Einführung.
Mythen und Heilige Bücher berichten über langlebige Menschen mit einer Überzeugungskraft, die ich mir nicht erklären kann. Wenn in einer Welt des ewigen Gebärens, Reifens, Alterns und Sterbens gesagt ist:
Und Gott, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was Gut und Böse ist. Nun aber, daß er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! (1. Mose 3,22)
was ich nicht verstehe, aber eine Spannung fühle, als ob gesagt worden wäre, wovon mein Schicksal abhängt, und danach lese:
Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. (1M6,1-4)
womit das undurchschaubare Gleichnis abrupt in eine Wirklichkeit übergeht, in der Verhalten der Männer und körperliche Merkmale der Frauen, also, das Triviale der Beziehungen zwischen Männern und Frauen, über ewiges Leben und Sein oder Nichtsein des Geistes Gottes im Menschen entscheiden, verstehe ich es weiterhin nicht, doch werde jetzt nach Hinweisen auf diese Beziehung suchen. Als ich lese:
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer!
(Hiob 14,1-4)
Und wie kann rein sein ein vom Weibe Geborener? (Hiob 25,4)aber das Verhalten der Männer nicht erwähnt ist, finde ich unter den möglichen Erklärungen auch die, dass das Verhalten der Männer nichts mehr verändern kann, weil es Frauen bestimmter Merkmale nicht mehr gibt. Nein.
Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist keiner aufgestanden, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich ist größer als er. (Matthäus 11,11)
Doch auch bei ihm ist ein Schatten des Grolls herauszuhören, als er auf der Hochzeit zu Kana seine Mutter zurechtweist:
Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? (Johannes 2, 4, Luther 1545)
Der Sohn von seiner Mutter irgendwie entfernt.
Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß: sein Gebot ist ewiges Leben. (Johannes 12, 49-50)
Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Matthäus, 5,48)Mit Gott dagegen alles gemeinsam? Und jetzt kommt mir in den Sinn, dass in der Zeit als die Nachkommen des Noah sich über die Länder ausbreiteten und zu Völkern wurden (1M,10) im Orient Fruchtbarkeits- und Muttergöttinnen verehrt wurden, die an keiner Stelle erwähnt werden. Diese Nachkommen waren überaus fruchtbar, doch ihre Lebenszeit verringerte sich dramatisch (1M,11,10-26). Weil die Frauen kurzlebig waren? Bedeutete Göttlichkeit zugleich Langlebigkeit?
1. Die entscheidenden Hinweise auf lange Lebenszeiten der Menschen in der Vergangenheit suchte ich in der Anthropologie, insbesondere an Merkmalen der Menschenrassen, leider zu spät, da es zu dieser Zeit Menschenrassen nur noch in Büchern gab.
Rassentheorien (zusammenfassend auch als Rassenkunde oder Rassenlehre bezeichnet) sind Theorien, die die Menschheit in verschiedene Rassen einteilen. Sie waren vor allem im 19. und im frühen 20. Jahrhundert sehr einflussreich, gelten aber heute als überholt und wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Die "Rassen" wurden primär aufgrund äußerlicher Merkmale wie Hautfarbe, Behaarung oder Schädelformtypologisch unterschieden, häufig wurden aber auch zusätzliche Unterschiede im Charakter und den Fähigkeiten entsprechender Individuen angenommen bzw. behauptet. In der Biologie wird die Art Homo sapiens heute weder in Rassen noch in Unterarten unterteilt. Molekularbiologische und populationsgenetische Forschungen seit den 1970er Jahren haben gezeigt, dass eine systematische Unterteilung der Menschen in Unterarten ihrer enormen Vielfalt und den fließenden Übergängen zwischen geographischen Populationen nicht gerecht wird. Zudem wurde herausgefunden, dass der größte Teil genetischer Unterschiede beim Menschen innerhalb einer geographischen Population zu finden ist. Die Einteilung des Menschen in biologische Rassen entspricht damit nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. (de.wikipedia.org/wiki/Rassentheorie)
Immerhin war noch zu erfahren:
Menschenrassen. Traditionelle, weitgehend willkürliche Aufteilungen der Menschheit anhand äußerlicher Merkmale (Hautfarbe, Körpergröße, Kopfform u.a.), die heute von der Wissenschaft als biologisch wenig sinnvoll angesehen werden und daher fallen gelassen wurden. Die vorherrschenden Rassenkonzepte beinhalteten Klassifikationen in Großgruppen wie Europide, Mongolide, Negride und Australo-Melaneside sowie zahlreiche weitere geographische Unterteilungen, über die sich die Forscher schon in der Vergangenheit nicht einigen konnten. (wissen.de/ lexikon/menschenrassen)
Pygmiden, , ehemals für Anthropologen von höchstem Interesse, werden nicht angeführt, weil sie und ihr Aussterben die fortschrittliche, Unterschiede zurückweisende, Anthropologie aufs Peinlichste mit der Wirklichkeit konfrontieren. In "Meyers Taschenlexikon Biologie", (B.I.-Taschenbuchverlag, Mannheim) aus dem Jahr 1988 sind sie noch anwesend: Heute werden vier Großrassen unterschieden: die Europiden, die Mongoliden, die (aus diesen hervorgegangenen) Indianiden und die Negriden. Dazu kommen noch einige Rassengruppen, wie die Australiden und die afrikanischen und asiatischen Pygmiden.
Zu den im Weiteren diskutierten Europiden ist dort zu lesen:
Europide (europäischer Rassenkreis). Bezeichnung für die sogenannte weiße Rasse, als eine der drei Großrassen. Die Europiden. lassen sich in vier Gruppen zu je zwei einander stammesgeschichtlich nahestehenden Rassen untergliedern: 1. Nordide und Fälide bzw. Dalonordide; 2. Alpide und Osteuropide; 3. Dinaride und Anatolide; 4. Mediterranide und Orientalide.
Der Ausgleich von Unterschieden ist eine Tendenz der Natur, ihr Entstehen ein Geheimnis, das zu erforschen ist. Wissenschaft, die vieles für die Erhaltung aussterbender Pflanzen- und Tierunterarten tut, da es Lösungen der Natur sind, die in der Zukunft nützlich sein könnten, drängt die eigene Art in entgegengesetzte Richtung. Die wissenschaftliche Anthropologie liefert seit einigen Jahrzehnten biologische Begründungen der auf Vereinheitlichung von Verhalten und Denken hinauslaufenden gesellschaftlichen Prozesse. Eine uniforme Art "Mensch" ist gewollt, das Ab-schleifen der Unterschiede im vollen Gange. Mit zu Schau gestelltem Luxus für alle wird verwirklicht, was der Kommunismus mit Beschwörungen des Ideals der Gleichheit vergeblich anstrebte. Vieles wird einfacher. Vieles nicht mehr nötig. Auch Fragen zu stellen. "Der Roboter - noch Maschine oder schon Mensch?" - fast schon entschieden. Einst fragte ich, warum Schiller und Goethe auf einem Sockel stehen, jetzt stehen dort Roboter, und alles ist klar. Und bald ist alles gelöst. Manifestationen von geistigen Unterschieden werden nicht mehr beunruhigen. Man wird ironisch fragen: "Was ist das dieser "Geist"? Falls zu Ironie noch fähig.
Unterschiede der Menschen entstehen in Jahrmillionen und können in Jahrzehnten verschwinden, doch manchmal kommt am Ende hervor, was an das Verlorene erinnert – Angst.
Anhand von noch auffindbaren Abbildungen und Beschreibungen in Biologiebüchern des XX. Jh. ist feststellbar, dass die körperlichen Unterschiede zwischen den einstigen Menschenrassen größer sind, als zwischen den Unterarten höherer Säugetierarten. Ich habe es an mehreren Tierarten verglichen und führe als Beispiel die fünf Unterarten des Tigers (Panthera tigris) an. Diese Feststellung bliebe auch dann gültig, wenn man die Pigmentierung der Menschenrassen nicht in Betracht zöge, da einiges darauf deutet, dass sie je nach Sonneneinstrahlung des Habitats im Laufe der Zeit dauernd zunimmt bzw. abnimmt. Sie wäre selbst dann gültig, wenn der Vergleich sich nur auf die Schädelform der einstigen Menschenrassen beschränkte. Bei derartiger Reduktion der körperlichen Merkmale kommt zu Vorschein, dass die Formen der Europiden Mittel- und Nordeuropas als Mischformen eines hypothetischen Typus mit langem Gesicht und hohen Schädel und einiger, in allen Erdteilen auftretenden Typen mit breitem Gesicht und rundem Schädel, klassifiziert werden könnten. Runder Schädel, größerer Abstand der Augen und breit angesetzte Kiefern sind progressive körperliche Merkmale, dagegen wäre der hypothetische Typus langen Gesichts als "archaisch" zu bezeichnen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen körperlichen Veränderungen und der Anzahl der Generationen in denen diese sich vollziehen, folglich könnten der progressive und der archaische Typus in der Anzahl der Generationen sich unterscheiden, woraus auf längere Lebenszeit des archaischen Typus zu schließen wäre.2. Mythen von unsterblichen Göttern und ewigem Leben treten im Alten Ägypten, im Orient, in Europa und Indien auf, in anderen Erdteilen in anderen Erdteilen gibt es den Gedanken von Unsterblichkeit in philosophischen Zusammenhängen ohne Bezug zu Lebenszeit des Menschen. In China kommen aus der Vergangenheit Lehren und Weisheiten, die verbunden mit Ahnenkult, ein sinnvolles Ganzes ergeben. Anderswo kommt zum Ahnenkult Schamanismus hinzu, was ebenso, auch wenn auf andere Weise, überleben hilft. Dagegen gaben Mythen von unsterblichen Göttern und ewigen Leben Völkern, die sie mit sich tragen, Tod als Begleiter, was mit Glauben an ewiges Leben im Paradiese, ewige Wiederkehr und anderen Vorstellungen nicht auszugleichen ist. Wozu dann dieser geistige Kraftakt - wenn es eine Illusion wäre? Wurden die Götter der Mythen, (die ansonsten beeindruckend menschliche Eigenschaften aufweisen) als göttlich wahrgenommen, eben deswegen, weil sie sehr lange lebten? Und sind die Geschichten um sie bis heute nicht deswegen so faszinierend, weil Generationen von Geschichtenerzählern, die diese Menschen erlebten, von ihnen fasziniert waren? Dichter der Gegenwart bringen derartige Geschichten nicht fertig, ihre Phantasien sind schnell vergessen. Könnten es nicht ins Phantastische gesteigerte Darstellungen wahrer Geschichten sein? Denn, kann man so entfernt von der Wirklichkeit solche Einzelheiten erdenken? Kann man überhaupt den Gott Israels oder auch nur den Zeus erfinden?
Die Sprachen der semitischen und indoeuropäischen Völker, deren Mythen und Religionen so eindringlich von Unsterblichkeit und langem Leben berichten, sind nicht verwandt, was auf eine über lange Zeit getrennte Entwicklung weist. Gemeinsam diesen Völkern ist jedoch das häufige Auftreten eines ähnlichen anthropologischen Typus. Charakteristisch für diesen Typus ist hoher Wuchs, schlanker Körper, langer Hals, langes schmales Gesicht, große Nase und ausgeprägtes Kinn, helle Haut, oft blaue Augen und helles oder rötliches Haar, allerdings in Gebieten mit starker Sonnenstrahlung auch stärkere Pigmentierung und dunkle Augen. Schwache Pigmentierung ist vermutlich ein archaisches Merkmal, da Hautfarbe und Haar bei Kindern aller Rassen heller ist als bei Erwachsenen, und die Augen von Neugeborenen oft blau sind, bevor sie dunkel werden. Bei diesem Typus - und nur bei diesem - zeigt sich manchmal ein Merkmal, das mit Lebenszeit in Verbindung gebracht werden kann, nämlich sehr langes Gesicht, fliehende Stirn, stark ausgeprägte, mit der Stirn eine Linie bildende, Nase, und herausragendes Kinn. Diese Art von Profil ist heute selten, da meist eine Vertiefung zwischen Stirn und Nase auftritt, doch eben dieses Profil wurde im Altertum auf Malereien und Skulpturen dargestellt. Seine Bedeutung wird dadurch bestätigt, dass manche Völker, vor allem die Maya und Inka, derartiges Profil künstlich durch Verformung der Schädel von Neugeboren hervorbrachten, und zwar bei Kindern von Adligen. Bei Einzeichnung stark reduzierter Kiefern am Schädel halbaufrechter zweibeiniger Archesaurier, wie dem Ornithosuchus (sieche I.3 "Das Wirbeltier zwischen Niedergang und Wahn") kommt dieses Profil zum Vorschein. Es könnte ein archaisches Merkmal sein.
3. Die Angaben zur Lebensspanne der Tiere sind lückenhaft und gehen weit auseinander. In der Wildbahn erleben Tiere, außer den größten, wie Elefanten, ihre Lebensspanne fast nie, da sie zuvor gefressen werden. In stressloser Gefangenschaft leben sie länger, doch Fütterung und Bewegungsmangel verzerren ihre natürlichen Lebensbedingungen. Am längsten leben altertümliche Wirbeltiere und der Mensch. Störe, Haie und Leistenkrokodile etwa 100 Jahre, Schildkröten über 200 Jahre. Einige Reptilienarten wachsen das ganze Leben. Langes oder gar langes Wachstum war vermutlich eine Eigenschaft der großen Echsen der Jura und Kreide. Mit langem Wachsen könnten lange Reifezeit und lange Lebenszeit einhergehen. Die entwicklungsgeschichtlich jüngeren Vögel leben kürzer. Andenkondor, Uhu, einige Adler- und Papageienarten etwa 70 Jahre, allerdings bei hohem Stoffwechsel und schnellem Puls, was bei rezenten Säugern im umgekehrten Verhältnis zur Lebenszeit steht. Säugetiere leben kürzer, außer Elefanten und Walen, die aufgrund ihrer Körpergröße lange reifen und wachsen. Säugetiere der Körpergröße des Menschen leben bedeutend kürzer als er. Als sich andeutende Regelmäßigkeit ist festzuhalten: Langlebig sind altertümliche Tiere, große Tiere, lange reifende Tiere und der Mensch. Stress setzt vermutlich die Lebenszeit herab.
4. Ausgehend von der Ökonomie des Überlebens zeigt sich der Zusammenhang zwischen Langlebigkeit und Lebensbedingungen am deutlichsten bei Völkern kleiner Inseln. Zum einen, verändert sich das Nahrungsangebot des Meeres im Ganzen nur wenig, zum anderen, werden dort bei Überbevölkerung die von Frauen und Kindern genutzten Ressourcen der Uferzone des Meeres und des Landes schnell ausgeschöpft, wodurch Frauen die meiste Zeit auf Versorgung durch die im Meer jagenden und fischenden Männer angewiesen sind. Der pro Frau zufallende Überschuss, den Männer abgaben, ist umso größer je größer die Zahl der Männer und je kleiner die Zahl der Frauen. Auch wenn Naturkatastrophen - Wirbelwinde, Überflutungen und Vulkanausbrüche - die Populationen oft reduzierten, waren Zeiten der Üppigkeit dort meist kurz, da bei hoher Fortpflanzungsfähigkeit der Urmenschen es schnell erneut zur Überbevölkerung und Hungersnöten kam. Die Menschen der Inseln würden sich dem sich wiederholenden Zyklus von Üppigkeit und Hungersnot im Verlauf der Evolution angepasst haben. Populationen überleben, wenn ein Grundbestand der Frauen überlebt. Bei hoher Fruchtbarkeit könnten es bedeutend weniger Frauen gewesen sein.
Die Eierstöcke der rezenten Frau enthalten bei Geburt im Durchschnitt etwa 450000 Eier. Im Laufe des Lebens verringert sich ihre Zahl ständig, vor der Menopause sind es nur noch 1000 Eier. Von den 450000 Eiern reifen zur Befruchtung 400 bis 500 Eizellen. Die Reife der der Frau beginnt im Alter von etwa 16 Jahren, die Unfruchtbarkeit tritt mit etwa 50 Jahren ein. Schwangerschaften eingerechnet, entspricht die Anzahl der Eisprünge (34x13=442) der zur Befruchtung reifenden Eizellen. Der letzte Eisprung leitet Altern der Frau ein. Ein Unterschied von 100 Eizellen könnte theoretisch die Menopause um acht Jahre - dreizehn Eier pro Jahr - verzögern, ähnlich dürften sich Schwangerschaften auswirken. Gänzlich theoretisch ist diese Möglichkeit nicht, denn in letzter Zeit wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass bei Frauen mit großen Eierstöcken die Menopause später eintritt. Auch ist es eine alte Erfahrung, dass gut genährte Frauen, die viele Kinder gebären und spät Kinder bekommen länger jung bleiben. Ähnlich wirkt sich Laktation aus, die bei Naturvölkern unter Umständen einige Jahre dauert, in denen es nicht zu Befruchtung kommt, da Eisprünge ausbleiben. Es schont viele Eizellen. Simpel ist in der Natur allerdings nichts. In der Linguistik auch nicht. Dennoch, im Hebräischen steht für "Ewigkeit" und "Menstruation" dieselbe Wortwurzel. Wenn die Frau alle zwei Jahre ein Kind gebar, insgesamt in 30 Jahren 15 Kinder, was auch die rezente Frau manchmal schafft, dann blieben am Ende der gegenwärtigen Fruchtbarkeitszeit etwa 200 Eizellen übrig, bei langer Laktation mehr. So könnte die Frau im Alter von über fünfzig Jahren weitere Kinder bekommen und länger leben. Zudem war vermutlich in der Frühzeit die Zahl der Eier und der zur Befruchtung reifenden Eizellen höher als heute.
Bei den Juden gilt Menstruation als unrein. Der Sinn könnte ein tieferer sein als oberflächliche Unreinheit. Wenn Rachel sagt: "Schaffe mir Kinder, wenn nicht, so sterbe ich" (1M30,1), ist es kein hysterischer Ausbruch, denn derartiges wird in Heiligen Büchern nicht verewigt. Auch nicht "sterben" aus Scham oder Furcht vor Verlust der gesellschaftlichen Stellung und Verstoßung, denn das drohte ihr nicht. Es könnte das Gefühl des Ausflusses des Lebens mit dem Blut der Regelblutung sein. Heute wär es nur Aberglaube, allein schon deswegen, weil man an diesem natürlichen Zyklus bedenkenlos manipuliert.
Wenige Frauen mit vielen Kindern sind ökonomischer, als viele Frauen mit wenigen Kindern, weil die Ernährung der Mädchen bis zur Reife entfällt. Ein niedriger Anteil der Frauen in der Population verzögerte das Eintreten von Hungerzeiten, doch begünstigte vor allem Frauen, da sie in Hungerszeiten um ihr Überleben nicht zu fürchten brauchten. Es befreite sie vom größten Stress des damaligen Lebens, was sich positiv auf Fruchtbarkeit auswirkte. Ihre Aufgabe war Kinder großzuziehen und gemeinsam mit Kindern durch Sammeln beidseits des Ufers auch bei längerem Ausbleiben der Männer sich zu ernähren. So lohnte es sich viele Kinder zu haben, da halbwegs ausgewachsene Kinder zum Überleben der Mütter und der Kleinkinder beigetrugen. Auch Gebären war leichter. Die Frau gebar stehend im Wasser, das Neu-geborene war kleiner, der spindelförmige Kopf und schlanke Körper der Kinder des archaischen Menschentypus machten es ihr leicht. Schwangerschaften würden die Lebensweise dieser Frauen nicht mehr verändert haben als bei Tieren.
Bei geringer und wenig veränderlicher Anzahl von Frauen, war Überbevölkerung stets eine Überbevölkerung der Männer. Dazu kam es allerdings selten, da Männer, die, wie alle höheren Wirbeltiere, Begattung möglichst vieler Frauen anstrebten, sich im Kampf um Frauen selbst reduzierten. Es war waffenloser Zweikampf, wie bei Tieren, doch kein Verdrängungskampf, da auf kleinen Inseln Überbevölkerung dadurch nicht verringert würde, außer die Besiegten flohen aufs Meer, wo sie leicht erjagt würden. Der Kampf endete meist tödlich auch deswegen, weil eine Unterbrechung des Kampfes schwierig war. Die gefährlichste Waffe waren nämlich Kiefern, da ein Biss in die Kehle den Kampf beendete. Daher galt es die Kiefern des Gegners mit den Händen sich möglichst vom Leibe halten. Der Einsatz von Beinen ist in dieser Situation wenig wirksam, dagegen Töten durch Erwürgen oder Halsumdrehen möglich, und bei langem Hals, herausragendem Unterkiefer und kleinem Kopf damals vermutlich leichter als heute. Aufgabe des Kampfes wäre dann nur durch loslassen möglich, was für den Aufgebenden meist tödlich endete. In diesem Kampf war es schwieriger zu verletzen, als zu töten und meist floss kein Blut. Der Unterschied des mit Händen kämpfenden Tieres und den mit Gebiss kämpfenden Tieren könnte der erste sich ins Bewusstsein prägende Unterscheid zwischen Mensch und Tier gewesen sein.
Liegen blieb der Körper eines jungen Mannes. Er wurde verzehrt, da nichts anderes in den Sinn kam, aber das von Hungertod rettende Mahl dadurch geheiligt wurde. Das kannibalische Gleichnis im Vermächtnis des Jesus am Letzten Abendmahl wird intuitiv bis heute als extrem wichtig in Erinnerung gerufen. Blieben am Ende der Hungerkrise die Frauen und einige Männer übrig, konnte die Population in wenigen Generationen wiederaufgebaut werden. In der nachfolgenden Zeit der Üppigkeit legte man den Nahrungsüberfluss wieder als Vorrat in Männern an.
5. Männer sind einzigartig unter höheren Säugetieren durch ihre Bereitschaft sich gegenseitig zu töten und ihre Frauen zu versorgen. Frauen einzigartig unter weiblichen Tieren dadurch, dass ihre Empfängnisbereitschaft unauffällig und kurz ist, in monatlichen Zeitabständen sich wiederholt, eine auffällige Regelblutung auftritt, und dass die Brüste sich nicht, wie bei anderen Säugern, nach Laktation zurückbilden. Die jahreszeitlich unabhängige Empfängnisbereitschaft deutet auf eine Entwicklung im äquatorialen Bereich. Die Verbindung mit dem Mondzyklus wäre möglicherweise mit dem Leben des Tieres im Flachwasser seiner Frühzeit zu erklären. Zusammengenommen führen diese Eigenschaften dahin, Männer zur sexuellen Aktivität auch bei Schwangerschaft und Säugen anzuregen, was an sich naturwidrig ist, aber auf kleinen Inseln überlebenswichtig war, da dadurch Männer zur ständigen Versorgung von Frauen und Kindern herangezogen wurden. Somit investierten Männer über lange Zeitabschnitte in Nichts, was selten bei höheren Säugetieren vorkommt, aber gerade des-wegen entscheidend für Bestehen und Fortentwicklung der Art war. Es ist eine Errungenschaft der Frau, die den Nachteil hatte, dass eine sich wiederholende Menstruation Unfruchtbarkeit anzeigte, also die Frau unattraktiv machte.
Damit deutet sich die Entwicklung von Sinnlichkeit und Erotik an. Die materiellen Anfänge des Phänomens sind trivial, nämlich Teilnahme der hungrigen Frau an Beute. Bei ihr verbindet sich das Gefühl des gestillten Hungers mit dem Stolz der Auserwählten, der Mann bekommt zur Beute den Siegespreis. Der Akt vollzieht sich nach Kampf und Mahl, vor hungrigen Zuschauern. Erregung, Siegesgefühl, Lust am Essen und Sattheit, zusammen mit dem, was der Geschlechtsakt schon zuvor an Befriedigung einbrachte, stimuliert Paarungsbereitschaft, führt zur ständiger Paarungsbereitschaft und Erotisierung des Sexuallebens. Die Gewinnerin ist die Frau. Sie hat allen Grund ihre Befriedigung in Wollust zu steigern und laut kundtun, um die umgebenden Männer zu stimulieren. Solange Männer da waren brauchten Frauen um ihr Überleben nicht zu fürchten. Sie waren ständig paarungsbereit und gebaren ständig. Und solange sie gebaren waren sie jung.
Anderes kam dazu. Der Mensch lebte am Rande von Wasser und Land in einer wenig veränderlichen Umwelt. Der Energieumsatz zur Erhaltung der Körpertemperatur war im warmen Klima gering, entsprechend gering die Abnutzung des Organismus. In der äquatorialen Zone blieb er vom Stress der jahreszeitlichen Veränderungen weitgehend verschont. Das Sammeln von Nahrung im Flachwasser des Meeres und im raubtierfreien Land war für Frauen stresslose Routine, Jagd im Meer für Männer ein Abenteuer, manchmal gefährlich, nie mühsam. Die Menschen nährten sich mit dem, was das Meer hergab, den vom Lande genommenen Zutaten - und sie waren Kannibalen. Es gab ihnen das Gefühl des Grades der Schädlichkeit anderer Nahrung. Aufs Meer gingen Männer mit Lust, denn es gab ein Zurückkommen. Sie gingen auf Reise, denn es gab ein Hinkommen. Wahrscheinlichkeiten kamen den geborenen Sieger nicht in den Sinn. Ihr kurzes Leben war Spiel, der tödliche Kampf um Frauen Naturgesetz, denn außer Flucht ins Meer hatten sie keine Wahl.
Das Kind schaute neugierig den Kämpfen der Männer zu, der Knabe wiegte sich in der Vorstellung seines ersten Sieges und der ersten Frau, tat nichts, lebte das kurze Leben träumerisch im Jetzt zeitlos dahin, unbehelligt von Vergangenheit, aus der nichts herauszuholen war, gleichmütig gegenüber der Zukunft, die es sie für ihn nicht gab, im Gefühl völliger Unwichtigkeit jegliches Tun - bis zum entscheidenden Augenblick. Ein Leben in Lethargie, aus der sie aufwachten - meist durch Hunger, immer in Übermut -, um auf Jagd oder in den Kampf zu gehen. Auf Stress anfällige Männer schieden aus. Die, die ihre Gene weitergaben, trugen zur Langlebigkeit bei, denn natürliche Selektion bevorzugte Spätreifende. Sie sahen mehr Kämpfe, waren nach Erreichen der Reife erfahrener und körperlich stärker, hatten bessere Chancen zu siegen.
Der ausgewachsene Mann lebte kurz. Frauen erlebten nur junge Männer. Inmitten ewiger Jugend war Altern abartig - und die Frauen passten sich an. Die ewige Jugend der sie umgebenden Männer war Wirklichkeit, ihre ewige Jugend Wahn. Wie der Wahn des Mannes Sieger zu sein, prägte sich auch diese Illusion genetisch ein, wurde zur Physis – "Natur". Getäuscht von der ewigen Jugend der Männer, betrog die Frau Natur um Tod. Genetisch war sie die Langlebige. Der Mann erhielt das Gen der Langlebigkeit von der Mutter. Eine überlange Jugend ist in der Tierwelt absurd. Hier war sie stimmig, da Glaube, Wahn, Illusion eine biologische Anomalie als Grundlage haben muss. Unnatürlich war es nicht, denn Sterben ist in der Tierwelt selten und bedeutungslos. Für das geisthafte Tier, Mensch, dem Sterben ebenso wenig ins Bewusstsein kam, wie den Tieren, war Leben ein zeitloses Erlebnis. Seine Physiologie war anders, er atmete anders, erlebte Freiheit einer für uns unbekannten Art: Freiheit von Furcht und Fehler.
Die unvermeidliche auf isolierten Inseln Inzucht hatte keine negativen Folgen, da bei stets zu erwartender Überbevölkerung Mütter rigoros nur in fehlerfreie Kinder investierten und gelegentlicher Austausch mit benachbarten Völkern ein Grad genetischer Variation einbrachte. Das Volk war eng verwandt, die Menschen kaum unterscheidbar ähnlich, ihr Ich-Bewusstsein schwach ausgeprägt. Das Schauen der tödlichen Kämpfe der Männer trieb die Phantasie des Kindes in Wahn. Wahn, Sieger zu sein, denn nur als Sieger konnte es leben. Ohne Zuneigung –"objektiv" – sah es dem Kampfe zu. Doch im entscheidenden Moment identifizierte es sich mit dem Sieger, griff im Geiste ein und siegte. Es zensierte objektives Erkennen, indem es den Besiegten aus dem Gedächtnis löschte, und fälschte subjektives Erkennen, indem es die Möglichkeit seines Unterliegens ausschloss. Es ging hin um Sieger zu sehen und entwickelte die Fähigkeit sich selbst als Sieger zu sehen. Der in den ersten Kampf gehende junge Mann sah viele Kämpfe, kämpfte keinen, da im Spiel das entscheidende ausgelassen werden musste. Er wurde geprägt von Schauen. In den Kreis tretend, sah er sich von außen, im "Traum" von nie erlebter Klarheit. Einem der Kämpfer wurde es zum Verhängnis. Gingen in letzter Anspannung der Kräfte, Lage und "Traum" auseinander, identifizierte sich der Zuschauer in ihm mit dem Sieger, der "Traum" des Siegenden bemächtigte sich beider, beide siegten, einer blieb liegen.
6. Es gab immer zu viele Männer, Inzucht machte sie gleich, wie keine Demokratie und kein Kommunismus es kann, da hatten manche nur mehr Glück. In einer Gemeinschaft von Kopien ist die Bedeutung der Ich-Kopie gering, und das Fehlen einer Kopie kaum bemerkbar, da es genug Kopien gibt. Der Ausgang des Kampfes war durch Vorbereitung, Übung nicht zu beeinflussen, im Üben ist ein Schatten von Furcht - die, die es taten waren die wahrscheinlichen Verlierer. Das Spiel wurde von Genen und Zufall bestimmt, ein Glücksspiel im dem jeder zweite ausschied und kei-ner merkte, dass nach einigen Runden er allein dablieb, da immer neue Spieler hinzukamen. Kampf ums Überleben, worum es im Grunde ging, wurde im nachfolgenden Mahl mystifiziert, verborgen in Ritus und Kult. Das Übernatürliche - Wahn, Glaube, Triumph ? herausgeschrien in Lust am Natürlichen, an Essen und Kopulation. Den Mann zog in den Kampf, wie den Spieler zum Spiel. Es war der Wahn des Besseren, sein Vertrauen in Glück. In den von "Wunsch" inspirierten Zufall.
Es waren Kinder, die den Kreis der Zuschauer bildeten und fast noch Kinder gingen in den Kampf. Sie gerieten außer sich. Hungernde neigen zu Halluzinationen, Gefahr und Spiel machen süchtig. Über dem Kreis lag Kraft. Schauende gingen hinüber in den Kampf, Kämpfer traten aus sich - gingen in Trance und Ekstase. Im Augenblick der Entscheidung rekonstruierte der Schauende im Geiste den Kampf, um nur Sieg und den Siegenden im Gedächtnis behalten. Dasselbe machte er als Kämpfer. Jetzt aber musste er den Sieg vorwegnehmen, glauben es wäre schon geschehen. Bei schwach ausgeprägtem Ich-Bewusstsein war es der Zuschauer im Kämpfer, der sich selbst als Objekt von einem Über-Ich sah. Von da aus konnte er das Tun des Ich-Objektes beeinflussen und diese Einflussnahme war stets erfolgreich. Es ging daraufhin mit der Kraft des Über-Ichs auch das Tun des Gegners zu beeinflussen. Im routinemäßigen Kampf zwischen körperlich fast identischen Gegnern ent-schied diese Kraft über Sieg und Überleben. Man empfand sie als eine übe den Körper herrschende Wesenheit - als Geist.
Es kam vor, dass ein Mann mehrmals siegte. Mit Entwicklung der Fähigkeit des Außer-sich-seins und geistigen Einflussnahme wurde die Reihe der Siege länger. Der Glaube an die Kraft des Mannes zu siegen verstärkte sich nach jedem Sieg und in diesem Glauben - seinem Glauben und dem Glauben der Gemeinschaft - wurde er tatsächlich unbesiegbar. Er war der bekannteste Mann in der Gemeinschaft, der Mann, der am längsten lebte, begehrt von Frauen, da sie von ihm ähnliche Söhne erwarteten. Er veränderte sich mit den Jahren körperlich, doch seine Kraft nahm zu. Die Veränderungen wurden nicht mit Altern, aber mit Kraftzunahme assoziiert. Und es kam hinzu, was Männer eines Inselvolkes bislang nicht besaßen - Erfahrung. Es machte den ältesten Mann unmerklich zum Häuptling. Da aber diese Menschen seit Urzeiten instinktiv das auffällig Abweichende ausmerzten, wurde der Häuptling in eine nicht zu Menschen gehörende Kategorie versetzt, die auf den Begriff "Gott" hinauslief.
Der überragende Mann hatte die größten Chancen die Frauen zu begatten, wie es Polygynie ermöglicht, wodurch die genetischen Vorteile der Polygynie zum Tragen kamen. Er könnte lange genug gelebt haben, um den Kampf zwischen seinen Söhnen zu sehen. Am wahrscheinlichsten siegte dann derjenige, der stärker glaubte der Häuptling würde ihm beistehen. Es ist die Kraft, "welche kommt aus Glauben in Glauben", wie es Paulus fühlte (Röm 1,17). Eine Ewigkeit hatte der Mensch nur Mutter. Jetzt, sehr spät, erschien der andere Mensch von dem er war. Beide, Vater und Sohn, spürten die gemeinsame Kraft, wurden zur geistigen Einheit, wie sie es genetisch schon waren. Der Vater erschien als entscheidende Ursache, vor der alle anderen Ursachen in den Hintergrund traten. Glaube fand Begründung, Selbstvertrauen bestätigte sich im Vertrauen zum Vater, Bewunderung überschlug in ekstatische Hingabe. Dieser Vater wurde zu "Gott-Vater", zum "angerufenem Wesen", wie er bei den Semiten erhalten blieb. Gelegenheiten ihn anzurufen gab es auf den im Meer verlorenen Inseln genug, und die, die überlebten, wussten, dass sie auf Gott vertrauen können. Wie die Schauenden sich mit dem Sieger identifizierten, so identifizierten sie sich mit dem Gott; wie die Schauenden mit dem Sieger siegten, siegten sie mit Gott. Durch ihr Vertrauen, mit ihrer Kraft und Phantasie tat er Unmögliches, wurde zum Gott von übernatürlicher Kraft - selbst nur marginal besser. Dadurch, dass sie einen von ihnen vergöttlichten, schwangen sie sich und die Art in die Höhe. Es ist die größte Leistung eines Tieres.
Gott - und nur Gott. In den Jahrmillionen, als Männer zu kurz lebten, um eine führende Stellung in der Gemeinschaft zu gewinnen, übernahm die Frau die Macht. Sie war ewig Mutter, er nur kurz Vater. Sie zog Kinder auf lange bevor er etwas für sie zu tun begann. Sie sorgte und befahl, prägte sich als die ein, der zu gehorchen war. Männer waren ephemerische Wesen, die in den Kreis traten, aufleuchteten und verschwanden. Sie war immer da, Königin im Sinne des Indogermanischen gene "gebären"; das Wort ist weiblich, man hört es in –queen–, hat Ableitungen zur Gattung, Familie, Abstammung. Sie war Herrin des Landes, er nahm für sich ein was übrigblieb - einen geisthaften Raum -, aus dem er eine "virtuelle" Welt schuf. Das Virtuelle tendierte sich zu verwirklichen, wenn es die Frau faszinierte. Sie gab der Göttlichkeit, die der Mann sich erkämpfte, Leib und Seele.
7. Der Vater eines Inselvolkes mag ein Alter erreicht haben, in dem seine Kraft nicht mehr zunahm. Der nach dem Vater älteste, mit dem Vater auf Innigste verbundene Sohn spürte, dass er sich dessen Kraft bemächtigen kann. Dieses Vater-Sohn Verhältnis gehört zu den mythischen Motiven von abgründiger Tiefe. Es zeigt sich im Verhältnis zwischen Mose und Gott, ist deutlich bei Jesus, sehr scharf bei Paulus. Mose verhindert die Vertilgung der aufrührerischen Gemeinde (4M16,21; 17,9-15) und erzwingt von Gott, dass die Erde Korah und seine Sippe lebend verschlinge (4M16,30 ff.). Gott entwindet sich seiner Macht, indem er ihn am Haderwasser von Kadesch (4M20,7 ff.) verführt sich über ihn zu stellen."Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh. Da nahm Mose den Stab, der vor dem HERRN lag, wie er ihm geboten hatte. Und Mose und Aaron versammelten die Gemeinde vor dem Felsen, und er sprach zu ihnen: Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem Felsen. Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, so dass Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh. Der HERR aber sprach zu Mose: Weil ihr nicht an mich geglaubt habt und mich nicht geheiligt habt vor den Kindern Israel, darum sollt ihr die Gemeinde nicht ins Land bringen, das ich ihnen geben werde."
Er sagt Mose nicht wie er zum Felsen reden soll und lässt ihn vergessen, dass "Fels" sein urtümlicher Name ist. Moses Glaube an seine eigene Kraft ist nach all den Wundern, die er vollbrachte, so groß, dass er sicher ist, es auf seine Weise zu vollbringen, und kann tatsächlich mit einem zweimaligen Schlag auf den Felsen die von Gott induzierte negative Halluzination auflösen. Gott zeigt keinen Zorn, sagt nur, sie würden das Volk nicht ins Land bringen, womit er ihnen den Tod zum Begleiter gibt und das Selbstvertrauen des Propheten bricht. Die spätere Bitte es ihm dennoch zu gewähren, wehrt er mit einem zornigen "Lass es genug sein" ab, mit dem er sich kaum merkbar entschuldigt - 120 Jahre ist doch genug - es ging ihm ans Herz. Der gebrochene Prophet kann nur noch bitten, doch in Bitte ist Zweifel. Festen Glauben, Gott ließe ihn ins Land hineingehen, könnte Gott nicht enttäuschen. Das kann ein Gott nicht. Die in der Schrift sich wiederholende Wendung "Lass mich" zeigt seine Abhängigkeit.
Er sagt Mose nicht wie er zum Felsen reden soll und lässt ihn vergessen, dass "Fels" sein urtümlicher Name ist. Moses Glaube an seine eigene Kraft ist nach all den Wundern, die er vollbrachte, so groß, dass er sicher ist, es auf seine Weise zu vollbringen, und kann tatsächlich mit einem zweimaligen Schlag auf den Felsen die von Gott induzierte negative Halluzination auflösen. Gott zeigt keinen Zorn, sagt nur, er würde das Volk nicht ins Land bringen, womit er ihm den Tod zum Begleiter gibt und das Selbstvertrauen des Propheten bricht. Die spätere Bitte es ihm dennoch zu gewähren, wehrt er mit einem zornigen "Lass es genug sein" ab, mit dem er sich kaum merkbar entschuldigt - 120 Jahr e ist doch genug - es ging ihm ans Herz. Der gebrochene Prophet kann nur noch bitten, aber in Bitte ist Zweifel. Festen Glauben, Gott ließe ihn ins Land hineingehen, könnte Gott nicht enttäuschen. Das kann ein Gott nicht. Die in der Schrift sich wiederholende Wendung "Lass mich" zeigt seine Abhängigkeit.
Zum Nachfolger des Gottes eines Inselvolkes wurde naturgemäß der älteste Sohn Gottes, allerdings nicht, weil er Erstgeborene der war, sondern weil er die meisten Kämpfe überlebte, also der beste Mann war. Die Regel der Erbfolge des ältesten Sohnes blieb erhalten, der ursprüngliche Sinn ging verloren, da überragende jüngere Söhne ausgeschlossen werden. Zum Machtkampf der beiden kam es nicht, denn würde Gott verlieren, wäre der Glaube an Gott gebrochen. Auch sterben durfte ein Gott nicht. Ein ehrenhafter Abgang wurde zur natürlichen Notwendigkeit. Auf den Inseln wäre das Natürlichste eine Fahrt aufs Meer. Und hier könnte es vor den Augen des versammelten Volkes geschehen. Es gab eine Anhöhe auf der Insel, eine Felswand oder einen künstlichen Hügel, auf den sie vor Flutwellen flüchteten. Von diesem Ort würden sie geschaut haben, wie der Gott das Meer hinauffährt und im Himmel verschwindet. Die in Grabkammern beigesetzten Gott-Könige Ägyptens fuhren in Boten ins Jenseits.
8 Mit Bezug auf die Lebensweise auf kleinen Inseln sind die körperlichen Merkmale der archaischen Menschen jetzt zu ergänzen. Wie bei allen schwimmenden Säugern ist das Skelett leicht, der Körper schlank. Hoher Wuchs ist auf lange Reifung zurückzuführen, die größere Körperhöhe der Männer auf längere Reifung als bei Frauen. Das Becken der Männer ist schmal, die Schulten durch stärkere Belastung der Arme, in späterer Zeit auch durch Rudern, breit und kräftig. Bei den in Ufergewässern sammelnden, auf Gebären spezialisierten, von Männern versorgten Frauen, sind die Schultern schmal, Muskeln schwächer ausgebildet, Fettschicht unter der Haut dick, Brüste groß, Becken breit. Die mit den goldenen Äpfeln der Fruchtbarkeit belastete Atalante verliert den Wettlauf, die schnellere als Männer Atalante käme nicht zu Kindern.
Die große Überzahl der Männer sicherte auf kleinen Inseln Überleben. Sie könnte sich auf natürliche Weise eingestellt haben. Frauen, die mehr Söhne als Töchter gebaren, hatten einen selektiven Vorteil, da die Wahrscheinlichkeit wuchs den überragenden Mann zu gebären. Alte Überlieferungen berichten von einer Überzahl der Männer. Den biblischen Erzvätern (Abraham, Isaak, Jakob) werden 22 Söhne und nur eine Tochter. Im "Popol Vuh" wird der Schöpfer als "Söhnezeuger" bezeichnet. Die geringe Bevölkerung und kleiner Bevölkerungszuwachs des Alten Ägyptens von 870000 um 3000 v.Chr. auf 2000000 um 2000 v.Chr. bei gleichzeitig intensiver Bautätigkeit an Pyramiden und sakralen Großbauten wäre bei Frauenmangel leichter erklärbar. Die hochgeschätzte und gut umsorgte Beschäftigung war für die überzähligen Männer ein Segen, auch ohne das Versprechen ewiger Nähe den Göttern.
"Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben" (2M1,22).
Der König befiehlt dem ganzen Volk, also lässt alle männlichen Kinder töten. Noch um 1300 v. Chr. gab es scheinbar Frauenmangel in Ägypten, obwohl zunehmend kuschitische Frauen ins Land gebracht wurden.
9. In Weiterführung dieser Geschichte ist zunächst nach Ursachen unterschiedlicher Lebenszeiten infolge unterschiedlicher Entwicklungsbedingungen zu suchen.
Gemeinschaften, die lange Ufer besiedelten, konnten entlang des Ufers expandieren, was Hungersnöte hinausschob, doch sie würden auf andere Gemeinschaften stoßen. Im Kampf um Ressourcen waren Schlachtenkämpfe mit vielen Toten unausweichlich. Dann bliebe nur die Geschlachteten zu verscharren, womit die auf kleinen Inseln fürs Überleben entscheidende Ressource vergeudet wurde. Reduktion der Populationen in Kämpfen und Neuaufteilung der Gebiete wendeten Hungerkrisen ab, ebenso Migration geschwächter Gemeinschaften ins Innere des Landes. Am Ende behaupteten sich Gemeinschaften, die ihre Population schneller wiederaufbauen konnten, da Schlachten meist vom zahlenmäßig stärkeren Volk gewonnen werden. Es sind Gemeinschaften mit vielen Frauen, in denen sich Frauen im höheren Maße selbst versorgten und mehr zur Ernährung der Population beitrugen als auf kleinen Inseln. Es geschah vor allem durch Nutzung des anliegenden Landes, und zwar nicht nur durch Sammeln in größerer Entfernung vom Ufer, aber auch der Ausgrabung von Wurzeln und nach Erfindung von Feuer auch durch Heranschleppen von Holz. Hier waren die Frauen kräftiger, aber würden durch Arbeit und stärkere Belastung nicht so oft gebären, wie die Frauen auf kleinen Inseln. Auch die Entwicklung der Männer nähme eine unterschiedliche Richtung. Anders als in Zweikämpfen überleben in Schlachten nicht die Besten, sodass die sich neuaufbauende Population dem Durchschnitt de r vorangehenden entsprach. Zudem fehlt der selektive Druck auf späte Reifung der Männer, da jeder ausgewachsene Mann gut genug für die Schlacht war. Die Voraussetzungen für die Entwicklung von Langlebigkeit waren an langen Ufern ungünstiger als auf kleinen Inseln.
Im Festland fehlten die konstanten Ressourcen des Meeres. Es zwang zu Wanderungen in Suche nach Nahrung, was schwangere und Kinder tragende Frauen am stärksten belastete und ihre Fruchtbarkeit herabsetzte. Auch würden Frauen im noch höheren Maße als an langen Ufern sich selbst und Kinder versorgen und bei fehlendem Jagderfolg der Männer zu deren Ernährung beitragen müssen. Im Festland würden kleine, Kampf meidende Gemeinschaften, am ehesten durchkommen, was den selektiven Druck auf Begattung durch den besten Mann abschwächte. Die Menschen waren Angriffen von Raubtieren ausgesetzt und mussten pflanzliche Nahrung oft zum Essen aufwendig vorbereiten, womit der Einsatz von Waffen und Werkzeugen überlebenswichtig wurde, wodurch Streben nach Vervollkommnung sich an Objekten verwirklichte. Bei andauernden Eiweiß- und Salzmangel war kleiner Wuchs günstig. Nachfolgende Migranten waren den vorangehenden überlegen und würden sie in überlebensungünstige Rückzugsgebiete verdrängen, wo sie oft ausstarben. Frühe Reifung und schnelle Generationsfolge als Anpassung an die veränderlichen Umweltbedingungen im Inneren des Landes würde eine Verkürzung der Lebenszeit nach sich ziehen.
10. Mythen der Völker vieler Erdteile enthalten Überlieferungen eines Kataklysmus und erdgeschichtlichen Umbruch vor 12000 bis 10000 Jahren. Sein Verlauf ist weitgehend bekannt. Der Meeresspiegel stieg um etwa 110 Meter. Die vom Eis entlasteten Landmassen der Polarzonen wurden emporgehoben, der Meeresboden des äquatorialen Bereiches sank ab. Die Verlagerung der Massen verursachte Verformungen und Risse der Erdkruste, vor allem in der dünnen Erdkruste des Meeresbodens. Es löste Erdbeben, Vulkanausbrüche und tief ins Land reichende Überflutungen aus, dem, wie aus Analysen von Eiskernen der Arktis hervorgeht, chaotische, im Abstand von Jahrzehnten wechselnde Klimaumschwünge, mit Wirbelstürmen, unregelmäßigen Regenzeiten, Hitze- und Dürreperioden folgten. Die Überlieferungen erzählen von einem schrecklichen Tag und einer schrecklichen Nacht, von tanzenden Sternen (was auf Verlagerung der Erdachse deutet), von einer langdauernden Verfinsterung. Im polynesischen Mythos hebt der Gott Ta'aroa aus Zorn über die Menschen den Meerspiegel an, so dass nur noch die pazifischen Inseln aus dem Wasser ragten. In der Geschichtsschreibung der Sumerer werden Königsdynastien als erste, zweite, dritte, usw. Dynastie "nach der Flut" bezeichnet. Dem biblischen Bericht zufolge überlebten nur sehr wenige Menschen die Sintflut. Der Prophet Jesaja stammelt zusammenhangslos von Inseln: "Die Inseln sollen vor mir schweigen . Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin's, der HERR, der Erste und bei den Letzten noch derselbe. Als die Inseln das sahen, fürchteten sie sich, und die Enden der Erde erschraken, sie nahten sich und kamen herzu. Einer will dem andern helfen und spricht zu seinem Nächsten: Steh fest!" (Jes 41,1-6 Lutherbibel; in der Einheitsübersetzung ist das entscheidende 41,6 an anderer Stelle eingeschoben).
Inselbewohnern, denen es gelang rechtzeitig ins Innere des Festlandes zu flüchten, könnten überlebt haben, doch in der fremdartigen Umwelt, unter den schwierigen und sich verändernden Bedingungen dieser Zeit drohte auch dort Aussterben. Ein Volk der beschriebenen Art überlebte nicht. Vermutlich haben die auf Gebären spezialisierten Frauen den Kataklysmus nicht überlebt oder es wurden nicht genug Frauen an Land gebracht, um eine Population aufzubauen, und die, die an sichere Orte gelangten, würden sich an das unwirtliche, vermutlich hochgelegene Land nie angepasst haben. Sie mussten dort eine der Heimat ähnliche künstliche Umwelt schaffen, die ihnen überleben ermöglichte. Wir nennen diese Umwelt Zivilisation.
11.
"Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen" (1M2,5). Die Einheitsübersetzung erklärt in einer Fußnote: "2,4b-24 Hier liegt eine ältere Schöpfungsdarstellung vor, in der der Schwerpunkt auf der Erschaffung des Menschen und seiner Lebensordnung (Ehe, Familie, mitmenschliche Gemeinschaft) liegt. Der Mensch scheint noch vor den Pflanzen und Tieren erschaffen zu sein …"
Der grandiose Satz "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" und die folgende Schöpfungsgeschichte wurden erst später eingefügt. Das vieldeutige Hebräisch lässt in diesem Satz mehr heraushören als in Übersetzungen zu lesen ist, denn auch "bilden", "gestalten", "herstellen", "machen" "schaffen", "fett machen", "stellen", "aufstellen", "in einen Zustand versetzen", "zu etwas machen", "Getreidefeld", "Sperre", "Wüste", "Bevölkerung", "Ackerland" – in mündlicher Überlieferung nicht überhörbar. Die Vieldeutigkeit stört nicht, im Gegenteil, die in den nächsten Sätzen sich auflösende Ungewissheit macht es spannend. Es folgt der zweite Satz: "Und die Erde war wüst und leer" (1M1,2), (wörtlich: "Wüstenei und Öde"), der deutlich macht, dass es um Erde geht. Aus der Fülle der Bedeutungen treffen also nur die zu, die sich auf Erde beziehen, womit das kosmische Erschaffen ausscheidet und anderes Schaffen sich in Zusammenhang stellt. Der Plural "die Götter", das wiederholte "Es wurde Abend, und es war Morgen" (Gen 1,5 ff.), sowie das Dasein der Erde vor den Lichtern des Himmels, fügen sich in den auf Erde weisenden Zusammenhang ein und schließen eine Welterschaffung als sachlich falsch aus. Allerdings, die Suggestion wirkt: Der Mythendichter sucht sich seine Leser aus.
"Himmel" gehört zu den Worten, die eine Singularform haben, aber die Pluralform für Singularbedeutungen einsetzen. Sie birgt eine Besonderheit: "die Himmel" unterscheidet sich von "öde" durch den kleinsten Buchstaben des hebräischen Alphabets, dem Jod, einem Strichlein oder Pünktchen, das auch ein Spritzer der Schreibfarbe sein könnte. Eingeweihte wussten, dass "Himmel" als "öde" und "Erde" als "Land, Bevölkerung, Ackerland" zu lesen ist. Jesus deutet es an mit der wunderbaren, ins Kosmische gezogenen Metapher: "Bis dass Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz" (Matthäus 5,18 Lutherbibel). Der erste Satz ist zu lesen: Am Anfang machten Götter die Öde zum bebaubaren Land."Und es war finster auf der Tiefe" (1M1,2).
"Die Welt war nicht erleuchtet. Es war kein Tag: es war keine Nacht, es war kein Mond. Dann sahen sie, dass die Dämmerung kam; dann kam die Dämmerung" ("Chilam Balam-Bücher", Yukatan).
"Es wurde Abend, und es wurde Morgen" (Gen 1,5 ff.)
"Und sie kamen zusammen, fanden sich ein und gingen daran nachzudenken in Dunkelheit und Nacht … Nur wenig fehlte außerdem, dass Sonne, Mond und Sterne über den Scheiteln der Erbauerin und des Schöpfers erschienen" (Popol Vuh).
"Und Gott sprach: Es werde Licht! … Da schied Gott das Licht von der Finsternis".(1M1,3-4)
Es beginnt mit Licht bevor die Himmelskörper in den Himmel gesetzt werden, was sagt, dass die Himmelskörper noch nicht sichtbar sind, doch Licht schon durchscheint, Tag von Nacht unterscheidbar ist. Es war finster auf dem Planeten von vulkanischem Staub, finster in den Tiefen, in höheren Lagen nicht so finster; der Tag begann wie Abend, am Mittag war es wie in der Morgendämmerung, nachmittags kam die Nacht. Gott schafft Pflanzen vor Himmelskörpern, was sagt, dass schon genug Licht für Vegetation durchkam, obwohl die Himmelskörper noch verdeckt waren. Erst danach setzt Gott Sonne, Mond und Sterne in den Himmel, in der Reihenfolge des Mythos der Maya. Der erste Stern erschien, als Kinder der Ankömmlinge Sterne nur aus Erzählungen kannten.
Vögel werden vor Landtieren erschaffen, Walfische, als einzige Art benannt. Es fällt auf, wie schlecht Landtiere beschrieben sind: es ist kriechendes, schwerfällig sich bewegendes Gewürm, Getier. Gott fragt den Menschen, wie er diese Tiere nennt. Man merkt die Unsicherheit in der Beschreibung des Landes, die riesigen Waldflächen des Festlandes sind gar nicht erwähnt. Woher kam wohl dieser Gott?
12.
"Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser" – kein creatio ex nihilo, Wasser ist da, und Gott hat mit diesem Wasser etwas im Sinne."Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste" (1M1,6-7).
"Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Orte, damit das Trockene sichtbar werde" (Gen 1,9 Einheitsübersetzung).Schön, aber sinnlos, denn das sich an der Feste sammelnde Wasser verdeckt Land, in Wüstenei zweimal sinnlos. Luther versucht es mit der Falschübersetzung "an besonderen Orten" abzuschwächen, doch da ist das Aleph-Chet-Daleth mit der Bedeutung "einer, derselbe, der erste". Es sei denn, die "Feste" ist ein Damm. "Damit das Trockene sichtbar werde", übersetzt Luther als "daß man das Trockene sehe". Nachdem sich das Wasser gesammelt hatte, konnte man sich das Trockene ansehen - und tun was man damit vorhatte. Erst Damm und Stausee machten Wüstenei und Öde zum Garten Eden: Sinnvoll nur dann, wenn die "Feste" ein Damm ist. Nachdem sich das Wasser gesammelt hatte, konnte man sich das Trockene ansehen - und tun was man damit vorhatte. Erst Damm und Stausee machten Wüstenei und Öde zum Garten Eden:
"denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber der Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete das Land" (1M2,5-6).
Nebel von der Erde! Es ist bewässertes Land. Ein technisches Unternehmen:
"Wo warst du, als ich die Erde gründete? … Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer auf sie die Richtschnur gezogen hat? Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne? Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, … als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore … " (Hiob 38,8-10).
Oben Öde, unten bewässertes Land, dazwischen der Damm. Zweiter Tag der Schöpfung, Tag des Erschaffens der Kultur unserer Zeit, den Gott nicht gutheißt. Nicht mehr Mythos. Geschichte.
13. "Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker" (1M2,7). Mit "Elohim" übersetzt wäre: "Da machten die Götter den Menschen aus Erde vom Acker". In der Sprache der Mythen ist "Erde" und "Acker" auch Mutter und Weib. Im Atharvaveda heißt es: "Die Frau ist lebendiges Erdstück: sät in sie, Männer den Samen". Äschylos sagt von Ödipus, er "wagte den geheiligten Acker der Mutter zu besamen, die ihn geboren hatte". "Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt! Und legt euch einen Vorrat an!" (Koran 2,223) - was für ein Wort für diese Geschichte – der "Vorrat". "Acker" ist ein Urwort, im lateinischen agere – "treiben, wirken, handeln", das "Agieren" schlechthin. "Aus Erde vom Acker" ist nur in diesem Sinne zu verstehen, da es am Anfang keine Landwirtschaft gab."Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei … Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloß die Stelle zu mit Fleisch. Und Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin heißen, darum daß sie vom Manne genommen ist" (1M2,18-24).
Zum Aufbau einer Zivilisation war eine schnell wachsende Population nötig, also eine Population mit vielen Frauen. Die Ankömmlinge brachten keine oder nur wenige Frauen an Land. Sie mussten die Population mit eingeborenen Frauen aufbauen. Doch dieses, auf Aufbau der Zivilisation ausgerichtete, Vorhaben war einem anderen unterzuordnen, als sich herausstellte, dass diese Frauen kurz lebten und ihre Kinder schnell alterten, folglich der langlebige Typus in absehbarer Zeit aussterben würde. Dem konnten sie entgegenzuwirken, indem sie zum anfänglichen Grundbestand eingeborener Frauen keine weiteren Frauen in den Garten Eden aufnahmen, also Kinder mit ihren Töchtern zeugten. Die Aussichten auf Erfolg waren umso größer, je länger die Ankömmlinge lebten, vorausgesetzt sie hielten die Söhne von Frauen fern.
Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. (1M2,21-23)
Die im ersten Buche Mose angeführten Ehen sind Verwandtschaftsehen. Nahors Frau Milka ist seine Nichte. Abrahams Frau Sara ist seine Halbschwester. Lot zeugt Söhne mit seinen Töchtern. Rebekka, Isaaks Frau, ist die Enkelin der Milka und seines Onkels Nahor. Jakobs Frauen sind seine Cousinen. Noch in geschichtlichen Zeiten gingen Herrscher Ehen mit Schwestern und Töchtern ein. Die Inzucht im Königshaus Ägyptens scheint nur deshalb so sonderbar, weil man dort daran festhielt, als es nicht mehr üblich war. Die Herrscher von Hawaii erklärten den Europäern, dass sie nur so ihre Kraft, "mana", erhalten konnten. Verwandtschaftsehen waren in Herrscherdynastien Europas bis ins 19. Jahrhundert d ie Regel.
In den Mythen der Griechen sind Zeugungen mit Töchtern nichts Anstößiges. Zeus zeugt Kinder mit den Töchtern Persephone und Aphrodite, mit Enkelinnen verschiedener Grade, von denen die trojanische Helena, eine Tochter mit der Leda, die bekannteste ist. Der sumerische Mythos sagt es genauer. Der Gott Enki befruchtet mit seinem Samen "Sumpf" und vereinigt sich danach mit der Muttergöttin Ninhursag, die ihm die Göttin Ninmu gebiert. Mit der Göttin Ninmu zeugt er die Göttin Ninkura, mit dieser die Göttin Uttu. Doch vor der Vereinigung mit Uttu stellt Ninhursag dem Gott Bedingungen. Obwohl er sie erfüllt, endet diese Vereinigung nicht wie die vorangegangenen. Ninhursag zeigt Enki acht verschiedene im Sumpf wachsende Pflanzen. Der Gott verschlingt sie, worauf Ninhursag ihn verflucht und verschwindet. Die Götter sind verwirrt, setzen Belohnung für das Wiederfinden der Göttin aus. Es deutet auf eine Revolte der Göttinnen. Leider ist der Text lückenhaft. Anschließend zeigt der tödlich verletzte Enki Ninhursag acht schmerzende Teile seines Körpers. Ninhursag erklärt, sie habe ihm acht Götter geboren, die ihn heilen können. Der sterbende Gott weist sie ab, doch sein Bruder Enlil erkennt die neuen Götter an und bestimmt ihr göttliches Schicksal.14.
"Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir's verkünden, deine Ältesten, die werden dir's sagen" (5M32,7).
Das Buch Genesis berichtet über die Lebenszeit in ununterbrochener Reihenfolge der Geschlechter. Nach anfänglicher Erhöhung des Lebensalters von 930 Jahren (Adam) auf 969 Jahre in der achten Generation (Methuschelach) kommt es zum Einbruch bei Lamech (777 Jahre), doch Noah, dessen Sohn, Letzter in der Aufzählung (1M5), erreicht mit 950 Jahren wieder das Alter seiner Vorfahren. Die Zahlen sind so unglaubwürdig, dass sie die Wahrhaftigkeit dieses großartigen Buches in Frage stellen. Sie sind in den Text spät eingefügt worden. Warum? Das Problem macht seit je Schriftgelehrten zu schaffen. Sie erklären die Zahlen damit, dass das Alter ehemals in Monaten gerechnet wurde, später in Halbjahren, da im Lande Kanaan zweimal jährlich geerntet wurde. Es überzeugt nicht. Schon die ältesten Tontafeln (4.Jt.) des sumerischen Kulturbereiches, zu dem die Vorväter Abrahams gehörten, lassen keinen Zweifel, dass man die Periode des Jahres kannte und praktisch nutzte. Es war ein Mondjahr von 12 Monaten und 354 Tagen, das durch Einschalten eines dreizehnten Monates alle drei Jahre zum wahren Jahre korrigiert wurde. In Babylonien wurde diese Korrektur aus fiskal-politischen Gründen regelmäßig und exakt durchgeführt, da man dazu den heliakalen Aufgang von Sternen nutzte, was eine ausgezeichnete Kenntnis periodischer Veränderungen des Sternenhimmels voraussetzt. Die Hebräer, die die Zeitrechnung der Babylonier übernahmen, feierten ihre religiösen Feste immer im jahreszeitlichen Rahmen, woraus zu schließen ist, dass auch sie das Mondjahr mit für die Praxis ausreichender Genauigkeit zu korrigieren wussten. Es ist unwahrscheinlich, dass sie nur den Abstand religiöser Ereignisse in Jahren gemessen haben. Der Text selbst widerspricht dieser Auslegung. Da ist nämlich der Zusammenhang des sich stetig nach der Sintflut verringerndem Alters, bis zu 175 Jahren des Abrahams und 147 Jahren des Jakobs. Der Übergang von in Monaten gerechnetem Alter zu in Halbjahren gerechnetem Alter müsste sich als sprunghafte, sechsfache, Verringerung des Alters zeigen. Sie ist nicht vorhanden. Dagegen lassen viele Stellen erkennen, dass man zwischen Jahren und Monaten sehr wohl zu unterscheiden wusste, wie in 1M8,13: "Im sechshundertundersten Lebensjahr Noahs am ersten Tage des ersten Monats . Und am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats". Überdies gibt es Stellen, wo der Zusammenhang Zweideutigkeiten ausschließt: Nachdem Hiob seine erwachsenen Kinder verloren hatte, bekam er "sieben Söhne und drei Töchter. Und Hiob lebte danach hundertundvierzig Jahre und sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied." (Hiob 42,13-17). Der Mythendichter ist sich der Unglaubwürdigkeit dieser Zahlen bewusst, denn er versucht sie durch monotone Wiederholung der Sätze die Skepsis abzuschwächen.
Die Verfasser des Buches entschieden sich diese Zahlen anzugeben, da sonst der Bericht unverständlich bliebe. Der langlebige Typus würde nur dann reproduziert, wenn die Ankömmlinge lange genug lebten, um mit Töchtern und Tochtertöchtern möglichst vieler nachfolgender Generationen des Grundbestandes der Frauen, und nur mit ihnen, Töchter zeugten.15. Der Auszug aus dem Garten Eden eines Teiles der Bewohner ist als Vertreibung für sündhaftes Verhalten dargestellt. Es war eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit. Der Zeitpunkt des Auszuges ist nahe dem Anfang der jüdischen Zeitrechnung von 3761 v.u.Z. anzusetzen. Die vorangehend "paradiesische" Periode könnte demnach sehr lang gewesen sein. Mit wachsendem Anteil des Erbgutes der Väter kamen vermehrt Männer zur Welt, die eigene Nachkommen anstrebten und glaubten sich durchsetzen zu können. Sie gingen in Wildnis oder Öde, und überlebten, wenn sie im Lande feindlich gesinnter Eingeborener an Frauen kamen. Sie würden sich behaupten, wenn es ihnen gelänge starke Populationen aufzubauen, und das konnten sie nur mit vielen Frauen. Unter diesen Bedingungen würde sich der Erbanteil der langlebigen Männer stark reduzieren, doch ein robuster, kriegerischer Menschentypus hervorkommen. Mit der Zeit wuchsen diese Populationen zu Stämmen und Völkern, die auch in Richtung des Garten Eden expandierten. Die Aufgabe der mit Frauen auf Befehl Gottes ausziehenden Männer, war diese Gefahr abzuwehren. Dazu bildeten sie eigene Häuser, ähnlich dem Garten Eden, die, wie aus den Lebenszeiten des Geschlechtsregisters hervorgeht, die Langlebigkeit anstrebende Politik des Gartens weiterführten. Dazu mussten sie neben den aus dem Garten Eden stammenden Frauen - Frauen des primären Grundbestandes - einen sekundären Grundbestand mit Frauen des Umfeldes anlegen.
Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. Zu dieser Zeit und auch später noch als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten" (1M6,1-4).
Nach Jahrtausenden der Migration von Männern aus dem Garten Eden gab es in diesem Umfeld Frauen hochgewachsene Frauen, ähnlich denen des primären Grundbestandes hervor, wie Frauen mit mädchenhaft rundlichem Gesicht, gewölbter Stirn, kurzer Nase und drallem Körper, von den Gottessöhnen als schön empfunden. Unter den Männern wiederum gab es solche, die den hohen Wuchs der Väter mit dem massiven Körperbau der Mütter vereinten, Riesen von ungewöhnlicher Körperkraft, von denen viel in Mythen und Überlieferungen.
Die Bezeichnung "Gottessöhne" bezieht sich auf Adam und seine Nachkommen bis Noah, doch es gab weitere nicht genannte Häuser (Nach Dtn 32,8; Anmerkung, waren es siebzig), die allesamt auf Erhalt des langlebigen Typus und Verteidigung ausgerichtete Fürstentümer zu verstehen sind. Sie würden ihre Aufgabe erfüllen, wenn die Frauen des primären Grundbestandes genug Töchter gebären würden, was in meist nicht der Fall war. Deswegen die äußerste Wichtigkeit der Wahl der Frauen des sekundären Grundbestandes. Leider war es oft nicht die richtige. Gott bedauert es mit Hinweis auf die Verkürzung der Lebenszeit, doch verurteilt die Gottessöhne nicht, denn es war auch jetzt eine machtpolitische Notwendigkeit. Eben diese Frauen gebaren viele Töchter, was das zur Abwehr eindringender Völker dringend nötige Wachstum der Population ermöglichte. Die Häuser der Urväter waren etwa 1500 Jahre erfolgreich. Dem flutartigen Eindringen der Völker des Umfeldes konnten sie, wie es die Geschichte dieser Region bezeugt, nicht standhalten. Mit dem Einbruch der Lebenszeit des Lamech ist diese Politik gescheitert. Die dramatisch verkürzten Lebenszeiten der Nachkommen (1M11,10-26), des für sein Rechtschaffen geretteten Noah, sagen, dass nichts zu retten war, weil es nicht genügend Frauen des primären Grundbestandes gab. Der Mythendichter kann nur noch die schlechtgewordene, kurzlebige Menschheit im Namen Gottes in einer Sintflut vernichten.16. Haben sie das Mögliche erreicht? Auch mit Unzucht, wie es der griechische Mythos mit dem zeugungswütigen Zeus und die Heilige Schrift mit der Ähnlichkeit der Namen in den Linien Kains und Seths zeigen (1M4,17-22), konnte man weit kommen.
In den Mythen töten Götter ihre Söhne. Der Himmelsgott Uranos stößt seine missratenen Kinder mit der Göttin der Erde Gaia in den Leib der Mutter zurück. Gaia hasst Uranos. Sie überredet ihren jüngsten Sohn Kronos den Vater zu entmannen und drückt ihm dazu eine Sichel in die Hand, womit gesagt ist, dass sie eine von Getreide anbauenden Eingeborenen stammende Göttin ist. Der zum obersten Gott kreierte Kronos ist grausamer als sein Vater, denn mit seiner Schwester Rhea vermählt, verschlingt er seine Kinder, außer dem Zeus, den seine Mutter durch eine List rettet. Die Mütter haben, ähnlich wie im sumerischen Mythos, sich dem Töten ihrer Kinder erfolgreich widersetzt.
Tantalos, König von Sipylos in Kleinasien ist unsagbar reich. Obwohl Sohn des Zeus und der Titannin Pluto, wird er in den Kreis der Olympier nicht aufgenommen, doch darf mit ihnen speisen und lauscht ihren Gesprächen. Er missbraucht die Freundschaft der Götter, stiehlt ihre Speisen Ambrosia und Nektar und teilt sie mit Sterblichen. Bei einem Festmahl für die Götter in Sipylos, schlachtet er seinen Sohn Pelops und setzt das Fleisch den Göttern vor. Außer der Demeter, merken sie es sofort. Der empörte Zeus tötet Tantalos und lässt ihn qualvoll im Tartaros leiden. Ein Mythos von unergründbarer Tiefe. Zeigt Tantalos seinen Groll? Wollte er die Götter würdig bewirten und sich ihnen ebenbürtig zeigen? Verrät er ein Geheimnis? Ambrosia und Nektar verhalf den Göttern offensichtlich nicht zu Unsterblichkeit. Ist etwa die ihnen vorgesetzte Nahrung das Richtige? Doch dafür bräuchte Tantalos nicht seinen Sohn schlachten. Soll damit gesagt sein, dass nicht besondere Speisen, sondern Tötung von Söhnen zur Unsterblichkeit führt? Demeter, die Getreidegöttin, kann Menschenfleisch nicht unterscheiden, weil bei landanbauenden Völkern Kannibalismus unbekannt war. Die bei den Römern ihr entsprechende Göttin Ceres wurde von Plebejern verehrt.
Beispiellos ist die Tat nicht. König Lykaon herrscht in Arkadien, einem abgelegenen Land auf dem Peloponnes, dessen Ureinwohner, dem Mythos zufolge, rohe Wurzeln aßen. Lykaon lehrt sie Kultur, aber ist - wie die Götter befinden - zu grausam. Zeus erfährt von der Grausamkeit Lykaons und besucht ihn inkognito. Lykaon stellt ihm ein Eintopfgericht mit Menschenfleisch auf den Tisch. Zeus erkennt es, wirft in äußerster Wut den Tisch um, verwandelt Lykaon in einen Wolf und tötet seine fünfzig Söhne oder nur neunundvierzig, da manche behaupten, Lykaon habe einen der Söhne geschlachtet. Lykaios bedeutet sowohl "von der Wölfin", wie "vom Himmel", seine Tochter, Kallisto, ist die "Schönste", eine andere Tochter, Dia, ist "die Himmlische". Verfolgte Lykaon mit größerer Grausamkeit als die Götter das Ziel, die göttliche Tochter zu zeugen?
Mythen sagen, die Götter töteten Söhne, aber zugleich, dass sie die Riesen unter ihnen, Männer, mit massivem Körperbau der Mütter, für Krieg und gemeine Arbeit, wie vom Halbgott Herakles berichtet, brauchten. Praktischer, überdies erwies sich die Knaben auswachsen zu lassen und in Schlachten abzuschlachten, weil Mütter unabhängig von Herkunft Tötung ausgewachsener Söhne hinnehmen. Mythen um Kriegsgöttinnen, wie die unfruchtbare Athene, und um kriegerische Frauen, die ihre männlichen Kinder töteten oder verstümmelten, sagen allerdings, dass man auch anderes versuchte.
Das Erste Buch Mose zeigt die Zwietracht Gottes. Im Verhältnis zu Abraham ist Gott nachgiebig und nachsichtig, als wollte er sehen, wie weit er auf seinem Wege kommt. Dagegen hat Gott, der Mose erscheint, ein klares Ziel: Er will ein Königreich der Priester und ein heiliges Volk schaffen. Davon ist das Volk, das er durch die Wüste führt, weit entfernt. Er wird mehrmals aufbegehrende Männer schlagen und die Übrigen in einen Krieg ziehen lassen, aus dem nur wenige zurückehren. So kann er Mose und die ihm Getreuen, das Wenige, was unter den Nachkommen Jakobs an genetischen Glücksfällen hervorkam, stark vermehren, "zum großen Volk machen" (2M32,10). In einem vierzig Jahre dauernden Wüstenzug wurde ein Geschlecht von Männer geboren, fähig das verheißene Land einzunehmen. Als Krieger vollbrachten sie Unmögliches (3M26,8), doch zu dieser Zeit - es ist Mitte des 2. Jahrtausend v.u.Z. - war die Lebenszeit nur noch wenig zu beeinflussen.
17. Nach der Aussage des sumerischen Mythos zeugt der Gott Enki vier Töchtergenerationen: (Sumpf)-Ninhursag-Ninmu-Ninkura-Uttu. Bei der letzten in der Reihe Uttu wäre die Erbanlage der kurzlebigen Mutter auf 1/16 reduziert. Bei Annahme einer Lebenszeit des Enki, die der im Geschlechtsregister des Ersten Buches Mose (1M5) angegebenen Lebenszeiten entspricht, wären mehrere Generationen von Töchtern zu erwarten. An Uttu, Tochter des Gottes Enki in vierter Generation seiner Töchter, scheitert das Bestreben des Gottes eine weitere Tochter hervorzubringen. Ihre Mutter Ninkura und Großmutter Ninmu, gehören wie Urgroßmutter Ninhursag zu den großen Muttergöttinnen, Uttu, obwohl höchster Geburt, ist nur bescheidene Göttin der Webkunst. Uttu müsste dem Gott schon sehr ähnlich gewesen sein, doch hat sie die Fruchtbarkeit der Mütter geerbt? Ist sie überhaupt fruchtbar? Ihr Emblem ist die Spinne, was an die Moiren, Schicksale spinnende Göttinnen der Griechen erinnert. Schicksale aller; auch der Götter. Bei den Römern ist es deutlicher: Die Parzen, ursprünglich Fruchtbarkeitsgöttinnen, wurden zu Schicksalsgöttinnen. Daran mochten sie gescheitert sein.
In der Schrift ist Sara, eine der wenigen bei Namen genannten Frauen in der Linie Sets, unfruchtbar und gebiert im fortgeschrittenen Alter nach Eintreten der Menopause erst durch besonderes Eingreifen Gottes den Sohn Isaak. Von dessen Frau Rebekka heißt es: "Isaak aber bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar (1M25,21)". Sie gebiert nach zwanzigjähriger Ehe nur einmal - die Zwillinge Esau und Jakob. Jakobs bevorzugte Frau Rachel - gebiert nach sieben Jahren den Josef, fünfzehn Jahre später den Benjamin, bei dessen Geburt sie stirbt. Der Bericht sagt zugleich, dass wenn man sich mit diesen Frauen lange genug befasste, sie am Ende doch Kinder kriegen. Leider keine Töchter.
Gott segnet mit Kindern, versucht ständiges Gebären zu erzwingen. "Hat eine Frau Blutfluss und ist solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage in der Unreinheit ihrer Regel verbleiben (Lev15,19). Wenn Frauen monatlich sieben Tage lang sich nicht waschen durften, waren sie interessiert bald wieder geschwängert zu werden. Diese Regel ermöglichte zugleich Männern ihren Samen ökonomisch einzusetzen, sodass tatsächlich ein Mann zum Vater eines Volkes werden konnte (1M17,4-6, 2M32.10, 4M14,12). Im griechischen Mythos beleidigten die Männer von Lemnos ihre Frauen wegen des üblen Geruches, mit dem, wie der Mythos sagt, Aphrodite sie bestrafte, weil sie sich weigerten die Göttin zu verehren. Sie gingen nicht ins Bad, spielten den Männern keinen üblen Streich, sie ermordeten sie. Sie verehrten vermutlich einen Gott, der die Einhaltung der Reinheitsregel forderte. Unglücklich waren sie nicht. Solange die Sitten der polyandrischen Gemeinschaft galten, genossen sie nach Schwängerung bis zur nächsten Regelblutung geschlechtliche Freiheit.
Unglücklich wurden sie in Harems. Salomo "hatte siebenhundert Frauen und dreihundert Nebenfrauen; und die Frauen verleiteten sein Herz" (1Kön11,3). Harems hatten alle Herrscher des Orients und Nordafrikas, einige haben Salomo gar überboten, und es waren beileibe nicht Männer höchsten Geistes. In Harems wurden Frauen, die einst in polyandrischen Gemeinschaften lebten, versklavt. Die Verfasser des Buches mussten darüber sehr vorsichtig berichten.
Die Einzige, die im 1. Buch Mose als Muttergöttin zu deuten wäre, ist die gleich am Anfang der Geschichte zur Salzsäule erstarrte Frau Lots, von der nichts auf der Erde bleiben wird - der Mythendichter lässt sie mit dem Wasser ins Meer zurückkehren. Allein sie gebar zwei Töchter, und erfüllt damit die Bedingung des Wachstums der Population. Damit ist sagt, dass es nicht gelang Frauen, fruchtbar wie die Mütter der Ankömmlinge hervorzubringen18. Im Anfang des Zweiten Buches Mose stehen Frauen im Vordergrund:
"Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen: Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt sieht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben. (2M1,13)
Da rief der König die Hebammen und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lässt? Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren. (2M1,18-19)
Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben" (2M1,22).Der Mythendichter weist auf den Zusammenhang zwischen Knabentötung und der Wiedergeburt des Göttlichen im Menschen. Im Alten Testament ist es Mose, im Neuen Testament - Jesu.
"Und es ging ein Mann aus dem Hause Levi und nahm ein Mädchen aus dem Hause Levi zur Frau. Und sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass es ein feines Kind war verbarg sie ihn drei Monate. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils" (2M2,1-3).
Ein nicht so feines Kind hätte sie nicht verborgen und wäre ihr nicht des Kästchens wert? Nebenbei bemerkt, dieses Mädchen ist die Tante ihres Mannes (2M6,16-20).
"Und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen" (2M2,10).
Die Tochter des Gott-Königs lässt den Knaben aus dem Wasser ziehen und adoptiert ihn, weil sie an ihm als göttlich geltende körperliche Merkmale erkennt. Jakobs Sohn, Josef, kommt in Ägypten, wo immer ihn das Schicksal fallen lässt, in hohe Ämter, nicht nur, weil er Träume deuten kann. Ihn zeichnet aus, was sofort bemerkbar ist.
"Und er nahm von allen seinen Brüdern fünf und stellte sie vor den Pharao (1M47,2).
Fünf Viehhirten, die dem König stanken, aber wie Josef sich durch archaische Körpermerkmale auszeichneten. Seinen Vater stellt er zunächst nicht vor, denn Jakob ist Riese. Doch der König ist interessiert. Fragt Jakob nach dem Alter.
"Die Zeit meiner Wanderschaft ist hundertdreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft"(1M47,9).
So lange lebten, wie Ägyptologen berechneten, auch die Könige Ägyptens im Alten Reich, in Jakobs Zeiten allerdings schon bedeutend kürzer. Dennoch, die Bildnisse des Königs Amenophis IV, der sich Echnaton nannte, sind wohl dem urtümlichen archaischen Typus am nächsten. Echnaton, ein Gott-König, der nur die Sonne anbetete, weil er keinen Grund hatte andere Götter zu verehren. Sein Thronname wird als: "Mit vollkommenen Gestalten, der Einzige des Re" wiedergeben.
19. Die Bedingungen für Langlebigkeit sind teilweise reproduzierbar, was an einen Versuch zur Rückentwicklung auf Langlebigkeit denken lässt.
Die Überlieferungen von Langlebigkeit kommen aus Zeiten, in denen sie unglaubhaft geworden ist. Die Verfasser können sie nur andeuten, wie in 1Mose6,2-3: "da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre", womit sie sagen, dass Lebenszeit und Geisteskraft aneinander gebunden sind und dass die Ursache des Rückganges der Lebenszeit im Erbgut der Frauen liegt. "Mensch" ist das Wort für Nachkommen von Männern eines bis zum Ende der letzten Eiszeit erhaltenen archaischen langlebigen Menschentypus und kurzlebigen Frauen des Festlandes. Sich von diesen Müttern zu lösen ist unmöglich. Einiges könnte trotzdem möglich sein, jetzt, wo der Mensch es zur Genetik und Molekularbiologie gebracht hat und sich vorgenommen hat ausgestorbene Tiere zu beleben. Was fehlt ist das Bekenntnis zum Geist als biologischer Anomalie und Glaube, diese Anomalie aus dem Erhaltenen deutlicher hervorzubringen können, als der Zufall es arrangiert.
Erste Darstellung: Dezember 2015
Zweite Darstellung: Juli 2017
Dritte Darstellung: Juni 2024