beginnt in der Jugend mit Degradation des Strebens und führt in Bildungseinrichtungen, außer Musik und den bildendenden Künsten, wo man von Begabung ausgeht, zu Ausbildung von Fähigkeiten, die bestenfalls an die Fähigkeiten der Lehrer herankommen, nicht aber zu Herausstellung des schöpferischen Leistungsvermögens der Schüler, da es zu schwierigen Unterscheidungen zwingt, die nicht so schwierig wären, wenn man aus geschichtlicher Erfahrung gelernt hätte, dass das Ideal der Gleichheit, nur dann dem Menschen dient, wenn es Gleichheit der Chancen und Gleichheit vor dem Recht bedeutet.

     Für Forschung werden seit dem zweiten Weltkrieg weit höhere Mittel als im 19. Jahrhundert zur Verfügung gestellt, doch verglichen mit der Zeit von 1800 (1800 Voltasäule) bis 1900 (1895 drahtlose Telegraphie, 1897 Kathodenstrahlröhre, 1898 Radioaktivität), brachte diese auf viele ausgeschüttete Fülle wenige große Erfindungen und wegweisende Ideen hervor. Atomphysiker wiederholen seit einigen Forschergenerationen mit wortreichen Ergänzungen das Anfängerische und liefern zum Versagen der Energiegewinnung durch Kernfusion Erklärungen, die von Generation zu Generation für beide Seiten nicht unverständlicher werden. Wirtschaftswissenschaftler und ihre Zöglinge (110 000 Diplom-Volkswirte allein in Deutschland) wissen lediglich Bedingungen für ein durch zunehmenden Konsum und Verbrauch natürlicher Ressourcen erreichbares wirtschaftliches Wachstum vorzugeben, obwohl es seit Jahrzehnten nur mit einer global steigender Konsumentenzahl aufrechtzuerhalten ist, was am Ende die Preisgabe unwiederbringlicher Gebiete unberührter Natur samt einmaligen Tier- und Pflanzenarten zugunsten des zerstörerischen Wirtschaftens rechtfertigt. Agrarwissenschaftler, deren Arbeiten das schnelle Wachstum der Weltbevölkerung ermöglichten, haben das Ausmaß der dadurch verursachten Denaturierung des Planeten nicht vorausgesehen. Bevölkerungswissenschaftler sind sich zu Ursachen dieses Wachstums derart einig, dass die Verwechslung von Ursache und Wirkung nicht in den Sinn kommt. Zukunftsforscher führen ihren Kollegen in der Wissenschaft Modelle der Vorgänge an den Grenzen dieser Entwicklung nicht vor die Augen, weil sie an Modellen einer Zukunft arbeiten, die es an diesen Grenzen nicht gibt. Eine weltweit politisch ausgerichtete Bewegung, die das Aussterben von Arten, verursacht durch starke Vermehrung der eigenen Art, bedauert, aber nicht wagt zu sagen, dass diese Art mit weit kleineren Populationen sicherer überleben würde.
     Außerhalb von Wissenschaft werden die Fehlentwicklungen offengelegt, doch es bewegt wenig, da in amtlichen Informationsflüssen wissenschaftliche Autoritäten in der Sprache ihres Spezialgebietes die Berichte als wissenschaftlich unhaltbar zurückweisen. Wie immer entscheiden Interessen, doch anders als beim dem Thesenanschlag an Kirchentüren fehlt dem Neuen die institutionelle Unterstützung. Der wissenschaftlich erzogene Forscher macht in Fortsetzung der Erfolgsgeschichte der Wissenschaft in voller Überzeugung weiter, ohne je auf den Gedanken zu kommen, dass seinem Schaffen die Annahme der unbedingten Höherentwicklung zugrunde liegt. Doch diese Fortsetzung beinhaltet inzwischen Theorien der wärmeerzeugenden Teilchenfusion, deren einzige Verwendung Versuchsanlagen sind; ökonomische Theorien, mit denen der in Prozentzahlen des Gestern gemessenem Fortschritt, die Zukunft gefährdet; eine Evolutionstheorie, die Selbstverständlichkeit des Unfassbaren lehrt, aber die Untersuchung der Embryonalentwicklung höherer Wirbeltiere scheut; Anwendungen in Technik, Landwirtschaft und Medizin, deren Folgen man schleunigst rückgängig machen möchte, aber es nicht mehr, oder nur mit riesigem Aufwand, kann.
     Zugleich werden in einer gesellschaftlichen Parallelentwicklung, Versuche der systembedingten Vereinheitlichung und Nachahmung durch Abgleiten ins Chaotische zu entgehen, zu schöpferischen Subkultur aufgewertet und von den Medien grob in Hirne gepaukt.

     Das große Interesse am Weltall ist mit Wissensgier, Faszination am Entfernten, Abenteuerlust – und mit Vorahnung der von dort drohenden Gefahren zu erklären. Die andere Gefahr droht von der Erde. Schon zur Einschränkung der Folgen des durch die Erderwärmung befürchteten Anstieg des Weltmeeresspiegels sind immense Mittel bereitzustellen. Weit mehr zum Schutz vor den abrupten Veränderungen infolge von Ausbrüchen aus dem Erdinnern. Der mit starken Massenverlagerungen verbundene letzte erdgeschichtliche Umbruch vor 12000 Jahren, in dem der Weltmeeresspiegel um etwa 110 m stieg, war von starken Erdbeben, Vulkanausbrüchen und weit ins Festland reichenden Überschwemmungen begleitet. In Vorbereitung auf die vom All und vom Planeten drohenden Gefahren werden Wissenschaft, Technik und Wirtschaft bislang Undenkbares vollbringen müssen, doch jetzt schon ist ihr Potenzial auf das Erhalten reproduzierbarer Menschenpopulationen über längere Zeit außerhalb des Planeten einzurichten und alle verfügbaren Ressourcen dafür zur verwenden. Es sind die Ressourcen, deren ziellosen Einsatz Wissenschaft ermöglichte und unterstützt. Mit der gegenwärtigen Auffassung von Fortschritt ist es nicht aufzuhalten, auch deswegen nicht, weil in diesem verhängnisvollen Lauf das von allen gewollte Agieren zu Begrenzung der selbstverursachten Gefährdungen von den schwierig vorhersehbaren und unvorhersehbaren aber wahrscheinlichen planetaren Katastrophen ablenkt.

     Die Wiedergutmachung muss am Menschen beginnen. Der Mensch ist die Wirklichkeit, die in evolutionärer Kontinuität durch seine eigenen Entscheidungen direkt veränderbar ist. Bei wissenschaftlicher Untersuchung dieser objektiven, da immer der Vergangenheit gehörenden Wirklichkeit, würden erlösende und fehlgreifende Entscheidungen an die gegenwärtig gemiedenen Unterscheidungen von gut und schlecht heranführen, die Rückschlüsse auf Bedingungen der Höherentwicklung ermöglichen. Die erste Bedingung ist die schwierigste: Keine Furcht davor haben. Bis weitere Bedingungen erkannt werden, bleibt den vorgezeichneten Weg zu gehen und auf das Emporkommen von Ideen (die keine Quarks sind) und Visionen (die nicht mit Antivisionen erklärt werden) zu warten. Aber man kann schöpferische Fähigkeiten auch mit einer dem Zeitgeist entsprechenden Demokratisierung des Strebens anregen.

     Ich gehe davon aus, dass Erzwingen höherer Organisation um mich, höhere Organisation in mir voraussetzt. Und weiß, dass dieses Erzwingen zur Obsession werden kann, die nicht in geistige Erschöpfung führt und nicht krankmacht. Die Chance ist allen gegeben, die es wollen können.

     Es ist der lange Weg zum Schöpfer, doch auch auf diesem Weg kann man mit der Zeit wieder beten lernen.

Februar 2017


Diese Abhandlung fand nur wenige Leser. Die Fortsetzung, wie ursprünglich vorausgesehen, würde es nicht ändern. Sie sollte, ausgehend von den genetischen Folgen des über Millionen Generationen an Ufern der Meere geführten tödlichen Zweikampf der Echsen um Frauen, mit Kopulation und dem Körper des Besiegten als Preis, zur Eigenschaften der höchsten Tierart führen. Die Singularität des Menschseins davon abzuleiten, wie in I.3 "Das Wirbeltier zwischen Niedergang und Wahn" angedeutet, ist möglich, doch der große Zeitaufwand hält mich davon ab. So entschied ich mich abschließend nur auf Bedingungen der Höherentwicklung einzugehen, und darin sich auf Altruismus und die Todeslust der Männer beschränken. Und auch dazu stelle ich nur Fragen, wofür ich ein Vorbild habe, nämlich Nietzsches Vorwort zur "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik".

Warum steht Altruismus beim Menschen so hoch über dem biologisch Notwendigen? Und wie kommt Todeslust der Männer als Bedingung der Höherentwicklung überhaupt in Frage? Die Kampflust der Männer ist nicht abzustreiten, Geschichte wäre bei allen ökonomischen und sonstigen Begründungen ohne Kampflust der Männer nicht zu schreiben. In Zeiten des Friedens sieht man sie im Gefühlsausbruch der Sieger sportlicher Wettbewerbe und dem Außer-sich-Sein der mitgerissenen Zuschauer. In Altertum und Mittelalter schrie man nach Tod am Ende des Kampfspieles. Männer suchten diese Spannung in Duellen, mit Frauen im Hintergrund, oder aus irgend Grund. Das feinere Empfinden der Dichter erspürte darin Todeslust. Bei Homer und anderen in der Antike, in unserer Zeit bei Lermontow und Ernst Jünger. Was hatten Männer davon? Ein abenteuerliches Leben in Gleichmut, für manche ein geistiges Abenteuer an Grenzen des Möglichen. In der Tierwelt, und lange genug auch bei Menschen, sind es Verzweiflungstaten des Hungers, und - schwer zu glauben - Erfindergeist.
Der Titel Jüngers Buches "In Stahlgewittern" sagt es: Kanonendonner und Atomblitz beendeten die Millionen Generationen dauernde Ära des waffenlosen Zweikampfes, kurz ehrenhaft fortgeführt mit gleichen Waffen. Kampf wurde sinnlos. Die Reaktion darauf ist Verweiblichung der Männer. Es hat seinen Preis. Noch vor nicht langer Zeit war Deutschland eine Insel höchsten Könnens. Heute sind wir nur noch gut. Wie gut, sieht man an dem, was wir nicht mehr können. Man gibt sich damit zufriedengeben, denn bleibt eine Zeitlang unter Guten noch gut. Sicher, es gibt sie noch, Männer, die bei Bewältigung ihrer Aufgaben tun als ginge es um Leben und in innerer Verzweiflung Großes schaffen, doch sie werden weniger und es sind nicht die, die berühren und bewegen. Egoismus weckt Neid, begeistern kann er nicht.
Das Abgleiten ins Niedrigere ist leicht. Es beginnt mit Erziehung und zeigt sich schon nach wenigen Generationen. Solange Knaben wie Mädchen erzogen werden ist in der Wissenschaft kein Durchbruch zu erwarten - kein Durchbruch überhaupt. In den siebzig Jahren nach dem Kriege hat Deutschland wenig Neues in die Welt gebracht. Das Neue ist unvergleichbar schwieriger als Wiederholung des Bekannten - und gefährlicher. Ängstlichkeit hat viele Namen und Gesichter. Feigheit auch.
Also, woher der Altruismus? Die enormen Verluste an Männern in Kriegen wurden sehr schnell von den übrig gebliebenen Frauen ausgeglichen. In den entwicklungsgeschichtlich kleinen Völkern - und das ist meine Hypothese - gab es stets eine Überzahl von Männern. Im Todeskampf um Frauen ging Männern um ihr weiterleben in Kindern, im Kampf mit anderen Völkern um Überleben der Frauen. Sexuelle Lust und Todeskampf um Überleben in Kindern verschmolzen zum seelisch-geistigen Komplex, der Altruismus und Todeslust einschließt. Es ist eine naturwidrige Singularität höchster Organisation die zum Zerfall tendiert. Man musste alles tun, dass sie nicht zerfällt. Was man tat sagen Heilige Bücher.
Geburtenrückgang und die sterile zur Schau gestellte Sexualität der sich männlich zeigenden Frauen ist in Deutschland nach den Verlusten der Kriege von 1870-1945 deutlicher als wo anders im Zusammenhang mit der verweichlichenden Erziehung der Männer zu sehen. Dazu gehört das Zusammensein der Geschlechter in Bildungseinrichtungen. Die so erzogenen Frauen und Männer merken die Auswirkungen dieses Zusammensein auf Sexualität nicht mehr und haben viel zu verändern, da die 4000 Jahre alte Geschichte der Erziehung und ihre Vorgeschichte dann nur noch rückständig sind. Das Aussterben weiblicher Linien, die den Bevölkerungszuwachs Europas sicherten, ist dann eine natürliche Entwicklung, die man irgendwie auszugleichen versucht.
Warum gebären Frauen, die die Teilnahme der Männer am Großziehen der Kinder nicht brauchen, keine oder nur wenige Kinder? Wohin geht es, wenn Männer den Kampf ums Überleben ihrer Kinder den Frauen überlassen? In einer typischen für höhere Säugetiere Entsprechung ist die Tendenz zum Ausgleich geschlechtlicher Merkmale erkennbar. Auch Frauen sind eine Singularität, da körperlich und psychisch weiblicher als bei anderen Säugetieren.

Höherentwicklung vollzieht sich im Zustand des Gleichmuts in Anspannung bis zum Unmöglichen. In die andere Richtung geht es mit Loslassen zur Besitznahme des Nächstmöglichen begleitet von sexueller Lust, dann zum Greifen nach dem Nächstmöglichen begleitet von Geschrei in sinnloser Erregung - bis es schließlich wieder ruhig wird. Ich denke dabei nicht an den Orang-Utan. Er wurde zum Tier auf dem kürzesten Weg. Für einen Versuch mit Orang-Utans würde ich Inseln kaufen.
In dieser Lage ist Hoffen eine Grausamkeit. Aber warum nicht?
Die Knaben Europas und ihre Verwandten haben begriffen, dass kriegerische Auseinandersetzungen mit ungleichen Waffen nicht mehr wie einst Mut und Verwegenheit der Kämpfer bezeugen. Jetzt entscheiden Mut und Verwegenheit im Verborgenem agierender Schöpfer. Die Knaben Europas müssen anderes zeigen oder andere werden es ihnen zeigen.
Und die Mädchen? Die Mädchen, die wie Männer werden wollen? Ich habe mich mit der wesentlichsten aller Benachteiligungen, nämlich der, dass ich keine Kinder gebären kann, abgefunden, und mache das Beste daraus, indem ich in meinen Unternehmungen den Tod suche, was Frauen nicht können, weil sie leben müssen.

Wie gelang es die Singularität des Menschseins zu halten? Man übertraf die Tat mit Wort, das Wort im Lied, das Lied im rituellen Gesang. Man hört es bei den Alten Griechen in ihrer damals tonalen Sprache. Dann kamen die Religionen. In Latein leitet sich "Religion" sowohl von "Sorge", wie vom "wiederholten Zusammenbinden" ab. Und heute?

Im späten Vorwort zur "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" sagt Nietzsche:

"Könnte nicht gerade dieser Sokratismus ein Zeichen des Niederganges, der Ermüdung, der anarchisch sich lösenden Instinkte sein? Und die "griechische Heiterkeit" des späteren Griechentums nur eine Abendröte? Der epikurische Wille gegen den Pessimismus nur eine Vorsicht des Leidenden? Und die Wissenschaft selbst, unsere Wissenschaft - ja, was bedeutet überhaupt als Symptom des Lebens angesehn, alle Wissenschaft? Wozu, schlimmer noch, woher - alle Wissenschaft? Wie? Ist Wissenschaft vielleicht nur eine Furcht und Ausflucht vor dem Pessimismus? Eine feine Notwehr gegen - die Wahrheit? Und, moralisch geredet, Etwas wie Feig- und Falschheit? Unmoralisch geredet, eine Schlauheit?"

Und weiter:

"Sie hätte singen sollen, diese neue Seele - und nicht reden. Wie schade, daß ich, was ich damals zu sagen hatte, es nicht als Dichter zu sagen wagte: ich hätte es vielleicht gekonnt!"

Wie schade! Des Dichters Gesang hätte vielleicht die Welt verändert.

Ich weiß, dass ich es nicht kann, denn höre Goethes Rhythmus und Klang:

Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen
("Faust")

Aber meine Vermutung zur Höherentwicklung kann ich auch am Beispiel eines schlechten Gedichtes prüfend miterleben, weil das Werden zum Besseren darin deutlich genug ist. Die Voraussetzung ist nämlich da: Es muss um alles gehen, wie ein zurückgehaltener Schrei herauskommen. Ja, es ist zum Verzweifeln und gefährlich dazu, denn drängt zersetzend ins Bestehende. Aus Verzweiflung das Unmögliche? Möglich war nur das.



AUS DEM ANDREN VATERLAND

Hohe Burgen wie unwirklich
Im Tal gebrochen Väter Folge
Über tot Denkmälern
Das Ungemach des Himmels der Vielen
Die Erde untertan gemacht
Du geblieben wo sie liegen
Wenn ganz still in dir
Wälder flüstern hörst im Schlaf
Nicht erzählter Göttersagen
Worte ungekannter Macht
Tief wie die Nacht aus der Du kamst
Zu leben hier mit dem Tod
Von Krieg und Winter langer Not
Jahr um Jahr für nächst Jahres Qual
Verloren die Zeit
In der Du jünger wiedergeboren
Verloren Wissen für Kraft
Wie dann aus dem Lied der Sagen
Weissagen wie fragen wenn
Im Traum nur da schattengrau
Der Tag an dem das Morgenlicht
Der Heimat die Nacht durchbrach
Schlachtenrufe schon verklungen
Krieger schweigend kehren heim
Merkst am Gleichmut ihres Schrittes
Merkst im Gesicht
Der Todeskampf ums Hiersein
Ist entschieden – da bricht das Bild
In Schau schaurigen Geschicks
Nichts entschieden kreischt am Boden
Adler verflogen irre
In von Reue untreu Dasein
Verstoßen Wappentieres
Vergebens Du erbarmlos streng
Dich in Dir würdig Ordnung
Gehoben wenn jetzt gehetzt
In Todesangst Verdrängung
Gierig greifend nach mehr und mehr
Neuland wirfst auf Stadt und Flur.

Du erträumt im hohen Fluge
Leben möchtest voll zu End
Nicht genug uns was auch immer
Im Geschrei von Sinneslust
Bürgest allen als ob heilig
Wofür nicht geschaffen wir
Unser Wesen Drängen
In der von Gott für sich gelassen
Weltenganges Lücke
Aus Ahn Geschick in uns Unwissen
Möglichkeiten erahnen
Der Worte verborgen Deutung
Und ihr Dasein folgerichtig
In Wahnblickes Voraussicht
Mit nie zu erwarten Werken
Ohne Staun bewusst erschaffen
Als wäre alles Tun in Worten
Heimlich Sinn schon drin
Ja wie? Frag Gott in dir,
Nie findest im Leib der Worte Entstehen
War's in Windes stöhnend Wehen
Und Meeres Raunen traulich Klang
Vernommen Weh und eigen Streben
Nicht geschenkt noch notwendig
Angezeigt Natur zuwider
Mit Händen von Tieren halbaufrecht
Aus Flachggewässern gekommen
Als das große Land noch karg
Herausgeschrien in Wut
Verstanden aus Furcht
An Meeres Höhlenwand
Frauenstrands engem Rand
Als ununterscheidbare Männer
Betört vom Weiber Sang
Rangen (Rangen zuerst um Rang)
Um zu bleiben
Im echten echsenalt
Des einen letzten Zweikampf
Hunger der Grund
Meer die Flucht
Das Weib in Sicht
Männer nur kurz Angebot vom Tod
Hand in Hand und streng am Hals
Meisterwerk ersten Berufs
Der Bestie Kiefern sich vom Leib zu halten
Im tödlich Griff
Der stärker macht bei gleicher Kraft
Bis der Eine erstand
Als ob größer im Siegesschrei
Gegen Gleichheit Fluch
Geist ergriff und trieb
Das Wort jetzt rief zum Unterschied
Diese im eben Wasser und Gegners Antlitz
Sich selbst zuerst erkannt
Verhinderte Tiere
Seit je weit Meeres Überblickes
Das Ferne stets zum Fassen nah
Ursprünglich fliehend Stirn
Stark rausragend Kieferknochen Resten
Im langen Gesicht
Hagere Urzeit Gestalten
Grimmig tierisch schon Menschen
Das Wort jetzt am Anfang
Der Dinge im göttlich Übersinne
Mit Wort die ganze Welt
(Höre: wor-l-d) stets neu gemacht
Im sinnig Bild der Natur
Zu viel zu rufen in arg Not
Die für immer eigensinnig Sicht
Erst geteilt auf Begriffe
Begriffen mitgeteilt
Menschen Macht ergriffen
Über fremd Dinge Vielfalt Wesen
Und eigen Taten
An Grenzen finsteren Tierseins
Verworren Zweifels
Damals im Ungewiss hörig gehorcht
Mutig vermutet süchtig gesucht
Der Worte Sinn
Verwoben Möglichkeiten Unmaß
Früh schon im bös Verdacht
Unheil heraufbeschwören
Geboten streng einzuschränken
Unendlich vielmals versucht
Getätigt bestätigt verflucht
Verschreckt vom nötigendem Gespenste
Neuer Erkenntnis
Erdacht Verrates am Wesen gewesen
Todeslust inne überwältigt Sinne
Im Tagestraum schweifend Worte
Gegenwelt des dunklen Seins sie lebten
In Seel und Welten Sang
Das Ungewiss hörend
Fähig des Neuen sich erinnern
Weil eben Traum
Doch Wortes Sinn und Satzes Gang
Bündig mit Wirklichkeit Erfahrung
Im Jetzt getan und wiederholt
Sicher des Seins
Nie allein
Gesetzes wiederkehrenden Himmels
Geboren unterm höchsten Stern
Festlich Namens
Gestirnen anvertraut Weggefährten
Auf zu wenig für Leben
Grund in Meeres Leere
Dorthin ihr ohne Rücksicht
Verwegen in Wogen wagen
Fahrten Gefahr Erfahrung
Genauheit im Wesen Natur
Abverlangt bewusstem Tun
Von gemeinsam einsam Warten
An rauschend Wellen Schwelle
Ihre Langmut und tiefe Ruh
Bei Ankunft aus Fernen
Der Gegenwart Zukunft
Schöner als Wahrheit vorhergesagt
Mit Verlorenen in Weiten
Verbunden Rufes in dem Gott
Geisthaft Gäste wo kein Erwarten
Göttlich ihr Erscheinen
Und göttlich die nach ihnen
Im Staun sich neu schauend
Auf Wortes Schwingen
Die Augen Oben
Des Stärksten Machtgefühl
Außer sich allen inne
Des ganzen Volkes
Verzaubert Gedächtnis jeder in sich
Im Unglück schon aus wenigen
Das Volk gedieh inneren Segen
Wie zuvor und besser
Im ewig Streben Erfahrung
Reichtum für neu Leben vergraben
Wenn zu groß weg vom Leben hochgetragen
Zu zeigen was über Leben
Um als beseelte Wesen überleben
Vielmals Naturgewalt glücklich entkommen
Bis vernichtend geschlagen
Was übrig blieb
Mit Erde vermählt und versöhnt
Giftes verderbten Erbes
Ahn unähnlich erb ärmer Geschlecht
Noch übermenschgroß an Meeren
Unnütz Fels düster Botschaft
Wir sind nicht Tiere
Unsterblich erst in Gott-Könige Grab
Mit letzter Kraft Pyramiden
Verschlossen Höhlengänge Herberge
Vor erstickendem Himmel
Erbaut Ruine dessen was nie durfte sein
Heut nur Glücksfall noch im Menschen
Aus Schattenwelt Tiefen kommend
Selten aufleuchtend Nachschein.

Vaterland verwegen Geister
Wieviel Kind in Dein Liedern
Aufrichtig geblieben Worte
Dir zum Fluch Dir zum Segen
Beseelt Wesen Zwang
Über sich selbst hinaus
Der Wille zur Vollendung
Wo Dämonen nur warten ihres zu zeigen
Schlicht geplant Dörfer und Städtchen
Fleiß eingerahmt
In Kirch Glock stündlich Klang
Tüchtigkeit von Elend Wund
Und Tod nah Not der Kriege
Gehoben in Dienste Ehren
Lobes und Lohns in Einem
Auf Messen gemeinsam
Heilig Mahl essen
Brot und Wein Wandlung
In Gottes Leib und Blut
Dem Verstande oben unangemessen
Blute geboten nicht zu vergessen
Mit Buch in Hand die Arm am Wort
Bei Dir zuerst der Ruf nach Redlichkeit
Der Welt geschenkt
Tiefstes sinnend Denker
Dichter dem Unfassbaren nah
Wie von den Sternen hoch Gesang
Jahrhundert lang gebaut Gottes Haus
In all dem vergeblich suchst
Was war zuvor
Was noch kommt danach
Nur Gott der mit Dämonen
Der Schöpfung Unglück berät
Wie der Alte wüsste vielleicht
Warum grad Deine Söhne
Übermenschwahns verführt
In Voraussicht Ordnungsmaß getan
Was in Wut und Rache Morden
So zuvor nicht gewesen
Und warum mitten des Grauen
Im Gewissen find irgend ähnlich
Als vor tausend Jahren
Am selben Ort der Große
Tausenden Sachsen
Den alten Göttern treu
Heilig Namens
Auf sich genommen Leid
In Reih und Glied
Die Köpfe abgehackt
Der Köpfe freie Wahl
Eignen Brüdern angetan einfach so
Der Große heut in höher Ehren
Und warum wiederum
Nach tausend Jahren am selben Ort
Tausende verborgen Frauen
Den Kindern nie so nah
Verbrannt keinem Gott, warum?
Auf diese so leicht vermeidbar Fragen
Ich verflucht Antwort zu suchen
Im höllisch "Woher?" der Männer gefunden
Was niemand auf kurzem Weg zum Tod
Wissen möcht und da verflucht
Laut und Leise bricht zusammen
Auch stotternd schwer zu sagen
Verse nie werden ertragen
So des Schrecken Lehr gesagt
Märchenspuk die Welt so liebt
Weil verborgen drin in Schuld Sühne
Bußumnachtet Geister unheimlich Schluss
Diese Tierart besser werden muss
Wenn wie zu den Edlen einst geschlagen
Verkehrten Wortes Sinne
Auf Würde Träger umbenannt
Womit alle gleich in Ehren
Und nichts wiedergutgemacht doch
Doch Schrecks vorm Möglichen in Menschen Hand
Liederlich mit sich Frieden
Wortes Macht was zuvor würdig
Dem Niedergange geweiht
Achtungslos untertan
Dem Potenzial der großen Zahl
Wo einstmals frei
Nur die Wahl verhungern
In Verzweiflung gegen des Tieres
Vernunft der Furcht und Flucht
Verflucht zum Sein und Bleiben
Dem Tod entrissen Schöpfers Kraft
Mahl für Mahl ohne Wahl in Festes Andacht
Das Schreckliche zutiefst vergessen
Vergessen fürs Leben
Vergessen im Traum von Frau
Dranges damals noch Bestie Natur
Mann erst dann wenn der Beste
Jungs mit kindisch Leichtigkeit der Hand
Den Sieger spielend nachgeahmt
Für den ersten Kampf meist letzten
Für alle gewonnen
So schon am Anfang des Dramas
Dankbarkeit Zwanges Denken nah
Nicht gänzlich Natur untertan
Der Mensch im Tier erwacht
Und wach dem Reiz sich fallen lassen
Ins Leichte widerstanden
Gott schon über ihm
Sich selbst und Geschöpfe
Auch auf trocknem Boden
Gesehen von oben …
Dahin für immer doch nicht vorbei
Geblieben in uns – nicht auf lang
Oh Mensch! Gib Acht!
Die Zeit läuft ab
Unheil dauernd Fluches
Das Wenig noch zu hoffen jetzt verspielt
Von schwelgend Übermaßes Verwertern
Wissenschaft Ernstes erklärt
Zu Wirtschaft tragend Kraft
Politisch übersetzt in Gesetz
Emotional wie's passt prozentual
Am Wesentlichen vorbei
Mit Blick auf nächste Wahl
Bietend mehr egal woher
Zum verdecken Schicksals Haft
Des Grauen in uns da
Als wär's nur Zufalls sündhaft Unfall
Guter Natur abseits von Geschichte
Mit Ablassgeld zu regeln
In weltgefällig Selbstaufgabe
Solidarisch abwärts um wie viel leichter
Auch dorthin allen blind voran
Zahlst mit Geist für mehr Leben
Heilig Menschheit
Mensch- und gottfremd Theorie unsäglich Preis
Erfolgreich bereits, zum Abschied
Über alle Maßen mehr
Verwünscht die nicht erkannten In Sintflut grausam Gleichnis Gesagt auf der Erde Heil und Wohlergehen Nicht Vielen gegeben sondern denen Die zum Segen andrer leben hier.

Fortschritt in Umkehr dessen
Wir geworden weil plötzlich frei
Von Geistern überhoben in Buddhas Denken
Jesus Beten Mönche Fasten
Frei von Gott
Der klagend droht mit seinem Geiste
Im Fleische vergehen
Und verfrühtem Tod
Mit nur Hundertzwanzig Jahren
So Geistesschwund, was merkst nie,
Daran Schuld dass den Geschwächten
Nach der Flut im illusorisch Bund
Wie überirdisch erscheint
Folglich unbelehrbar logisch
Mit Turmbau Neuzeit beginnt
Wissenschaft anstelle sofort erkennt
Wie beschämend dumm
Tausende vorangegangen Geschlechter
Im Machtgefühl Resten göttlich Geistes
Kurz geraten Sicht blind auf Folgen
Zeigen will was noch alles kann
Natur aus der wir sind
Als Abfall Himmel und Erde gibt zurück
Mit Beifall aller für immer Glücksgewinner
Seitdem entdeckt der höchsten Tierart
Objektiv Entwicklungsprinzip
Kirchen alt Stammbuch fett überschrieben
Alle Menschen sind Verbraucher
Besser die verbrauchen mehr
Von Verbrauch unzüchtig süchtig
Nicht mehr wissen
Genuss- oder Opfertier zum Fressen
Mit dem Ziel einer Langzeittherapie
Bis erlöst operative
Am Ausgang des Fortschritt Paradiese
Von erstickend Fülle Unrates
Der Verschwendung im Innern
Siehst da unten klein kümmerlich
Gerangel um Macht
Mit aus Wohlstand Not für nichts verschenkt
Mein und dein Schuld Milliarden
Wie's immer, willst oder nicht,
Staates Schulden sind
Zugleich Schöpfergeist Milliarden
Nicht mein nicht dein Dividende
Investiert in Milliarden
Systematisch nötig
Neuer Verbraucher die rege wie nie
In Konsumklima Laune
Dicht beieinander auch wenn
Alles täten um von Natur
Was noch übrig zu erhalten
Erschrocken von ihr bös veränderter Gewalt
Schnell bereichert Verlierer
Dann nur noch schlimmer
Wie wir dies Glückes Stifter
Jetzt schon getroffen
Mit tausenden verfallen Dörfern und Städtchen
Zielbewusst zu Grunde gerichtet
Friedhöfe bald Heimatland
Welch Giftgemisch
Diese Idee auf grau Papier
In Mastvieh Zukunft Sinne.

Mit mehr Menschen und mehr Verbrauch
Mehr Wohlstands Dunst
Mehr Anbau und mehr Verbau
Den Planeten retten
Bis irgendwann dann
Was in Jahrmillionen der Luft entzogen
Dank Naturwissenschaft seit Watt
Genial verbrannt – Klimaneutral
Nie, ahnen Kinder
Gut und schlecht mit Recht
Weg von Schulen
Auf dem Weg ins Niemandsland
Es eilt! – schreit Jugend
Mysteriums der Einheit allen Wesens
Natur zuliebe
Im wöchentlich Tanz
Drängend das Feuer zu löschen
Prometheus anzuketten
So viel doch getan
Auf Diagramm siehst nichts oder marginal
Ja, was dann?
Rückkehr ins eigne Sein?
Nie fällt dir ein
Es wär zu deutlich
Zu grausam wahr, zu schwierig
Vor dem was kommen muss
Im Rausche des Zusammenseins
Nicht mehr anprangern die gierig andren
Dagegen Natur zuwider entscheiden
Ab jetzt bescheiden für immer?
Sinnlos edel vergeblich schön
Die meisten jetzt schon bescheiden genug
Der Menschen Unzahl außer Sicht
Fährst auf Klima Welle in die Hölle
Welch Gott mit dir.

Wie lang soll´s so weitergehen
Wer hält´s auf wer kehrt´s noch um
Wer wagt sagen der Mensch gedeiht
Wenn nach Unmöglichem reicht
Als nichts mehr in eigner Hand

So steht auf verletzte Kämpfer
Und ihr hungernde Frauen
Sagt es heut und morgen und immer wieder
Helden stiller Heldentaten
Am Boden zerstört geächtet
Aufrecht mitten Trümmer Schutt
Verwundert Siegern jetzt gezeigt
Mit Ahnen göttlicher Kraft
Das Alte wiederaufgebaut
Trotz all Verderb gewesen
Erneut Vorbild erstaunt Welt
In kluger Überlegung
Als Teil von jener Kraft
Die stets das Gute will
Wir lernten allen zugute siegreich
Nicht verflucht zu sein
Und jetzt?
Jetzt, als Bande gerissen
Sich fallen gelassen ins Leichte
Ausweglos wie einst?
So halt an wenn wieder mal
Mit Ahnen göttlich Klang
Tönt freudig Deutsch
Angedacht von Amt
Auf Vaterland Abgesang
Du
Im Seel Gebet
Am Abgrund des ewigen Vergessen
Die aus Dir heraufbeschworen
Schicksalsgunst kannst greifen
In Ahn Worte strenger Fessel
Nach den Sternen reichend
Die Heimat, die eine
Die in Höhen zwingt
Wo alles untergeht
Ohne Staun in Dir entdecken.

Ich nach all dem Ringen
Einsam ziehend durch fremde Straßen
Die Zeil des Guten Ende
Möcht noch finden wo in Brüder
Geiste Träume weiterleben
So gesegnet in letzter Tat
Ersteigen den Pfad niemand weiß
Am helllichten Tag allein
Hoch überm glitzernden Meere
Im Schlaf sich sehen segeln
Wie nach oben gen Himmel einst
Entrückt Vorfahrn hinüber
Gefahrn in sehnsüchtig Weiten
Seliger Seen Strände.



Nur das. Dennoch, anders als im prosaisch Gesagten, ist etwas zurückgeblieben, das weiter leben möchte. Und jetzt weiß ich um wie viel schwieriger als erfinden von physikalischen oder technischen Systemen – und warum Dichter einst so hoch in Ehren. Genauer gesagt, das Zweitschwierigste in der Welt ist einen "Faust" zu schreiben. Das Schwierigste, ihn für Kinder zu schreiben, sodass auch manche Alte es verstehen. Dafür, dass es möglich ist, steht das erste Buch des Pentateuchs. Bei Luther erhalten, obwohl eine andere Welt. Es geht immer um Kinder. Das Volk wächst mit den Heldenphantasien seiner Kinder. Man sollte in Schulen Lieder singen, der Rest kommt dann von selbst. In Suche nach dem rhythmisch und melodisch Besten zeigt sich das Sinnvollste. Das Wunderwerk der deutschen Sprache entstand im Zusammensein mit Griechisch, Latein und Hebräisch aus dem Geiste des Vorindogermanischen.


Juni 2018

Änderungen am Gedicht bis März 2024.
Zitat zu Augustinus von Hippo am Ende Kapitel 1, Dezember 2019.



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